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Wegemarkierer im Einsatz: Ehrenamtliche bereiten Wandersaison vor

Borkenkäfer, Stürme, Dürre: Schäden im Wald machen sich auch auf den Wanderwegen bemerkbar - denn mitunter werden sie dann gesperrt oder verlegt. Ehrenamtliche Wegemarkierer kontrollieren die Strecken und schildern sie aus.

Um das quadratische Zeichen sauber an den Baum zu bringen, braucht es einen Dreikantschaber, eine Metallbürste und eine Pistole, geladen mit umweltfreundlichem Klebstoff. Aber das Wichtigste, sagt Andre Lange, sei die Auswahl der richtigen Stelle. Wanderern muss die Markierung sofort ins Auge fallen, auch im Sommer soll sie möglichst nicht von Ästen und Blättern verdeckt werden. «Das braucht auch mal Kreativität.» Der 55-Jährige ist ehrenamtlich als Wegemarkierer im Einsatz. Für den Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) kontrolliert und setzt er Zeichen entlang der Wanderwege.

Lange ist einer von über 1000 Wegemarkieren, die in ihrer Freizeit im Auftrag des Gebirgsvereins rund 43 000 Kilometer der nordrhein-westfälischen Wanderwege ablaufen. Im Durchschnitt seien die Ehrenamtlichen etwa 60 bis 65 Jahre alt, sagt Lars Runte, Leiter der Abteilung Wegemanagement im SGV. Manch einer sei mit über 80 noch unterwegs, andere Strecken würden dagegen von jungen Familien betreut. Wegemarkierung werde immer mehr auch ein Ehrenamt für alle Altersgruppen. «Das bricht gerade auf.»

Die Organisation des Ehrenamts wurde in den letzten Jahren professionalisiert. Früher sei eine Person für einen Wanderweg zuständig gewesen, berichtet Runte. Das gebe es heute teilweise auch noch. Der SGV habe aber auch ein Wabensystem eingeführt, das die Wegenetze der Kommunen aufteilt. Der Verein beauftrage dann jeweils einen Ehrenamtlichen für eine Wabe, was die Arbeit vereinheitliche. Die Zahl der Freiwilligen steige derzeit leicht an – «aber wir suchen vereinzelt auch Leute, aktuell insbesondere im Ruhrgebiet.» Dort, aber auch im Raum Olpe und im Kreis Siegen-Wittgenstein sollen in nächster Zeit noch neue Waben hinzukommen.

Modernisiert wurde auch die eigentliche Markierungsarbeit. Längst sind die Ehrenamtlichen nicht mehr mit Pinsel und Farbe unterwegs, sondern kleben die Zeichen auf kleinen Aluschildern an die Bäume. Was auffällt: Schäden an bestehenden Markierungen und Wegen hätten sich klimabedingt in den vergangenen Jahren «eindeutig» erhöht, sagt Runte. «Borkenkäferkalamität ist da ein ganz großer Punkt.» Wo keine geeigneten Bäume mehr stünden, finanziere das Land in einem Projekt noch bis Ende Mai Holzpfosten, auf denen die Markierungen stattdessen angebracht werden können.

Borkenkäfer-Befall, aber auch Stürme und Sommerdürren haben die Wälder in NRW in den vergangenen Jahren stark beschädigt. Laut Waldzustandsbericht 2022 sind nur 28 Prozent der Bäume komplett gesund, der Rest weist unterschiedlich schwere Schäden auf. Rund 136 000 Hektar der insgesamt 935 000 Hektar Waldfläche sind abgestorben, hier müssen neue Bäume gepflanzt werden. Um die Wälder an sich verändernde Klimabedingungen anzupassen, sollen nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums zunehmend Mischwälder entstehen.

«Im Sauerland und im Bergischen spüren wir noch die Auswirkungen der kalamitätsbedingten Forstarbeiten und vereinzelt auch des Hochwassers», sagt Runte. Teils seien Wege nicht passierbar. Auch Arbeiten in Zusammenhang mit Waldbränden veränderten die Wanderregionen, erzählt er. Es würden Zugänge für Feuerwehr und Rettungskräfte geschaffen, was mitunter Wegeverlegungen nötig mache. Insbesondere zertifizierte Wanderwege verlören durch den Ausbau der Wirtschaftswege große Anteile an naturnahen Wegen.

In seinen Bereichen hielten sich die Waldschäden bisher in Grenzen, sagt der Wegemarkierer Lange, der vor einem Jahr zum SGV fand und gleich zwei Zuständigkeiten übernahm: für eine Wabe zwischen Hemer und Menden sowie einen Abschnitt des Jakobswegs in der Dortmunder Bittermark, der aktuell noch nicht im Wabensystem integriert ist. In den Wäldern habe er zuerst eine Bestandsaufnahme gemacht und die Strecken nach Wichtigkeit geordnet – wo fehlen die meisten Markierungen? Wo sind Kreuzungen, an denen sich die Wanderer verlaufen könnten? Dann machte er sich an die Arbeit.

«Mir macht das großen Spaß», sagt der Ehrenamtliche über seine ersten Erfahrungen. Nach einer Sportverletzung habe er sich vom Badminton zu einer weniger belastenden Betätigung umorientieren müssen. Als Mitarbeiter einer Krankenversicherung, der viel Zeit am Schreibtisch verbringt, sei er außerdem froh über den Ausgleich in der Natur.

Im SGV müssen Wegemarkierer die ihnen anvertrauten Wege im Zwei-Jahres-Rhythmus nachmarkieren. Das seien pro Wabe etwa 25 Kilometer im Jahr, sagt Runte. Bis September sollen die jährlichen Arbeiten abgeschlossen sein. Wie sich Ehrenamtliche ihre Wege aufteilen, bleibt ihnen überlassen. Eine Ausnahme bilden Wanderwege, die nach Kriterien des Deutschen Wanderverbandes zertifiziert wurden – die müssen jährlich und stets vor Saisonstart im Mai kontrolliert werden.

Lange erledigt seine Rundgänge am liebsten im Frühjahr, sagt er. «Das ist die schönste Jahreszeit im Wald.» Außerdem seien die Wege zum Saisonstart dann schon fertig.

Auch neue Wanderwege entstehen in Nordrhein-Westfalen immer wieder. Die Abstimmung solcher Verfahren, die Aufnahme neuer Wege ins Wegekataster und die Kontrolle der digitalen Karten gehören ebenfalls zum Aufgabenbereich des Wegemanagements. Stellen die Ehrenamtlichen auf ihren Rundgängen Abweichungen zwischen Karte und GPS fest, müssen sie diese dokumentieren.

Wenn Lange ausgestattet mit GPS-System, Werkzeug und Rucksack durch die Wälder läuft, wird er immer wieder auch von Wanderern angesprochen. «Manche sind erst mal skeptisch. Und fragen dann: “Dürfen Sie das überhaupt?”», erzählt er. Wenn er sein Ehrenamt dann erkläre, komme er aber mit den meisten Menschen schnell ins Gespräch. «Ich bekomme dann oft Fragen zu den Wanderregionen – die ich auch noch nicht immer beantworten kann.» In seinem Werkzeugkasten hat er deshalb mittlerweile auch selbst gemachte Kärtchen der verschiedenen Wanderwege dabei, «für neugierige Touristen».

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