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Spielerinnen waren nicht fit

Zum Ende der WM ist auch der Bronze-Traum noch geplatzt. Trotz Überlegenheit und vieler Chancen ist der DFB-Elf gegen England kein Tor gelungen. Das 0:1 ist enttäuschend, Neids WM-Bilanz fällt nicht euphorisch aus. Die Bundesliga-Trainer nimmt sie in die Pflicht.

Edmonton (dpa) – Fragen an Bundestrainerin Silvia Neid nach der 0:1-Niederlage nach Verlängerung gegen England im Spiel um Platz drei bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Kanada.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft am 4. Juli 2015 bei der WM in Edmonton, Kanada, vor der Verlängerung gegen England.

Warum hat es nicht zum versöhnlichen WM-Platz drei gereicht?

Neid: Wir haben alles gegeben, gefightet und gut gearbeitet gegen den Ball. Wir haben uns auch sehr gute Chancen herausgespielt. Nur wenn du keine Tore machst, kannst du ganz schlecht ein Spiel gewinnen. Der Elfmeter war berechtigt. Wir hatten dann noch eine tausendprozentige Chance, die wir leider nicht gemacht haben. Das ist sehr bitter, traurig. Aber so ist die Realität.

Hat Sie die Stärke der Engländerinnen, die zum ersten Mal überhaupt gegen Deutschland gewonnen haben, überrascht?

Neid: England hat mich gar nicht überrascht. Man hat ja gesehen, dass sie sich im Turnierverlauf stetig verbessert haben. Und sie haben den Sieg unbedingt gewollt. Sie waren so zweikampfstark, so clever, auch in ihrem Verhalten. Das war wirklich gut.

Seit dem Achtelfinale gegen Schweden hat das Team aus dem Spiel heraus kein Tor mehr geschossen. Wie lautet ihr Fazit?

Neid: Man muss ganz klar sagen, dass wir gegen Schweden noch hervorragend nach vorne gespielt und vier Tore geschossen haben. Dann kam Frankreich. Da war es sehr schwer, weil wir nicht gut im Spiel nach vorne waren. Da hat es eigentlich begonnen. Man kann festhalten: Je besser der Gegner wurde, desto schwerer haben wir uns getan. Im Zweikampfverhalten waren Frankreich, die USA sowieso und England von der Robustheit gegen den Ball einen Tick besser als wir.

Es gab aus der Bundesliga in den vergangenen Tagen auch heftige Kritik. Wie geht es weiter mit der Nationalmannschaft?

Neid: Nachdem wir uns alle regeneriert haben, werden wir eine Analyse machen. Das machen wir immer, nach jedem Turnier. Wir haben eine Crew, die die ganze WM beobachtet hat, die hat dann die Trends des Frauenfußballs erkannt. Das wird alles ausgewertet. Und dann werden wir irgendwann eine Trainertagung haben. Da werde ich vorstellen, was wir erkannt haben. Bis dahin wäre es schön, wenn alle daran arbeiten würden, dass sich unsere Spielerinnen weiterentwickeln.

Silvia Neid: “Wir haben die Spielerinnen nicht das ganze Jahr wie die Vereine. Wir hatten sie zehn Tage in der WM-Vorbereitung. Und das war keine Vorbereitung, sondern eine Regeneration. Die Spielerinnen waren in einem katastrophalen Zustand, als sie zu uns kamen.”

Noch mal zur Kritik, ob berechtigt oder nicht. Gibt es die Sorge, dass Deutschland den Anschluss an die Weltspitze verliert?

Neid: Ja, wir haben immer gesagt, dass wir über den Tellerrand schauen und alle an einem Strang ziehen müssen. Ich finde gut, dass sich Trainer, sprich Colin Bell, Gedanken machen. Nur muss man halt auch dafür Sorgen, dass sich Spielerinnen weiterentwickeln, zum Beispiel im Spielaufbau oder, oder, oder. Natürlich ist die Sorge berechtigt, dass Deutschland weiter an der Spitze bleiben soll. Deswegen wundert es mich umso mehr, dass Colin Bell im laufenden Turnier Kritik übt…

Werden Sie sich austauschen mit den Bundesliga-Trainern?

Neid: Wir sitzen doch alle in einem Boot. Dass wir uns zusammensetzen müssen, ist normal. Darauf freue ich mich auch. Und ich hoffe, dass die Vereine ihren Teil zur Weiterentwicklung der Nationalmannschaft beitragen. Wir haben die Spielerinnen nicht das ganze Jahr wie die Vereine. Wir hatten sie zehn Tage in der WM-Vorbereitung. Und das war keine Vorbereitung, sondern eine Regeneration. Die Spielerinnen waren in einem katastrophalen Zustand, als sie zu uns kamen.

Das heißt, einige Spielerinnen waren nicht fit?

Neid: Wir mussten erstmal schauen, dass wir alle Blessuren hinkriegen und so behandeln, dass die Spielerinnen auf dem Platz stehen und wir einigermaßen trainieren konnten. Dann sind wir nach Kanada gefahren. Gemessen daran können wir froh sein, dass wir so weit gekommen sind. Aber natürlich müssen wir weiter über den Tellerrand schauen, und zwar alle.

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