Rostock (dpa/mv) – Der Tourismusbeauftragte von Mecklenburg-Vorpommern, Tobias Woitendorf, hat die Branche trotz der Krisen zu Optimismus und Durchhalten ermutigt. «Wir müssen aufhören, in der Branche jeden Tag den Weltuntergang herbeizubeten», warnte er am Mittwoch beim diesjährigen Tourismustag in Rostock. Vor allem die Verantwortungsträger müssten in dieser Krise nach vorne schauen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband zeigte sich enttäuscht und sprach von einer «Doppelmoral».
Bei dem bis Donnerstag dauernden Tourismustag trafen sich zum Auftakt rund 250 Vertreter von Unternehmen, Verbänden und Politik unter dem Motto «Zeitenwende im Tourismus». Woitendorf benannte auch die Schwierigkeiten: die Pandemie, Personalprobleme, der russische Angriff auf die Ukraine, die Preisexplosionen nicht nur bei Energie und nicht mehr vorhandene Planbarkeit. «Die Krisen stapeln sich.»
Allerdings seien viele Probleme dadurch höchstens verstärkt worden. Das treffe auch auf den Personalmangel zu. «Wir haben in den vergangenen Jahren vielleicht den Kompass und den «Drive» im Tourismus etwas verloren.»
In den kommenden Jahren sei es auch wichtig, den sozialen Aspekt von Urlaub im Blick zu haben. Es müsse sowohl die Top-Angebote in Spitzenqualität zu entsprechend hohen Preisen geben und zugleich naturnahe Ferienmöglichkeiten mit gutem und bodenständigem Service für kleinere Geldbeutel. Dazu biete der Nordosten viele Möglichkeiten.
Vor dem Veranstaltungsort hatten Vertreter von Dehoga und Einzelhandelsverband im Rahmen ihrer Protestaktion «5 nach 12» auf eine bedrohliche Lage für viele Unternehmen aufgrund der Energiepreise hingewiesen. An der Aktion beteiligten sich rund 20 Menschen mit Plakaten. Der Tourismusverband habe daraufhin die Polizei verständigt, kritisierte Dehoga-Präsident Lars Schwarz. «Wir sind mehr als enttäuscht. Drinnen werden Reden geschwungen, wie man sich in Berlin für uns einsetzt, und draußen werden die betroffenen Unternehmen verjagt – das ist wahre Doppelmoral.» Der Tourismusverband wies diese Darstellung zurück.
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer nutzte den Tourismustag zu einem Appell vor allem an junge Menschen, ihre berufliche Zukunft in Mecklenburg-Vorpommern zu suchen. Jeder, der im Nordosten aufwachse, habe gute Chancen, sich in dem Bundesland auch beruflich zu verwirklichen. «Bitte hierbleiben in Mecklenburg-Vorpommern. Wir brauchen Sie alle.»
Es müsse zugleich gefragt werden, wie attraktiv die Branche mit Blick auf Gehälter, Arbeitszeiten und Aufstiegschancen sei. Für die Fachkräftegewinnung müssten auch Pendler ins Land zurückgeholt und eine organisierte Zuwanderung umgesetzt werden, sagte Meyer. «Ohne Zuwanderung werden wir es nicht schaffen.»
Meyer hatte für mehrere Orte gute Nachrichten: Er verlieh den Gemeinden Hohenkirchen, Zarrentin am Schaalsee, Alt Schwerin, Elmenhorst/Lichtenhagen, Altwarp, Stolpe an der Peene und Ummanz die Anerkennung als Tourismusort nach dem Kurortgesetz. «Die hohe Resonanz aus den Kommunen des Landes zeigt uns, dass wir mit der Anerkennung zum Tourismusort einen richtigen Weg eingeschlagen haben.» Die Anerkennung berechtigt Kommunen, eine Kurabgabe einzuführen.