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Umweltrisiko Kaffeekapseln: Was steckt dahinter?

Berlin (dpa/tmn) – French Press und Filterkaffee in allen Ehren, aber wenn es schnell gehen muss, bieten sich Kapseln an – in Sekundenschnelle ist der warme, dampfende Kaffee fertig. Der Haken dabei: Viele Kaffeekapseln bestehen aus Aluminium. «Die unökologischste Kaffeekapsel, die es gibt», sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe.

Fischer beschreibt den energieintensiven Prozess: Zunächst wird das Erz Bauxit abgebaut, aus dem Aluminium hergestellt wird. Für den Abbau werden Landstriche umgegraben, Naturräume zerstört und giftige Chemikalien eingesetzt. «Und das, was zurückbleibt, ist der sogenannte Rotschlamm. Der ist schwermetallbelastet und wird nicht entsorgt, sondern in einem Auffangbecken endgelagert», erklärt Fischer. 

Später muss das Metall geschmolzen werden, das sei ein «großer Energieinput und alles andere als klimafreundlich». Im Vergleich zu vergleichbaren Mehrwegprodukten oder Kaffee-Großpackungen entsteht bei den Einweg-Kapseln aus Aluminium laut Fischer bis zu 25-mal mehr Verpackungsmüll.

Trotz Sammlung im Gelben Sack entstehen daraus keine neuen Kapseln

Aber immerhin landen die Kapseln doch im Gelben Sack, beruhigen Kaffeekapsel-Nutzer ihr Umweltgewissen. Doch da gibt es einen Haken: Das Recycling von Kaffeekapseln ist schwierig. Thomas Fischer zufolge bestehen die Kapseln in der Regel aus Neumaterial, dazu gehören auch Stanzreste aus der Produktion. Fischer vergleicht es mit Plätzchenbacken: «Sie haben einen Teig, stechen die Plätzchen aus und Reste bleiben übrig. Das können Sie zusammenpacken, wieder ausrollen und ausstechen, aber es ist derselbe ursprüngliche Teig.»

Aus alten Kapseln könne man jedoch keine neuen machen. «Für Kaffeekapseln brauchen Sie einen ausreichend hohen Aluminiumanteil. Der ist bei Materialien aus dem Gelben Sack jedoch nicht gegeben. In Deutschland gibt es rund 450 Aluminiumlegierungen, die unterschiedliche Mengen fremder Metalle wie Kupfer, Zink oder Magnesium beinhalten. Wenn die Aluminiumverpackungen aus dem Gelben Sack gemeinsam zu Gussaluminium geschmolzen werden, dann ist der Anteil an Aluminium zu niedrig und der von fremden Metallen zu hoch, um daraus neue Kaffeekapseln herzustellen.

Die Kapseln werden zwar recycelt, finden dann aber in einem anderen Anwendungsbereich Verwendung. Aus dem Aluminium werden Fenster- oder Fahrradrahmen – ganz verloren ist es also nicht.

Sind Kapseln aus Kunststoff oder Fasermaterial eine Alternative?

Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen. Kapseln aus Kunststoff sind zwar generell besser als Aluminium, ökologisch dennoch fragwürdig. Anstatt zu Kapseln kann man auch zu Pads greifen – dafür ist jedoch eine kompatible Kaffeemaschine notwendig. Pads aus faserbasiertem Material dürfen dann im Bio-Abfall entsorgt werden.

Vorsicht ist laut Fischer bei als biologisch abbaubar beworbenen Kapseln aus Biokunststoff geboten. Hier wird mit der Möglichkeit zur Entsorgung in der Biotonne oder dem heimischen Kompost geworben – das stimme aber nicht. Die Kapseln lassen sich nämlich nicht ohne Weiteres abbauen. «Mit der Ausnahme kleiner Sammeltüten darf Biokunststoff nach der Bioabfallverordnung grundsätzlich nicht in die Biotonne, weil die Kompostierungsanlagen Probleme mit dem rückstandsfreien Abbau haben», sagt Thomas Fischer.

Mehrwegprodukte als Lösung

Es gibt konkrete Mehrwegprodukte, die Abhilfe schaffen: Entsprechende Kapseln aus Kunststoff oder Metall kann man immer wieder neu mit Kaffeepulver befüllen und wiederverwenden. Das gleiche Prinzip gilt auch für Mehrweg-Pads. Damit können nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld gespart werden. Die Mehrwegangebote sind mit den meisten Kaffeemaschinen kompatibel.

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