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Sudan: Luftangriffe statt Feuerpause an muslimischem Feiertag

Zu Beginn der Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans sollte es eine Waffenruhe geben. Stattdessen nahmen die Kämpfe zu. Die Hauptstadt Khartum wurde stark bombardiert. Für internationale Regierungen wird die Frage einer Rettung ihrer Staatsbürger immer dringender.

Im Konflikt im Sudan ist es am Freitag in der Hauptstadt Khartum übereinstimmenden Medien- und Augenzeugenberichten zufolge zu schweren Luftangriffen und Raketenbeschuss gekommen. Die Luftwaffe der sudanesischen Armee habe Ziele im Zentrum und Norden der Stadt sowie in der angrenzenden Stadt Omdurman beschossen. Die Angriffe erfolgten erneut in unmittelbarer Nähe von dicht besiedelten Wohngebieten. Die Kämpfe halten mittlerweile seit fast einer Woche ununterbrochen an. Seit Tagen drängt die internationale Gemeinschaft auf eine humanitäre Feuerpause, die bislang immer vereitelt wurde. Im Raum Khartum leben Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Menschen.

Die Bundeswehr traf unterdessen Vorbereitungen für einen neuen Anlauf zur Evakuierung deutscher Staatsbürger, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur sagte. Details zu Umfang, Personal und Material möglicher Evakuierungskräfte der Bundeswehr wurden nicht genannt. Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten abgebrochen worden, weil die Sicherheitslage in der umkämpften Hauptstadt zu gefährlich für einen solchen Einsatz war. 

Der Flughafen in der Hauptstadt steht seit Beginn des Konflikts im Zentrum der Kampfhandlungen. Diplomaten bemühen sich um eine belastbare Feuerpause für die Evakuierung.

Auch die US-Regierung hat angekündigt, dass sich das US-Militär auf die Evakuierung von Beschäftigten der Botschaft vorbereite. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Donnerstagmittag (Ortszeit) in Washington. Zuvor hatte das US-Außenministerium den Tod eines US-Amerikaners im Sudan bestätigt.

Auch im Rest des nordostafrikanischen Landes gingen die schweren Kämpfe zwischen dem Militär und Paramilitär trotz der beginnenden Feierlichkeiten zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan weiter. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind durch die Kämpfe seit dem vergangenen Wochenende mindestens 413 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 3500 verletzt worden. Zahlreiche Gesundheitseinrichtungen hätten geschlossen werden müssen. Sudans Gesundheitsminister Haitham Mohamed Ibrahim sprach am Freitag von «einer sehr hohen Anzahl von Leichen in den Straßen».

Internationale Vermittler hatten auf eine Waffenruhe während der am Freitag beginnenden Feiertage zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan gedrängt. Auch Außenministerin Annalena Baerbock forderte am Freitag nochmals ein sofortiges Ende der Gewalt. Eine Waffenruhe ab Freitagmorgen (6.00 Uhr MESZ), der die paramilitärische Einheit Rapid Support Forces (RSF) zugestimmt hatte, war vom sudanesischen Militär nicht bestätigt worden.

Stattdessen berichteten die seit sieben Tagen in ihren Häusern verschanzten Einwohner Khartums von einer Intensivierung der Gefechte. «Der lyrische Klang des ausgedehnten Eid-Gebets wird durch das groteske Stakkato von Bombardierung/Schussfeuer unterbrochen. Welche Hoffnungen es auch immer gab, dass Sudans Generäle eine humanitäre Gnadenfrist für diesen heiligen Tag gewähren könnten, wurden zunichte gemacht», schrieb die Sudanesin Kholood Khair auf Twitter.

In dem seit Jahren politisch instabilen Land im Nordosten Afrikas kämpft De-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der Oberbefehlshaber der Armee ist, mit seinen Truppen gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen Rapid Support Forces (RSF), und dessen Einheiten um die Vorherrschaft. Die beiden Männer führten das gold- und ölreiche Land mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup 2019 und einem weiteren 2021.

Bei den Kämpfen kam am Freitag ein weiterer Mitarbeiter der Vereinten Nationen ums Leben, wie die UN-Organisation für Migration (IOM) in Genf mitteilte. Das Unglück passierte in Obeid, knapp 400 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Khartum. Am Samstag waren bereits drei Mitarbeiter des Welternährungsprogramms in Nord-Dafur ums Leben gekommen. Die Organisation hatte daraufhin ihre Arbeit im Sudan aus Sicherheitsgründen eingestellt.

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