Schwerin (dpa/mv) – Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern steht aus Sicht der Landesregierung vor einem herausfordernden Jahr. Neben auch langfristig höheren Energiekosten habe sich das Verhalten der Gäste in der Pandemie hin zu kurzfristigeren Buchungen verschoben, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer bei einem Pressegespräch mit Branchenvertretern am Donnerstag. Damit lasse sich der Einsatz von Personal und Ressourcen schwerer planen.
Für das Gesamtjahr rechnet die Regierung bis Oktober mit 31 Millionen Übernachtungen. Laut Meyer wäre das ein Plus von fünf Millionen zum Vorjahr. Die Zahl der Übernachtungen bliebe damit aber um zwei Millionen unter dem Hoch, das vor der Pandemie erreicht wurde.
Arbeit liegt aus Sicht des SPD-Politikers vor allem bei den Themen Nachhaltigkeit, Qualität und Fachkräftegewinnung. Ohne organisierte Zuwanderung könne der Tourismus nicht überleben. Meyer sieht den Zuzug von Arbeitskräften aus dem inner- und außereuropäischen Ausland zudem nicht als Selbstläufer an: Es gehe nicht nur darum, Menschen ins Land zu holen, sondern sie zu halten, zu empfangen und ihnen eine Chance zu geben, dauerhaft in Deutschland zu bleiben. Vor allem größere Anbieter hätten das Problem früh erkannt, wohingegen viele kleinere Unternehmen im Wettbewerb im Rückstand seien.
Auch im Bereich Nachhaltigkeit sehen Ministerium und Branche Verbesserungsbedarf. Das soll durch den vom Tourismusverband MV erstmals vorgestellten CO2-Fußabdruck besser messbar werden: 1,94 Millionen Tonnen an Treibhausgasen seien durch die touristischen Gäste im Nordosten 2021 verursacht worden, hieß es. Mit einem Anteil von 46 Prozent habe die Mobilität dabei den höchsten Anteil. Zum Vergleich: Für das Jahr 2018 weist das Statistikportal der Bundesregierung für den Nordosten Gesamtemissionen von rund 13,8 Tonnen aus.
Aus Sicht des Reiseveranstalters Tui muss sich Mecklenburg-Vorpommern zumindest um ein Thema keine Sorgen machen: Nachfrage. Ein Drittel der Deutschlandurlauber der Tui wähle den Nordosten als Reiseziel, teilte der Konzern mit. Auch insgesamt bleibe Deutschland hinter Spanien, Griechenland und der Türkei das beliebteste Urlaubsland. «Die Nachfrage, die Trends sind intakt», sagte Thomas Ellerbeck, der die weltweite Kommunikation des Konzerns verantwortet.
Wegen der großen Bedeutung des Landes für sein Geschäft will der Anbieter sein Angebot im Land ausbauen. Mit dem Suneo Hotel in Trassenheide auf Usedom habe man damit einen ersten Schritt getan. Dies richte sich besonders an Familien. Insgesamt umfasse das Angebot an der Ostseeküste rund 150 Hotels. Ellerbeck machte klar, dass sich der Konzern die Übernahme weiterer Häuser in guten Lagen vorstellen kann, sollten zum Beispiel Eigentümer in den Ruhestand gehen.