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Touristiker treten im Streit um Rügener LNG-Terminal aus Verband aus

Wegen des Streits um ein für Rügen geplantes Terminal für Flüssigerdgas (LNG) treten mehrere Mitglieder aus dem Tourismusverband Rügen aus. Grund sei die nicht abgestimmte Positionierung des Vorstandsvorsitzenden Knut Schäfer, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag. Schäfer hatte in einem Bericht des NDR gesagt, man müsse über ein Terminal in Mukran reden. Es gebe keinen Grund, an der Darstellung der Bundesregierung zu zweifeln, dass unter anderem die Gasversorgung Ostdeutschlands von dem Standort abhinge. Als Konsequenz treten den Angaben nach nun etwa das Ostseebad Binz als größte touristische Gemeinde und mehrere große Hoteliers aus dem Verband aus.

«Das Signal des Verbands gegenüber der Öffentlichkeit ist verheerend», heißt es in der Erklärung. Der Vorsitzende habe sich ohne Beschluss der Mitglieder in einer wichtigen Frage positioniert. Die Äußerungen stimmten mit den Statuten und dem Leitbild des Verbands nicht überein. Dazu gehörten die Interessensvertretung der Tourismuswirtschaft, die Sicherung der Naturlandschaft und ein nachhaltiger Tourismus.

«Die Bevölkerung von Rügen ist eindeutig gegen die Terminals», wurde der Binzer Bürgermeister Karsten Schneider zitiert. «LNG-Terminals wären ein harter Einschnitt für die Lebensqualität und die Sicherung der Arbeitsplätze auf der Insel.» Nach eigenen Angaben ist Binz mit einem jährlichen Umsatz von fast 280 Millionen Euro aus dem Tourismus der mit Abstand größte Wirtschaftsraum auf der Insel. Auch die Hutter Unternehmensgruppe, die nach eigenen Angaben mit 1250 Betten auf der Insel der größte Arbeitgeber und Anbieter im Tourismussektor ist, tritt der Erklärung zufolge aus dem Verband aus.

Unter den Abgängen ist auch Hotelier Ralf Schlüter, der erklärte: «Wir sind es unseren Gästen schuldig, die LNG-Terminals vollumfänglich und ohne Kompromisse von der Insel fernzuhalten.» Schäfer habe eine rote Linie übertreten.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatten am vergangenen Donnerstag nach einer Gesprächsrunde in Binz die Pläne für ein LNG-Terminal verteidigt. Zur offenen Frage nach dem genauen Standort plädierte Scholz während der nicht-öffentlichen Gesprächsrunde nach dpa-Informationen für den Hafen von Mukran. Nach Aussage von Teilnehmern verwies er mit Blick auf eine mögliche Alternative auf offener See auf technische Probleme. Auch Habeck hat demnach den Fokus auf Mukran gelegt. Die Pläne sorgen seit Monaten für heftigen Widerstand auf der Insel. Kritiker fürchten um die Umwelt und den wichtigen Tourismus.

Am Dienstag fand zudem eine Runde mehrerer Bürgermeister der Insel mit Vorpommern-Rügens Landrat Stefan Kerth (SPD) dazu statt. Etwa 20 der 38 Insel-Bürgermeister und -Bürgermeisterinnen nahmen laut Kerth teil. Überwiegend seien sie gegen ein Terminal am Standort Rügen.

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