Wiesbaden (dpa/lhe) – Das hessische Gastgewerbe rechnet angesichts steigender Kosten für Strom und Gas mit dramatischen Folgen für die Branche. Die Energiekrise sei die «totale Katastrophe» und könnte existenzbedrohend sein, warnte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Hessen, Julius Wagner, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. «Dagegen war die Corona-Krise ein Spaziergang.» Rund jeder sechste Betrieb habe bereits neue Abschlagsrechnungen beim Strom bekommen – und sehe sich mit einer Vervierfachung bis hin zu einer Verzehnfachung konfrontiert. Beim Gas sei es nicht besser.
Er kenne Betriebe, bei denen die monatlichen Stromkosten von bislang rund 500 Euro auf 3000 Euro nach oben geschnellt seien, berichtete Wagner. Diese Mehrausgaben könnten nicht über steigende Preise für die Kunden ausgeglichen werden – denn da sei «nicht mehr viel Luft nach oben». Der Dehoga fordere von der Politik «Tempo und konkretes Handeln» was die geplanten Zuschüsse zu den Energiekosten für Betriebe angehe. «Es gibt im Moment nichts Verlässliches», kritisierte Wagner.
Beim Blick auf Herbst und Winter bereiteten den Gastwirten und Hoteliers auch die Unsicherheiten bei der Corona-Lage Sorgen. Dies laste «wie ein Damoklesschwert über den Betrieben», sagte Wagner. Es sei beispielsweise völlig offen, nach welchen Parametern in Hessen eine neue Maskenpflicht in den Betrieben drohen könnte. Dies wäre mit einer Ausnahme für Frisch-Geimpfte verknüpft – «aber für eine solche Kontrolle haben wir viel zu wenig Personal», sagte Wagner. Der Personalmangel begleite die Branche «als höchste Herausforderung parallel» zu den anderen Krisen.
Die hohe Inflation mache sich derzeit beim Gaststättenbesuchen von Privatleuten noch wenig bemerkbar – «etwa in den bürgerlichen Gasthöfen auf dem Land ist viel los», sagte Wagner. Dagegen spürten vor allem die Hotels in den Städten eine Zurückhaltung der Unternehmen bei Firmen-Veranstaltungen und Dienstreisen. «Die treten auf die Bremse», sagte Wagner. «Mal mit dem Verweis auf Corona, oder auch als Sparmaßnahme wegen der hohen Energiekosten.»