Berlin (dpa) – Vor einem Jahr hatte das Schicksal von Jesiden im Irak, die vor dem IS-Terror in das Sindschar-Gebirge geflohen waren, Schlagzeilen gemacht. Mehr als 10 000 Angehörige der Religionsgemeinschaft sitzen dort immer noch fest.
Tolan beklagte einen Mangel an politischem Willen zur IS-Bekämpfung. Die Sunnitenmiliz «IS, das sind vielleicht 40 000 bis 50 000 Verbrecher», sagte er. «Diese Barbaren kennen nur (…) die Sprache der Gewalt.» Nötig seien Luftangriffe und die Bewaffnung der Kurden. Zudem müsse man der Türkei klar machen, dass sie «jetzt endlich» den IS mit bekämpfe.
Während des «Völkermordes» an den Jesiden 2014 habe der IS türkisches Staatsgebiet genutzt, um Verwundete zu versorgen, Kämpfer zu rekrutieren und Waffen zu schmuggeln. «Die Türkei wusste davon und hätte dem schon längst Einhalt gebieten können», sagte Tolan. Die Kurden seien für ihren Kampf gegen den IS gefeiert worden.
Tausende Jesiden verdankten der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und den Volksschutzeinheiten (YPG), dass sie keine IS-Opfer geworden seien. «Und jetzt verhält es sich so, dass man genau diesen Leuten im Grunde den Rücken bricht.»