Hannover (dpa) – Der Tui-Konzern blickt am Mittwoch auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2021/2022 (bis Ende September) zurück. Nach dem letzten Winter, der in der Tourismusbranche stets die schwächste Reisezeit ist, arbeiteten sich die Hannoveraner im Laufe des Frühjahrs und Sommers weiter schrittweise aus der Corona-Krise heraus. Manche Branchenexperten rechnen mit Werten, die im Vergleich zum pandemiebelasteten Vorjahr deutlich besser ausfallen dürften – unterm Strich könnte das größte Tourismusunternehmen aber immer noch in den roten Zahlen bleiben.
Zwar konnte Tui von der wieder anziehenden Reisenachfrage profitieren, und die Preise für viele Urlaubsangebote erhöhten sich. Die Buchungen erreichten im Sommer bereits etwa 91 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Gleichzeitig waren nach der staatlichen Rettung der Gruppe zusätzliche Zinskosten für Darlehen zu berücksichtigen.
Im dritten Geschäftsquartal (April bis Juni) hatte es noch nicht für einen Gewinn gereicht. Obwohl Tui seinen Umsatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum von 650 Millionen Euro auf 4,4 Milliarden Euro fast versiebenfachen konnte, lag das bereinigte operative Ergebnis mit 27 Millionen Euro im Minus – dies war allerdings eine klare Verbesserung gegenüber 2021 (minus 670 Millionen Euro). Die Tui-Führung begründete den Verlust im laufenden Geschäft vor allem mit den Flugausfällen in Großbritannien, die Sonderkosten von 75 Millionen Euro brachten.
Für das kommende Jahr gab man sich zuletzt optimistisch. Laut Tui Deutschland buchen mehr Menschen All-Inclusive-Angebote. Außerdem sieht der Konzern schon seit längerem den Trend, dass sich Urlauber oft wieder teurere Reisen leisten wollen.
Der zum 1. Oktober abgelöste Vorstandschef Fritz Joussen hatte die gravierendsten Folgeprobleme von Corona als so gut wie beendet dargestellt. Die Rekordinflation ist jetzt die nächste Herausforderung. Der neue Tui-Chef Sebastian Ebel befürchtete im August jedoch nicht, dass gestiegene Kosten die Reisepläne der Kunden auf breiter Front durchkreuzen könnten.