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Wende im Ita-Übernahmepoker: Rom entscheidet sich gegen Lufthansa

Monatelang galten die Lufthansa und deren Partner MSC als Favoriten für die Übernahme der Fluggesellschaft Ita Airways. Nun entschied sich die Regierung in Rom zunächst gegen das Duo und für einen US-Fonds. Endgültig gescheitert scheinen die Deutschen noch nicht.

Überraschung im Übernahmepoker für die Fluggesellschaft Ita Airways und Niederlage für die Lufthansa: Nach monatelangem Warten hat das italienische Finanzministerium einen US-Fonds und nicht den deutschen Konzern und dessen Partner, die Reederei MSC, für exklusive Verkaufsverhandlungen ausgewählt. Der Finanzinvestor Certares, der mit den Lufthansa-Rivalen Delta und Air France-KLM zusammenarbeitet, hatte ebenfalls ein Angebot eingereicht. Bis zuletzt galt die MSC-Lufthansa-Offerte als Favorit.

Das Finanzministerium als Ita-Eigner verkündete am Mittwoch, dass die Offerte von Certares mehr den Anforderungen entspreche, die die Regierung im Februar für eine Übernahme des Nachfolgers der Traditionsgesellschaft Alitalia formuliert hatte.

Nach den Verhandlungen mit Certares werden verbindliche Verkaufsverträge aber nur unterschrieben, wenn der Staat mit den Details zufrieden ist, wie es in der Mitteilung hieß. Das bedeutet, dass ein Deal noch nicht endgültig ist und damit möglicherweise auch die Lufthansa und MSC noch Chancen haben.

Man nehme die Entscheidung der Regierung zur Kenntnis, sagte ein Lufthansa-Sprecher. «Wir glauben aber weiterhin, dass unser Angebot die bessere Perspektive für die Ita geboten hätte.» Die italienische Regierung habe sich nun für einen Weg entschieden, der mehr staatlichen Einfluss auf Ita bedeuten könne.

Die Container- und Kreuzfahrtreederei MSC sowie die Lufthansa wollten 80 Prozent der Anteile an Ita für rund 850 Millionen Euro übernehmen. Certares gab ein Angebot für rund 55 Prozent der Anteile ab. Dafür werden dem Staat offensichtlich mehr Mitspracherechte eingeräumt: Zwei von fünf Vorstandsposten etwa sollten an das Finanzministerium gehen, das zudem ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen habe, wie italienische Medien berichteten.

Unklar ist, inwieweit die Aussicht auf eine rechte Regierung in Rom Einfluss auf die Entscheidung hatte. Giorgia Meloni von der rechtsextremen und nationalistischen Partei Fratelli d’Italia, die Umfragen zufolge beste Chancen hat, nach der Wahl am 25. September Ministerpräsidentin zu werden, hatte angedeutet, dass sie einen fast vollständigen Verkauf der Ita an ausländische Unternehmen kritisch sieht.

Medienberichten zufolge zeigten sich die Lufthansa und MSC in den vergangenen Monaten vergleichsweise hartleibig. Die geplante Übernahme von 80 Prozent hätte das staatliche Mitspracherecht deutlich gemindert und faktisch eine Privatisierung bedeutet. Mit Vertragsstrafen wollte man sich zudem gegen Überraschungen im weiteren Verkaufsprozess schützen.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat immer wieder die Bedeutung des italienischen Marktes betont, in dem sein Konzern längst eine wichtige Rolle spielt. Neben der Air Dolomiti werden viele italienische Passagiere für Fernflüge über die Lufthansa-Drehkreuze München, Zürich und Frankfurt geleitet. Italien ist der zweitwichtigste Auslandsmarkt für den Lufthansa-Konzern nach den USA.

Die Lufthansa hat bewiesen, dass sie ehemalige Staatsgesellschaften in ihr Multi-Drehkreuz-System integrieren kann: Die Swiss ist längst zur Ertragsperle unter den diversen Lufthansa-Töchtern geworden. Auch Austrian und die belgische Sabena-Nachfolgerin Brussels Airlines wurden nicht einfach eingestampft. Unter anderem hatte Spohr damit geworben, Rom als Ita-Drehkreuz zu erhalten. Die Lufthansa werde nach dem Dämpfer nun die eigenen Aktivitäten auf dem italienischen Markt intensivieren, sagte der Sprecher.

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