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So läuft es mit der Notdurft in der Wildnis

Unterwegs in der Natur ist die nächste Toilette oft weiter weg, als einem lieb ist. Was also tun, wenn der Darm sich meldet?

Plötzlich drückt es. Und die nächste Hütte oder Einkehrmöglichkeit ist weit weg. Die Blase immerhin lässt sich oft problemlos hinterm nächsten Baum oder Fels entleeren. Ein großes Geschäft aber ist oft schwerer abzuwickeln.

Doch es hilft ja nichts: Mit ein wenig Wissen und Vorbereitung klappt das auch in der Natur – ohne dieser dabei zu schaden.

Wer längere Wander-Touren plant, sollte die Notdurft mit einkalkulieren. Toilettenpapier gehört in jedem Fall in den Rucksack. Taschentücher sind nicht ideal, weil sie besonders reißfest sind und sich in der Natur nur langsam zersetzen.

«Toilettenpapier kann zur Not auch mal samt den Hinterlassenschaften vergraben werden», sagt Ulrich Berkmann vom Deutschen Alpenverein. Ideal ist aber, wenn man das Toilettenpapier in einer kleinen Plastiktüte mitnimmt. Das gilt auch für die Exkremente.

«Sackerl für‘s Gackerl»

Am besten hinterlässt man keine Spuren, stellt Berkmann klar. «Das “Sackerl für‘s Gackerl”, wie man so schön sagt, ist also am besten immer im Rucksack dabei», so der Fachmann des Alpenvereins. Einweg-Reisetoiletten sind eine hochwertigere (aber auch kostenintensivere) Alternative zur Tüte.

Es gibt im Handel auch mehrfach verwendbare, tragbare Trockentoiletten zu kaufen, die man aufklappen und auf die man sich setzen kann. Aus Komfortgesichtspunkten begrüßenswert, denn das lange Hocken beim großen Geschäft lässt die Beinmuskeln manchmal brennen.

Unterwegs sollte es aber immer wieder Möglichkeiten geben, den Sammeltank zu leeren und zu reinigen. Sonst wird er immer voller und auch der Mief nimmt zu.

Ein Klappspaten im Rucksack

Ist man absehbar länger in der Wildnis und abseits jeglicher Toiletten unterwegs, gehört neben Toilettenpapier auch ein kleiner Klappspaten oder eine handliche Schaufel in den Rucksack. Es klang ja schon an: Wer seine Hinterlassenschaften nicht mitnehmen kann, sollte sie zumindest verbuddeln. Nicht nur, um anderen den Anblick des unappetitlichen Haufens zu ersparen.

Es geht vor allem darum, dass die Fäkalien Krankheitserreger enthalten können, die der Natur schaden können. Deshalb sollte man insbesondere die Nähe von Gewässern meiden, denn von dort verbreiten sich Pilze, Viren, Bakterien und andere Erreger besonders weit, warnt Berkmann. «Das gilt im Übrigen auch für tierische Fäkalien, deshalb wird dringend davon abgeraten, zum Beispiel Wasser aus Gebirgsbächen ungefiltert zu trinken, wenn oberhalb eine Weide liegt.»

Tipps rund ums Loch für die Notdurft

Für das selbst gebuddelte Notdurft-Loch gilt: Mit einem Mindestabstand von 50 Metern zu Bächen, Flüssen oder Seen ist man auf der sicheren Seite. Außerdem sollten nach Möglichkeit Stellen gewählt werden, die über der Wasserlinie liegen – sonst könnten die Fäkalien durch Überschwemmungen doch in Gewässer gelangen, schreiben Ulrike Katrin Peters und Karsten-Thilo Raab im Buch «How to shit in the woods».

Das handliche Buch hält neben allerlei Historischem und Kuriosem vor allem Unmengen an Tipps rund ums Defäkieren und Urinieren außerhalb des geschützten Rahmens der heimischen Toilette bereit – eine echte Leseempfehlung für alle, die tiefer ins Thema einsteigen wollen.

Bezüglich des gegrabenen oder gescharrten Lochs heißt es in dem Buch: Es genüge, wenn das etwa 15 bis 20 Zentimeter tief sei, was ungefähr einer (Männer-)Handlänge entspreche.

Genau in diesen Erdschichten fänden sich jene Bakterien, die Exkremente am schnellsten zerfallen ließen. «Das Tempo (…) lässt sich noch beschleunigen, indem die Hinterlassenschaften mit Teilen des Aushubs verrührt werden.» Als Hilfsmittel dafür eigne sich ein herumliegendes Stöckchen, das mit eingebuddelt werden sollte. Das zugebuddelte Loch wird mit Steinen und Ästen verdeckt.

Noch zwei Tipps vom Alpenverein: Im Schnee deutlich tiefer graben, sonst trete das Ganze beim nächsten Sonnenschein wieder zutage. Und: Sei es nicht möglich, ein Loch zu machen, sollte man die «Relikte» mit großen Steinen verdecken.

Von Rinde bis «Handwaschanlage»

Bleibt noch eine praktische Frage, mit der mancher vielleicht auch schon mal unvermittelt beim Sonntagsspaziergang konfrontiert war: Wie wird der Po sauber, wenn man kein Toilettenpapier oder Taschentücher dabei hat?

Blätter von Bäumen und Sträuchern können als Alternative herhalten. Am besten, wenn sie bereits abgefallen sind. Abreißen sollte man sie aus Umweltschutzgründen nur im Notfall, appellieren Peters und Raab in ihrem Buch. Glatte Rinde, die vom Baum gefallen ist, taugt den Autoren zufolge ebenfalls als Abwischhilfe.

Möchte man nicht zu Naturmaterialien greifen, raten die beiden zur «Handwaschanlage». Dafür träufelt man aus einer Wasserflasche ein wenig Wasser auf die Hand und nutzt sie quasi als Waschlappen.

Man wischt sich mit ihr in der Hocke vorsichtig den Po ab. «Das Gesäß sollte dabei so tief hängen, dass kein Wasser am Bein entlangläuft», beschreiben die Autoren. Dann die Hand mit weiterem Wasser aus der Flasche gründlich spülen und bei nächster Gelegenheit besonders gründlich mit Seife waschen.

«Bis dahin sollte die gebrauchte Hand nichts mehr anfassen.» Oder man sieht eben doch zu, dass man es vielleicht noch irgendwie zum nächsten WC schafft.

Info-Kasten: Rechtslage rund um die Outdoor-Notdurft

Einfach in der Natur sein Geschäft erledigen kann theoretisch teuer werden. In Deutschland gelten für die Notdurft im Wald die gleichen Regelungen wie für das Wildpinkeln innerstädtisch, erklärt der Deutsche Anwaltverein (DAV) auf Anfrage.

In der Regel handle es sich um eine Ordnungswidrigkeit, die in gewissen Fällen – nämlich dann, wenn eine «Erregung öffentlichen Ärgernisses» zur Anzeige gebracht und man entsprechend verurteilt wird – auch mit höheren Strafen belegt werden könne.

Aber, so der DAV: «In der freien Natur gilt natürlich: Wo kein Kläger, da kein Richter.»

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