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Wenn ein Bienenstock im Garten einzieht

Wachtberg/Weilrod (dpa/tmn) – Es gibt viele Gründe, sich als Imker zu versuchen. Manche wollen sich mit der Bienenhaltung für die Umwelt einsetzen, andere haben vielleicht Lust auf eigenen Honig. Und dann gibt es noch diejenigen Imkerinnen und Imker, die einfach Bienen mögen – wie Rieke Staeck aus Weilrod in Hessen.

«Mich macht es glücklich, wenn die Königin ein gesundes Volk aufzieht», sagt die 27-Jährige. «Der Anblick der frischen Zellen ist schön, es duftet gut und ich nehme die Natur ganz anders wahr.»

Imker werden jünger

Staeck ist unter den Imkern alles andere als Durchschnitt. Zwar werden Imker immer jünger und weiblicher, wie Torsten Ellmann zum Weltbienentag im vergangenen Frühjahr sagte. Ellmann ist Präsident des Deutschen Imkerbundes im nordrhein-westfälischen Wachtberg. Doch die Imkerei gilt immer noch eher als Altherren-Hobby.

Von den laut Imkerbund knapp 150.000 Imkern in Deutschland sind rund 78 Prozent männlich, das Durchschnittsalter beträgt rund 55 Jahre. Das ist im Vergleich zu früher fast jung – laut Ellmann lag das Durchschnittsalter schon mal bei etwa 65 Jahren.

Ebenfalls erfreulich für den Verband: Nach einem jahrzehntelang andauernden Tief steigt die Zahl der Imkereien in Deutschland seit 2017 stetig an. Damit gebe es in Deutschland ungefähr so viele Imkereien wie vor 60 Jahren, so Ellmann. Allerdings betreute damals jede Imkerei im Schnitt elf Bienenvölker, heute sind es knapp sieben.

Rieke Staeck gehören sechs Völker. Bienen mochte sie schon immer, vor sechs Jahren nahm sie dann aus Neugier an einem Kurs für Imker-Neulinge teil. Eigentlich interessierte sie nur die Theorie, schließlich lebte sie, damals noch Studentin, in einer Mietwohnung in Karlsruhe – und hatte keinen Platz für Bienen. An ein Bienenvolk kam sie rasch nach dem Kurs durch Zufall.

Krankheiten sind ein großes Thema

Staeck konnte ihre Honigbienen bei einem anderen Imker unterbringen – und sich weiter in das Thema einarbeiten. Ihr Fazit: «Es ist sehr komplex.» Schließlich geht es um Tiere und Lebensmittel, etliche gesetzliche Bestimmungen wie die Honigverordnung sind zu beachten. Und auch Seuchenschutz ist ein großes Thema.

Zudem können Bienen einige üble Krankheiten bekommen. Zu den größten Feinden gehört die Varroamilbe. Sie schädigt Winterbienen, die im Herbst schlüpfen und den Stock warmhalten. Mehrfach im Jahr behandelt Staeck ihre Bienen gegen die Parasiten. Und auch die Amerikanische Faulbrut, eine Bienenseuche, ist gefürchtet.

Der Imkerbund nennt weitere Themen, mit denen sich deutsche Bienenhalter beschäftigen müssen: Schädlinge wie die Asiatische Hornisse, die sich ausbreiten, etwa. Außerdem müssen immer wieder Bienenvölker bei der Ausweisung von Naturschutzgebieten weichen. Auch der Klimawandel macht den Insekten zu schaffen – und damit den Imkern.

Ist der Winter zu warm, beenden viele Bienen ihre Winterruhe verfrüht. Sie begeben sich auf Nahrungssuche, finden jedoch kaum Pollen oder Blüten. Ist es dagegen wie im vergangenen Frühling zu nass und kühl, können die Bienen ebenfalls nicht ausfliegen. In beiden Fällen muss der Imker zufüttern, um die Völker vor dem Verhungern zu schützen.

Viele Anfänger geben auf

Und nicht immer kommen die Bienenvölker gut durch die kalte Jahreszeit. Jedes neunte Bienenvolk in Deutschland überlebte den vergangenen Winter nicht, wie eine Befragung des Fachzentrums Bienen und Imkerei im rheinland-pfälzischen Mayen ergab. Mit Blick auf die Vorjahre war das noch wenig: Im Vorwinter starben beispielsweise fast 21 Prozent in der kalten Jahreszeit.

Immer wieder resignieren Imker-Anfänger angesichts der zahlreichen Schwierigkeiten. «Viele begeistert ins Hobby startende Neuimker geben nach zwei, drei Jahren wieder auf», heißt es vom Imkerbund. Sie hätten den Aufwand für die Imkerei unterschätzt.

Staeck, deren Bienenvölker mittlerweile im Garten ihrer Mutter in Weilrod leben, ist dabeigeblieben. In den Sommermonaten beschäftigt sie sich jede Woche etwa vier bis fünf Stunden mit ihren Bienen, entnimmt die Brut, um den Stock vor den Varroa-Milben zu schützen, die gleichzeitig mit ausgebrütet würden. Im Winter ist weniger zu tun. Dann kontrolliert Staeck nur hin und wieder, ob ihre Bienen genug Futter haben – und die Bienenstöcke unbeschadet sind.

Imker-Paten helfen beim Start

Die gute Nachricht für alle, die nun Lust aufs Imkern bekommen haben: Bienenstöcke können im Prinzip überall aufgestellt werden – vorausgesetzt, der Grundstücksbesitzer ist einverstanden. Zudem müssen Bienenhalter ihre Stöcke beim Veterinäramt vor Ort anmelden, in manchen Bundesländern auch bei der Tierseuchenkasse.

Doch vorab gilt: Wer Imker werden möchte, sollte sich laut Empfehlung des Imkerbundes zunächst an einen Imkerverein oder beispielsweise an ein Bieneninstitut wenden – und sich dort zu einem Imkerkurs anmelden. Will man sich danach Bienen anschaffen, kann man in einigen Vereinen die Unterstützung von «Paten» bekommen, also von erfahrenen Imkern, die Neulinge unter ihre Fittiche nehmen. Die Grundausrüstung inklusive Imkerkurs und der ersten Bienenvölker, Schutzkleidung und Honigschleuder kostet zwischen 1000 und 1500 Euro.

Außerdem sollte man sich über eines Gedanken machen: Was man mit dem Honig der eigenen Bienen anstellen möchte. Jedes Bienenvolk produziert jährlich im Schnitt 20 bis 30 Kilogramm. Zum Vergleich: Der Durchschnitts-Deutsche verzehrt pro Jahr gerade mal 1 Kilogramm.

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