Hornberg (dpa/lsw) – Ein roter Doppelstockzug schlängelt sich an einem Berghang entlang und taucht dann in einen Tunnel ein. Später fährt der Regional-Express über die imposante Hornberger Gewölbebrücke, die das Reichenbachtal überspannt.
Die Schwarzwaldbahn ist seit langem eine Touristenattraktion und gilt als eine der malerischsten Bahnstrecken Deutschlands. Die Schienenverbindung in einer Art Postkartenidylle feiert in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag.
Die Deutsche Bahn (DB) lässt die roten Züge zwischen Karlsruhe und Konstanz fahren. Anlässlich des runden Jubiläums sind auf der zweigleisigen Gebirgsstrecke mit spektakulären Ausblicken auf Bauernhöfe, Schluchten und dunkle Tannenwälder erstmals ICE-Züge mit Neigetechnik unterwegs. Ohne Umsteigen von der Elbe bis zum Bodensee – so lautet das Motto. Auch S-Bahn-Züge der Ortenaubahn sind zu sehen.
Der verantwortliche DB-Regio-Manager Dirk Andres hebt die Verdienste von Eisenbahnpionier Robert Gerwig (1820 – 1885) hervor, der die Bahn im damaligen Großherzogtum Baden plante. «Gerwig hat die Strecke an den Berg gelegt. Er hat Brücken weitestgehend vermieden und Tunnel gebaut», erzählt Andres. Der Bahnbauer habe zu Fuß Täler und Berge erkundet, um sich ein Bild zu machen. 1865 begannen die Bauarbeiten, und am 10. November 1873 wurde die Bahn offiziell für den Verkehr freigegeben, heißt es auf der Seite von DB-Regio.
Gerwig zog die Strecke mit sogenannten Kehrschleifen in die Länge, um die knapp 450 Höhenmeter zwischen Hornberg und St. Georgen zu überwinden. «Er hat für elf Kilometer Luftlinie 26 Kilometer Strecke trassiert», resümiert Andres. Kurvenreich windet sich die Bahn immer noch durch die Ferienregion.
Auf dem Bauernhof der Familie Moser in Gutach liegt die regionale Eisenbahngeschichte sozusagen vor der Haustür. Und das sehr authentisch: Ein Schienenstück auf der Terrasse trägt unter einer Rostschicht kaum erkennbar die Jahreszahl 1872.
Der Bahndamm verläuft unweit des großen Gehöfts im Ortenaukreis. Die Familiengeschichte der Mosers ist eng mit der Schwarzwaldbahn verbunden, dabei kam es auch zu tragischen Ereignissen: «Gegen Ende des Ersten Weltkriegs geriet im Mai 1918 ein Munitionszug in Brand», erinnert sich Martin Moser. Granaten seien damals explodiert. Auch auf dem Hof brannte es, sein Großvater habe nach dem verheerenden Feuer das Haus neu aufgebaut. Granatenattrappen neben der Eingangstür weisen noch heute auf die Ereignisse auf dem Joklisbauernhof hin.
Zu Dampflokzeiten war in Gutach und woanders Vorsicht geboten. «Wir mussten die Wäsche reinholen und die Fenster zumachen», berichtet Elfriede Moser. Elektrifiziert wurde die Bahn erst in den 1970er Jahren.
Moderne Züge sind zwar sauberer, sorgen aber auch für Probleme. Seit Wochen klagen Anwohner über laute Fahrgeräusche. Die Bahn reagierte und versicherte, die Radsätze der Doppelstockzüge schrittweise zu erneuern. Eine verlässliche Prognose für Besserung gibt es aber bisher nicht, wie eine Sprecherin mitteilt. «Wir sind zuversichtlich, das bis zum Herbst in den Griff zu bekommen», sagt Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert (CDU).
Im vergangenen Jahr gab es Arbeiten an sogenanntem Oberbau der in die Jahre gekommenen Strecke, die bei Bahnern das schlichte Kürzel «4250» (gesprochen «zweiundvierzig fünfzig») hat. Drei der zahlreichen Tunnel wurden saniert. Für Fahrgäste war das unbequem – sie mussten phasenweise auf bestimmten Streckenabschnitten auf Busse umsteigen.
Bahn-Manager Andres rechnet nun mit einer guten Saison. «Nach der Coronapandemie wollen wir in diesem Jahr wieder die Zahl von rund 11,4 Millionen Fahrgästen erreichen, die wir 2019 hatten. Das werden wir schaffen.» Die Strecke sei ganz und gar untypisch. «Wir haben zwar viele Pendler, die montags bis freitags unterwegs sind. Am Wochenende fahren jedoch besonders viele Menschen.»