München/Berlin (dpa/tmn) – Sie sind winzig, können aber hochgefährlich werden: Zecken tummeln sich an Gräsern, Büschen oder Sträuchern. Vor allem in der wärmeren Zeit des Jahres stechen die Blutsauger zu und können Viren und Bakterien in den menschlichen Körper einschleusen.
Mit unschönen gesundheitlichen Folgen, denn neben Borreliose können die kleinen Tiere auch Frühsommer-Meningoenzephalitis übertragen – kurz: FSME. Der Erreger ist das FSME-Virus, mit dem sich Zecken infizieren und das sie dann an den Menschen weitergeben können. Die gute Nachricht: Es gibt eine Impfung, die vor der Krankheit schützt. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Welche Beschwerden bringt eine Meningoenzephalitis mit sich?
Zuerst einmal Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, also ein allgemeines Krankheitsgefühl. Die Beschwerden ähneln damit denen einer Grippe und werden oft fehlgedeutet. Mit dem Abklingen der Symptome ist für viele die Erkrankung überstanden – aber nicht für alle.
Bei einem Teil der Infizierten entzünden sich etwa eine Woche später in einer zweiten Krankheitsphase die Hirnhäute, das Gehirn oder das Rückenmark. Das kann mit Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit einhergehen. «Erkrankte sind zudem häufig lichtempfindlich», sagt Kristina Huber, Ärztin in der Ambulanz der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München.
Bei einem schweren Verlauf sind Krampfanfälle, Lähmungserscheinungen – etwa an Armen und Beinen – und auch Schluck- und Sprechstörungen möglich. Folgeschäden wie etwa eine dauerhafte Beeinträchtigung der Fein- oder Grobmotorik sind nicht ausgeschlossen. Wer FSME hat, ist übrigens nicht ansteckend.
Übrigens: Unmittelbar nach einem Zeckenstich kommt es häufig zu einer juckenden Rötung der betroffenen Stelle – das ist normal. Sie verschwindet meist innerhalb einiger Tage. Und wenn sich ein roter, sich ausbreitender Fleck mehrere Tage nach dem Zeckenstich zeigt? Dann ist das ein Anzeichen für Borreliose, nicht für FSME. Sinnvoll ist, damit zum Arzt zu gehen.
Borreliose kommt häufiger vor als FSME. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden im Jahr 2023 in Deutschland 475 FSME-Erkrankungen gemeldet. Nahezu alle Erkrankten waren nicht oder nur unzureichend geimpft.
Wie finde ich heraus, ob eine FSME-Impfung sinnvoll ist?
Gefährdet sind Menschen, die in sogenannten FSME-Risikogebieten leben und die sich viel in der freien Natur aufhalten oder sich eng um Tiere im Freien kümmern. «Sie sollten sich gegen FSME impfen lassen und die Impfung regelmäßig auffrischen», sagt Kristina Huber. So lautet auch die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Auch wer in FSME-Risikogebiete im In- oder Ausland reisen möchte, dem wird zum Piks geraten.
Denn mit dem FSME-Virus infizierte Zecken sind in vielen Ländern verbreitet. In Deutschland gehören zu den Risikogebieten vor allem Bayern, Baden-Württemberg sowie Teile von Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und dem Saarland. Das Robert Koch-Institut verzeichnet die Landkreise, die als Risikogebiete gelten, auf einer Karte, die jährlich aktualisiert wird (http://dpaq.de/2Qup6).
Wie sinnvoll die Impfung im Einzelfall ist, das kann man mit der Hausärztin oder dem Hausarzt besprechen. Mit Blick auf Reisepläne, sollte man das rechtzeitig tun: «Wer vorhat, im Urlaub wandern zu gehen, sollte etwa drei Monate vor Reiseantritt mit dem Impfen anfangen», sagt Huber.
Wie sieht das FSME-Impfschema aus?
Für eine Grundimmunisierung sind drei Impfungen nötig. Die zweite Impfung erfolgt 28 Tage nach der ersten. Der dritte Piks folgt etwa fünf bis zwölf Monate später, abhängig vom Impfstoff. Nach zwei Impfungen besteht bereits ein gewisser Schutz, für den Urlaub etwa.
Und wann ist die beste Zeit? «Das beste Timing ist, einfach mal mit dem Impfen anzufangen, um eine Grundimmunisierung zu haben», sagt Huber. Für die Kosten der Impfung kommt die gesetzliche Krankenversicherung auf, sofern man unter die Stiko-Impfempfehlung fällt.
Wie oft muss man auffrischen?
Empfohlen wird eine Auffrischimpfung nach drei Jahren – aber nur, wenn es weiterhin ein Ansteckungsrisiko gibt. Nachfolgende Auffrischungen erfolgen alle fünf Jahre, wenn man jünger als 60 Jahre ist. Wer 60 und älter ist, sollte sich alle drei Jahre einen frischen Piks abholen.
Schützt die FSME-Impfung auch vor Borreliose?
«Nein, die Impfung schützt nicht zusätzlich vor Borreliose», sagt Kristina Huber. Gegen Borreliose gibt es bislang keinen Impfstoff. Die Erkrankung, die anders als FSME durch Bakterien ausgelöst wird, lässt sich aber gut mit Antibiotika in den Griff bekommen.
Hingegen gibt es gegen FSME zwar eine Impfung, aber bei einem Krankheitsausbruch keine spezielle Therapie. Man kann dann nur die Symptome bekämpfen, nicht aber das Virus an sich.
Können auch Kinder eine FSME-Impfung bekommen?
Ja, es gibt Impfstoffe, die für Kinder ab einem Jahr zugelassen sind. Eltern sollten sich von einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin beraten lassen, ob die Impfung für den Nachwuchs sinnvoll ist. Auch wenn in der Fachliteratur überwiegend milde Verläufe bei Kindern beschrieben werden, können auch bei ihnen schwere Verläufe mit möglichen Folgeschäden auftreten.
Abgesehen von der Impfung: Wie kann ich mich noch schützen?
Um Stiche zu vermeiden, bietet sich lange, geschlossene Kleidung an, wenn man in der Natur unterwegs ist. «Die Hosenbeine steckt man am besten in die Strümpfe», sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer in Berlin.
Nach jedem Aufenthalt im Freien sollte man den Körper auf Zecken absuchen. Die Spinnentierchen können etwa auch an Achseln, Armen, Kniekehlen oder am Hals sitzen. Ist man fündig geworden, sollte man die Zecke so schnell wie möglich entfernen. «Je länger sie saugt, desto mehr steigt das Risiko, dass sie FSME-Viren oder Borrelien übertragen», sagt Sellerberg. Zum Entfernen eignen sich eine Pinzette oder eine Zeckenzange, -karte oder -schlinge.