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Umfrage: Arbeitgeberimage der Tourismusbranche hat gelitten

Das Tourismusbarometer 2022 attestiert der Branche einen Ansehensverlust bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Pandemie hat den Fachkräftemangel damit verstärkt. Das ist jedoch nicht die einzige Herausforderung, die die Experten sehen.

Die Pandemie hat laut dem Tourismusbarometer 2022 nachhaltig der Wahrnehmung der Branche durch die Beschäftigten geschadet. Das Image als krisensicherer Arbeitgeber sei angekratzt, heißt es in der am Dienstag in Heringsdorf vorgestellten Branchenanalyse des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV).

Zwischen 2019 und 2021 sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten im Gastgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns um neun Prozent zurückgegangen. Mit einem Rückgang von mehr als zehn Prozent überdurchschnittlich betroffen waren den Angaben nach die Kreise Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim sowie die kreisfreien Städte Schwerin und Rostock.

Gestützt auf Daten der Agentur für Arbeit verweist der OSV zudem auf die Probleme bei der Nachwuchssuche: Von 1674 gemeldeten Ausbildungsstellen blieben 2021 mit 473 demnach 28 Prozent unbesetzt. Zwar hält sich die absolute Zahl der bis zum Schluss verwaisten Ausbildungsplätze seit 2019 auf einem ähnlichen Niveau, die angebotenen Stellen sind jedoch von 1861 deutlich zurückgegangen. Mit Betriebsschließungen ist dieser Rückgang nicht zu erklären, eine Pleitewelle sei in der Pandemie dank der staatlichen Hilfen ausgeblieben.

Aus Sicht des Tourismusbarometers stellt sich für den Tourismus nun die Frage, wie die Qualität mit weniger Personal aufrecht erhalten werden kann. Denn die Nachfrage kehrt langsam zurück: Nach einem landesweiten Einbruch auf nur 4,5 Millionen touristischen Übernachtungen im ersten Halbjahr 2021 lagen diese den Angaben zufolge in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wieder bei 12,2 Millionen und damit nur noch 9,5 Prozent unter dem Jahr 2019.

Das Binnenland erholt sich hierbei langsamer als die Küstenregion: Während die Buchungszahlen an der Mecklenburgischen Ostseeküste den Angaben nach nur noch 5,5 Prozent unter dem Vor-Pandemie-Wert liegen, ist der Wert auf der Seenplatte noch 13,2 Prozent niedriger.

Mecklenburg-Vorpommern steht bei den Urlaubswilligen im nationalen Wettbewerb aktuell gut da: Mit einem Anteil von 19 Prozent an den Reiseabsichten im Inland sieht das Tourismusbarometer den Nordosten auf Platz 2, nur Bayern rangiert mit 27 Prozent höher in der Gunst.

Doch die Urlaubsgäste kommen der Analyse des Sparkassenverbands mit immer höheren Ansprüchen: Acht von zehn Unternehmen gaben demnach in einer Online-Befragung an, dass die Qualitätsanforderungen in den letzten zehn Jahren stärker gestiegen sind als die Möglichkeiten zur Preisanpassung.

Die Experten empfehlen den Touristikern daher, Potenziale der Prozessoptimierung und Digitalisierung zu nutzen. Doch auch die Mitarbeitersuche soll deshalb nicht vernachlässigt werden. Für die Unternehmen sei es wichtig, sich von alten Denkmustern zu lösen: «Das Hauptaugenmerk bei Investitionen lag bisher eher auf der Infrastruktur, dabei muss zunehmend die Personal- und Mitarbeiterpolitik in den Fokus gerückt werden.» Zu den Vorschlägen gehören neben flexiblen Arbeitszeitmodellen und attraktiven Mitarbeiterunterkünften auch neue Serviceleistungen und Mitarbeiter-Sharing zwischen Betrieben.

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