Birkenfeld/Nehren (dpa/tmn) – Der Mensch radelt gemütlich vor sich hin, sein Hund trabt zufrieden nebenher – ein idyllischer Ausflug, wie ihn sich viele Hundebesitzerinnen und -besitzer wünschen. Doch dafür müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Viel lässt sich durch Training erreichen, doch manche Hunde haben auch körperliche Grenzen. Dann ist Radfahren nichts für sie. Eine Hundetrainerin und ein Tierarzt erklären, worauf es ankommt.
Tipp 1: Checken Sie, ob Ihr Hund überhaupt infrage kommt
Der Hund sollte auf jeden Fall ausgewachsen und gesund sein, um fürs Fahrradfahren geeignet zu sein, so Hundetrainerin Manuela Blum aus dem rheinland-pfälzischen Birkenfeld. Kurzschnäuzige Rassen wie Mops oder Bulldogge kommen für den sportlichen Einsatz nicht infrage. Diese Tiere können schlecht atmen und haben zudem oft Probleme mit ihrem Bewegungsapparat – das Mitlaufen am Fahrrad würde sie körperlich viel zu sehr belasten.
Ist der Hund ausgewachsen und gesund, braucht er auch noch eine gute Kondition, schließlich muss er durchgängig traben und immer mal wieder galoppieren. Der übliche Gassigang reicht als Training nicht aus. Hunde, die schon beim Jogging mitlaufen, haben eine deutlich bessere Kondition, doch auch für sie dürfen die Radrunden nur langsam ausgeweitet werden.
Eine geringe Körpergröße des Hundes ist übrigens kein Hinderungsgrund, allerdings sollten die Strecken dann nur kurz sein. Alternativ kann ihr Mensch einen Anhänger oder Korb am Rad anbringen, in den sich der müde Hund während der Tour legen und ausruhen kann.
Tipp 2: Gewöhnen Sie den Hund langsam ans Rad
Manche Hunde müssen sich erst langsam an das Zweirad gewöhnen, denn es ist ihnen unheimlich, weiß Hundetrainerin Blum. Ein ängstliches Tier lässt man zunächst daran schnuppern und spielt mit ihm neben dem Fahrrad, dann schiebt jemand das Rad und der Hundehalter läuft mit seinem Vierbeiner nebenher.
Weiter geht die Gewöhnung in Mini-Schrittchen, indem der Halter mit dem Hund bei Fuß neben dem Rad läuft. Wenn das klappt und das Tier sich sicher fühlt, wechselt er alleine auf die andere Seite. Als nächsten Schritt kann er sich auf ein Pedal stellen und ein wenig rollen, dann kann endlich aufgesessen und ganz langsam losgefahren werden.
Tipp 3: Steigern Sie das Training schrittweise
Hundetrainerin Blum empfiehlt, mit Anfänger-Hunden zunächst einen Kilometer weit zu fahren, dann zu pausieren und wieder zurückzufahren. Wöchentlich kann das Pensum jeweils um etwa zehn Prozent erhöht werden – das Aufbautraining dauert also seine Zeit.
Die ersten Wochen des Frühjahrs sind daher der beste Zeitpunkt für den Start. Wenn das Wetter schöner geworden ist, sind dann bereits längere Ausflüge möglich. Wichtig: Bei einem Radausflug auf jeden Fall Wasser für das Tier mitnehmen.
Tipp 4: Achten Sie darauf, den Hund nicht zu überlasten
«Bei Hitze sollte man den Hund nicht am Rad mitlaufen lassen, das würde ihn überlasten», warnt der Tierarzt Thomas Steidl aus dem baden-württembergischen Nehren. Wenn der Hund nicht mehr weiterlaufen will, ist das laut dem Veterinär außerdem «ein sehr deutliches Zeichen» für eine Überforderung.
Er empfiehlt zudem, vor dem Trainingsstart das Tier zunächst von einem Tierarzt durchchecken zu lassen, damit nicht der Kreislauf oder die Gelenke bei der Radtour leiden. Übergewichtige Tiere sollten erst abspecken, ansonsten ist die Belastung als Radbegleiter für ihre Gelenke viel zu hoch.
Tipp 5: Checken Sie nach dem Fahren die Pfoten
Tierarzt Steidl rät: Nach dem Ausflug die Pfoten des Hundes auf Wunden und Schrunden kontrollieren. Wird man fündig, kann das ein Zeichen von Überlastung oder einem unpassenden Untergrund wie zum Beispiel Asphalt oder Schotter sein.
Die nächste Radtour sollte entsprechend angepasst werden, indem sie etwa kürzer ausfällt oder über weichere Wege führt, zum Beispiel im Wald oder an einem Grasstreifen entlang. Von Hundeschuhen als Pfotenschutz hält der Fachmann nichts. «Das Laufen damit führt zu einer Überlastung», sagt er.
Tipp 6: Halten Sie das Tempo moderat
Das Tempo beim Radeln sollte so gewählt werden, dass der Hund über längere Zeit nebenher traben kann. Dies entspricht laut Angaben der Hundetrainerin Blum je nach Hund einer Geschwindigkeit von acht bis zwölf Kilometern pro Stunde.
«Hunde mit guter Kondition schaffen so eine Strecke von fünf bis zehn Kilometer», erklärt sie. Aus Sicht eines Radfahrers sind dies also nur kurze Runden im ruhigen Tempo. Wer weiter, schneller oder generell sportlich fahren möchte, sollte auf seine vierbeinige Begleitung verzichten.
Tipp 7: Üben Sie den Rückruf sorgfältig
Am schönsten und entspanntesten ist eine Radtour für Mensch und Tier, wenn der Hund frei laufen darf. Beide müssen sich weniger konzentrieren, der Hund kann auch mal schnüffeln und der Radler ein wenig schneller fahren. Schließlich kann sein Tier jederzeit wieder aufholen.
Allerdings müssen frei laufende Hunde in jedem Fall abrufbar sein, auch wenn ein Reh den Weg kreuzt oder in der Nähe ein anderer Hund zu sehen ist. «Der Rückruf muss wirklich perfekt sitzen», erklärt Blum. «Am besten, man baut dieses Training kleinschrittig auf und übt bereits beim Gassigang.»
Tipp 8: Wickeln Sie niemals die Leine um den Lenker
Muss der Hund während der Radtour an der Leine gehen, darf diese keinesfalls um die Hand oder den Lenker gewickelt werden. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt sich eine Leine mit Gummieinsatz oder einen am Fahrrad angebrachten Halter mit Ruckdämpfer. Beides vermindert die Gefahr eines Sturzes vom Rad, falls der Hund doch einmal eigene Wege gehen will oder einen Schlenker einbaut.
Der Hund sollte außerdem kein Halsband, sondern auf jeden Fall ein gut sitzendes sogenanntes Y-Geschirr tragen, das die Schultern freilässt, betont die Fachfrau. Damit kann er gut laufen und wenn es doch einmal ruckt, wird nicht sein empfindlicher Hals getroffen.