Ratgeber

So wird Ihr Hund zum Haushaltshelfer

Wasserburg am Inn/Bad Homburg (dpa/tmn) – In den meisten Hunden schlummern ungeahnte Fähigkeiten, zum Beispiel die eines Haushaltshelfers. Sie können aufräumen, die Waschmaschine füllen, Einkäufe tragen, die Post holen, die Fernbedienung oder die Leine bringen.

«Das ist eine wunderbare Beschäftigung ohne zusätzlichen Aufwand, denn die Arbeit ist ja immer da», so Hundetrainerin und Buchautorin Liane Rauch aus Wasserburg am Inn.

Kommandos statt schlummern im Körbchen – sollte ich da nicht ein schlechtes Gewissen haben? Mitnichten. Mensch und Tier arbeiten zusammen, das stärkt die Beziehung. Viele Hunde lieben ihren neuen «Job», die meisten sind ohnehin unterfordert. Einen weiteren angenehmen Nebeneffekt hat diese Tätigkeit für ängstliche Tiere: Sie werden deutlich mutiger, tanken Selbstvertrauen.

Helfen kann jeder Hund. «Von der Rasse und vom Alter her gibt es keine Beschränkungen. Selbst Hunde mit Behinderungen können Aufgaben übernehmen», erklärt Rauch. Besonders gut sind Hunde geeignet, die gerne apportieren und den sogenannten «will to please» besitzen, also gerne mit dem Menschen zusammenarbeiten. Welche Tätigkeiten sich für welchen Hund im Haushalt eignen, hängt von den Interessen des Tieres ab. Hier hilft nur Eines: Ausprobieren.

Nicht mit Lieblingsspielzeug trainieren

Die einfachste Tätigkeit ist das Aufräumen – also etwas vom Boden aufnehmen und an den gewünschten Ort legen. Training hierfür geht so: «Am besten fängt man mit einem Gegenstand an, den der Hund toll findet», rät Rauch, schränkt jedoch ein: «Das Lieblingsspielzeug sollte es nicht sein, sonst denkt der Hund noch, es ist Spielstunde.» Generell sollten natürlich keine scharfen oder kleinen Gegenstände genutzt werden. Die meisten Hunde mögen weiche Sachen gerne.

Zum Lernen des Aufräumens eignen sich daher weiche Gummiringe, aber auch Alltagsgegenstände wie Socken oder Tücher. Vorteilhaft ist es, wenn der Hund zumindest das Grundprinzip des Apportierens (Dinge auf Kommando bringen) bereits gelernt hat.

Hundetrainerin Chris Maron aus der Nähe von Bad Homburg nutzt für das Anfangstraining gerne eine stabile Kiste oder einen Korb. Sie legt den später aufzuräumenden Gegenstand hinein und lässt den Hund diesen aus der Kiste heraus apportieren. «Wenn das einige Male gut geklappt hat, kann man sich neben oder hinter der Kiste positionieren und den Hund den Gegenstand bringen lassen», rät sie.

Die Hand wird über die Kiste gehalten, dann wird dem Hund das Signal für das Loslassen gesagt, also zum Beispiel «Aus». In dem Moment der Übergabe zieht der Mensch seine Hand leicht zurück, sodass der Gegenstand in der Kiste landet. Dazu sagt er ein Wort, das der Hund mit dieser Tätigkeit künftig in Verbindung bringen soll – zum Beispiel «Aufräumen». Natürlich wird der Vierbeiner für jede gelungene Übung sofort belohnt, am besten mit einem Leckerli.

Nach 15 Minuten ist Schluss

Woran kann es jetzt noch scheitern? «Die häufigste Fehlerquelle ist die menschliche Ungeduld», sagt Rauch. Häufig würden die Übungen zu schnell zu schwierig gestaltet. Wie schnell ein Hund lernt, ist unterschiedlich, das Gleiche gilt für die Konzentrationsfähigkeit. Manche sind nach fünf Minuten müde, andere schaffen es 15 Minuten – länger sollte ohnehin nicht am Stück trainiert werden.

Spätestens, wenn der Hund unkonzentriert wird, sollte das Training mit einer einfachen Übung beendet werden, auch wenn es nur ein «Sitz» ist. Dann folgt ein dickes Lob plus Leckerli. «So geht der Hund mit einem guten Gefühl raus», erklärt die Hundeexpertin Rauch.

Zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten eines Hundes im Haushalt gehört das Einräumen der Waschmaschine, denn hierzu muss er seinen Kopf ins Dunkle stecken. Reagiert der Hund ängstlich, wird erst einmal mit einem dunklen Blumentopf oder Eimer geübt, der mit der Öffnung nach vorne auf einen Hocker oder Stuhl gelegt wird. «Darin wird ein Leckerchen gelegt, das der Hund herausholen soll», so Rauch.

Klappt das gut, wird ein Leckerli in der Waschtrommel drapiert. Zögert er auch hier nicht mehr, werden etwa Socken vor der Waschmaschine verteilt und dem Hund wird das ihm bereits bekannte Wortsignal «Aufräumen» gesagt. Diese Übung wird langsam aufgebaut, bis der Vierbeiner alle möglichen Wäschestücke einräumt.

Erst «Nimm», dann «Bring»

Tragen von Post oder Einkäufen sind vom Trainingsaufbau ähnlich. Zuerst muss der Hund gelernt haben, etwas ins Maul zu nehmen und zu tragen. Auch dies wird möglichst kleinteilig geübt. «Man fängt damit an, dem Hund einen Gegenstand anzubieten. Sobald er ihn ins Maul nimmt, sagt man das Signalwort, zum Beispiel «Nimm es»», erklärt Rauch. Als Nächstes lernt der Hund, den Gegenstand immer länger festzuhalten, dann soll er diesen in der Bewegung tragen.

Auch das Holen von der Post, Fernbedienung oder der Leine wird zunächst so geübt, indem der Gegenstand ins Maul genommen und getragen wird. Im nächsten Schritt soll der Hund lernen, dass er diesen Gegenstand seinem Menschen geben soll. Als Signalwort für diese Übung bietet sich «Bring» an.

Den Namen der jeweiligen Gegenstände lernen Hunde ähnlich wie Kinder durch häufige Wiederholungen. Ihnen wird also zum Beispiel die Leine gezeigt und dabei immer wieder «Leine» gesagt. «Schaut er hin oder stupst er sie sogar mit der Nase an, bekommt er ein Leckerli», so Rauch. Schließlich wird die Leine auf den Boden gelegt und «Bring Leine» gesagt, in den weiteren Schritten wird der Abstand zu dem Gegenstand immer mehr vergrößert.

Wer möchte, kann das Training auch humoristisch angehen. «Man kann zum Beispiel den Hund mit einem «Hatschi» auf den Weg zu Taschentüchern schicken», schlägt Rauch vor.

Sehr gut eignen sich Hunde mit ihrer feinen Nase auch dazu, verschwundene Sachen zu suchen – zum Beispiel Handy, Portemonnaie oder Schlüsselbund. Das Training läuft ähnlich wie bei dem Bringen von Sachen, allerdings werden hierbei die Gegenstände im Laufe der Zeit immer schwieriger versteckt.

Literatur:

Liane Rauch: Der kleine Servicehund, Kynos-Verlag, 22 Euro, ISBN: 978-3-95464-273-1.

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