Berlin/München (dpa/tmn) – Jeder dritte Volljährige spart in Deutschland nicht für das Alter. Das zeigt eine Yougov-Umfrage im Auftrag des Versicherungskonzerns Axa von September 2023. Dabei brauchen die meisten Menschen eine zusätzliche Absicherung, sagt Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge. «Die gesetzliche Rente bietet nur eine Teilabsicherung des Lebensstandards. Sparer müssen auch privat vorsorgen, damit sie später keine Abstriche machen müssen.»
Ob private Rentenversicherung, Riester oder betriebliche Altersvorsorge: Angebote gibt es reichlich. Die Auswahl fällt vielen schwer. «Welches wirklich das passende Produkt ist, ist oft schwer einzuschätzen. Das hängt auch von der individuellen Situation ab», so Morgenstern.
1. Private Rentenversicherung
Der Klassiker für die private Altersvorsorge ist eigentlich eine private Rentenversicherung. In der Vergangenheit ist sie millionenfach verkauft worden. Doch Verbraucherschützer wie Merten Larisch, Experte für Altersvorsorge bei der Verbraucherzentrale Bayern, raten von einem Abschluss eher ab.
Hohe Kosten, intransparente Anlagemodelle und eine niedrige Verzinsung machen eine Rentenversicherung oft unattraktiv. «In der Auszahlphase kalkulieren die Versicherer mit einer so hohen Lebenserwartung, dass die Rentner teils über 100 Jahre alt werden müssen, um ihr Geld ausgezahlt zu bekommen», sagt der Verbraucherschützer.
Wer vorher stirbt, vermacht den größten Teil der Summe dem Unternehmen, nicht der Familie. Ein «Geldgrab» nennt Larisch das. Außerdem werde die Rentenhöhe im Alter nicht an die Inflation angepasst. So verliere sie mit der Zeit an Kaufkraft.
Auch Morgenstern empfiehlt eine private Rentenversicherung nur in seltenen Fällen: «Wer ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat und regelmäßig einen gewissen Betrag im Alter braucht, kann eine abschließen. Die Sicherheit wird aber bezahlt mit einer geringen Rente im Vergleich mit anderen Anlageformen.»
2. Betriebliche Altersvorsorge
Besser eignet sich da die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Eine solche muss grundsätzlich jeder Arbeitgeber seinen Mitarbeitern anbieten und auch einen Teil der Einzahlungen tragen – mit Ausnahme bei Gutverdienern. Vorgeschrieben ist seit einigen Jahren eine Beteiligung von mindestens 15 Prozent. Je mehr der Arbeitgeber dazu gibt, desto eher lohnt es sich für Arbeitnehmer, den Vertrag zu unterschreiben. Vor allem, wenn er die vollen Beiträge übernimmt.
Doch sobald eigenes Geld hineinfließt, sollten Arbeitnehmer genauer hinschauen. «Wenn Arbeitnehmer selbst über die sogenannte Entgeltumwandlung in ihren Vertrag einzahlen, reduziert sich ihr Anspruch auf gesetzliche Rente», sagt Morgenstern. Nicht immer lohnt sich das, zumal in solchen Fällen hinter der bAV in der Regel einfach eine private Rentenversicherung steckt. Deren Nachteile gehen nicht weg, nur weil die Chefin etwas dazu gibt.
3. Riester-Rente
Riester-Verträge haben mittlerweile einen so schlechten Ruf, dass die Zahl der Neuabschlüsse in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken ist. Doch die geförderte Altersvorsorge werde zu Unrecht verrissen, findet Klaus Morgenstern. Bei allen Problemen gebe es Konstellationen, bei denen hohe Renditen möglich seien. Die entstehen durch die Zulagen, die Riester-Sparer erhalten.
Wer sich die volle staatliche Zulage in Höhe von 175 Euro pro Jahr sichern möchte, muss mindestens vier Prozent des rentenversicherungspflichtigen Einkommens abzüglich der Zulagen einzahlen. Wer Kinder hat, bekommt für jedes vor 2008 Geborene 185 Euro pro Jahr, für ab 2008 Geborene 300 Euro. So werden gerade Geringverdiener mit vielen Kindern gefördert.
Als Daumenregel formuliert Merten Larisch: «Wenn der Eigenbeitrag nicht höher als ein Drittel der eingezahlten Summe ist, lohnt sich das.»
Das Problem beim Riestern ist allerdings, dass sich kaum noch Verträge abschließen lassen. Die wenigen, die es noch gibt, seien oft schlecht, so Larisch. Allerdings soll die Riester-Rente bald reformiert werden. Vielleicht finden sich dann neue und bessere Angebote.
4. Wertpapiere
Was bleibt also für die private Altersvorsorge übrig? Beide Experten empfehlen, die Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen und in Aktien und verzinste Anlagen zu investieren.
«Anleger sollten sich selbst ein effizientes Portfolio zusammenstellen», empfiehlt Merten Larisch. «Am besten richten sie einen Sparplan auf einen Aktien-ETF ein, der einen Weltindex abbildet.» Wer mag und sich ein bisschen auskennt, kann sein Geld auch noch weiter streuen und zusätzlich in andere ETF investieren, um etwa noch andere Weltregionen abzudecken.
Wer sich das nicht selbst zutraut, kann sein Geld auch über einen kostengünstigen Robo-Advisor anlegen oder in ausgewogene, möglichst kostengünstige Mischfonds investieren. Auch ein Tagesgeldkonto als Sicherheitsbaustein, alternativ Festgeld oder Anleihe-ETF, ist sinnvoll.
Aktien eignen sich besonders gut für die Altersvorsorge, weil man bei dem langen Anlagehorizont Schwankungen am Kapitalmarkt gut aussitzen kann. So kann zum Beispiel ein ETF, der weltweit investiert, im Schnitt sieben bis neun Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaften.
Doch auch Sparer über 50 können sich an die Börse wagen, sagt Morgenstern. «Man braucht das ganze Kapital nicht auf einen Schlag beim Renteneintritt. Deshalb sind die Zeiträume auch dann noch lang genug, um das Anlagerisiko zu verringern.» Allerdings sollte dann das Gewicht von Aktien im Anlagemix etwas niedriger sein.