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Trotz Hörgerät schlecht hören – woran liegt’s?

Freiburg/Mainz (dpa/tmn) – Mit zunehmendem Alter lässt das Hörvermögen bei vielen nach. Der Ausweg: ein Hörgerät. Doch nicht immer läuft es mit dem kleinen Helfer am Ohr rund. Vielleicht sind Gespräche nicht so gut möglich wie erhofft. Und das Vogelgezwitscher, auf das man sich so gefreut hatte, klingt dumpf oder ist gar nicht zu hören. Das sorgt für Frust: Wie kann das sein?

Verstopft oder falsch eingesetzt

Hat die Hörfähigkeit etwa noch weiter nachgelassen? Das muss nicht sein. «Es kann zum Beispiel sein, dass das Hörgerät nicht regelmäßig gereinigt wurde», sagt der Freiburger HNO-Arzt Michael E. Deeg.

So eine Reinigung ist wichtig, denn Ohrenschmalz (medizinisch: Cerumen) und Schweiß, aber etwa auch Staub, Pollen und Bakterien können die Ohrpassstücke verstopfen und die Mikrofoneingänge verkleben. Von solchen Rückständen sollte man das Hörsystem am besten täglich befreien.

Ebenfalls denkbar: Der Gehörgang selbst ist mit Ohrenschmalz verstopft und die Hörfähigkeit wird dadurch beeinträchtigt.

Oder die Batterie eines Hörgeräts neigt sich dem Ende zu oder ist schlicht leer. Immer wieder kommt es auch vor, dass Geräte mit einer Akku-Funktion nicht richtig in die Ladestation gesteckt wurden. So kann das Gerät nicht richtig funktionieren.

Und: «Für manche Ältere ist es schwierig, ihr Hörgerät richtig ins Ohr einzusetzen», sagt HNO-Arzt Deeg. Hierfür benötigten sie eine gute Anleitung des Hörakustikers oder der Hörakustikerin.

Die Erwartungshaltung kann eine Rolle spielen

Im Hinterkopf sollte man aber auch behalten: «Schlechtes Hören kann auch schlechtes Verstehen sein», sagt Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker. Denn gutes Hören spielt sich nicht nur im Ohr, sondern auch im Gehirn ab.

Viele warteten mit der Anschaffung eines Hörgerätes zu lange, beobachtet Schmidt. Im Schnitt gingen bis zur Kaufentscheidung sieben Jahre ins Land. In dieser Zeit hätten manche das Hören fast schon verlernt und müssten es sich wieder aneignen.

Vielleicht sind also zu hohe Erwartungen an das Hörgerät das Problem. Gleich wieder perfekt hören können? So läuft es eben meist nicht.

«Die Ohren und das Gehirn müssen sich erst wieder an die Geräusche gewöhnen, daher ist es wichtig, die Geräte gleitend anzupassen», so Schmidt. Gleitend heißt hier: Das Gerät wird schrittweise an das Hörvermögen und die Hörgewohnheiten angepasst – ein Prozess, der sich über Wochen oder sogar Monate erstrecken kann. Mit einem Hörtraining, das zum Beispiel Hörakustiker anbieten, wird das Hörvermögen reaktiviert.

Wo es Hilfe gibt

Doch an wen wendet man sich bei welchen Problemen? Treten beim Hören mit Hörgerät Probleme auf, sollte man den Hörakustiker zu Rate ziehen. Er oder sie kann oft die Ursachen ausloten.

Funktioniert das Hörgerät einwandfrei und ist das Hören dennoch schlecht, ist ein HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin die nächste Anlaufstelle. Er oder sie kann feststellen, ob sich womöglich die Gelenke der Hörknöchelchen verknöchert haben oder ob es einen Tumor oder Entzündungen im Mittelohr gibt. Alles Gründe, warum das Hören beeinträchtigt sein kann.

Kassen zahlen neues Gerät nach sechs Jahren

Übrigens: Eine Empfehlung, nach wie vielen Jahren ein vorhandenes Hörgerät ausgetauscht werden sollte, gibt es nicht. Grundsätzlich übernehmen gesetzliche Krankenkassen nach sechs Jahren die Kosten für ein neues Gerät. Sollte sich vor Ablauf dieser sechs Jahre die Hörleistung signifikant verschlechtert haben, dann ebenfalls.

Ist das bisherige Gerät noch funktionsfähig, ist ein Austausch nach sechs Jahren natürlich kein Muss. Generell gilt: Menschen mit einem Hörgerät sollten ihren jeweiligen Hörakustiker nach Bedarf – wenigstens aber alle drei bis vier Monate – kontaktieren, um checken zu lassen, ob alles noch reibungslos funktioniert.

Wie oft man Ohrenschmalz aus dem Gehörgang entfernen lassen sollte, ist individuell verschieden. «Bei dem einen bildet sich mehr Ohrenschmalz, bei der anderen weniger», sagt Michael Deeg. Mindestens einmal im Jahr sollten aber alle mit Hörgerät zum HNO-Arzt.

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