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Skiorte setzen auf Winter-Comeback – keine Stornierungswelle

Grüne Wiese statt weiße Pracht – nach einem guten Auftakt im Dezember pausiert das Pistenvergnügen in den hessischen Skigebieten wetterbedingt. Doch die Regionen sind zuversichtlich, dass sich der Winter zurückmeldet.

Trotz des mehrwöchigen Schneemangels haben die hessischen Skigebiete die diesjährige Wintersaison noch nicht abgeschrieben. «Wir hoffen, dass es kälter wird, so dass man beschneien kann», sagte Norbert Lopatta, Leiter Tourismus und Kurbetrieb, der Deutschen Presse-Agentur. Sollten die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen, genügten zwei bis drei Tage mit laufenden Schneekanonen, um die Pisten wieder zu präparieren.

«Was uns in einer solchen Lage fehlt, sind die Tagesgäste», sagte Lopatta. Das bekämen vor allem die Gastronomie, der Einzelhandel und die Freizeitbetriebe in Willingen zu spüren. Die Gemeinde im Rothaargebirge mit rund 6000 Einwohnern verfügt über rund 10 000 Gästebetten und kommt pro Jahr auf rund eine Million Übernachtungen. «Wir leben vom Tourismus und für den Tourismus», sagte Lopatta. Dazu gehöre aber auch, Alternativen zum Wintersport zu bieten – etwa eine Eissport- und ein Kletterhalle, eine Kartbahn und das «Upländer Milchmuhseum» im Ortsteil Usseln. Zudem werde derzeit ein neues Erlebnisbad gebaut. «Der Gast muss für jede Jahreszeit und bei jedem Wetter Alternativen haben», sagte Lopatta.

Auch durch die Nutzung digitaler Möglichkeiten kämen heutzutage Buchungen, aber auch Stornierungen kurzfristiger herein, sagte Lopatta. Viele Menschen schauten auf Webcams und entschieden je nach Wetter, ob sie nach Willingen kommen. Für die laufende Wintersaison gingen derzeit nicht viele Buchungen ein, dafür sei die kommende Sommersaison bereits gut gebucht. Am 6. Januar hatte der Ort bekanntgegeben, dass angesichts Schneemangels und milder Temperaturen der Skibetrieb vorläufig eingestellt werden müsse.

Auch an Hessens höchstem Berg Wasserkuppe und auf den beiden Pisten am Hoherodskopf im Vogelsberg geht derzeit nichts – aber das könnte sich in den kommenden Tagen Wochen durchaus noch ändern, wie Johannes Metz, stellvertretender Geschäftsführer der Rhön GmbH sagte. Schon um Weihnachten herum habe es etwa zehn bis zwölf Schneetage rund um die Wasserkuppe gegeben, deshalb stehe man aktuell noch gut da und setze zudem auf einen Nachschlag. Teils falle in der Rhön bis März oder April noch Schnee. Eine Beschneiung werde vorwiegend eingesetzt, um an Pistenrändern und bei Schneelücken aufzubessern, insgesamt setze man auf Nachhaltigkeit, sagte Metz.

Generell sei die Rhön «mehr als nur Winter» und biete auch vielfältige Wander- und Wellnessmöglichkeiten sowie weitere Alternativen. Stornierungen sehe man derzeit nicht, weil die Gäste entsprechend nicht ausschließlich wegen Wintersportaktivitäten kämen – wenn Schnee liege, sei das eher das «Sahnehäubchen», aber «nicht kriegsentscheidend», so Metz. Auch die Liftbetreiber seien derzeit noch zuversichtlich, einige hätten auch ihre technischen Einrichtungen erneuert und beispielsweise ihre Liftkartensysteme modernisiert. Das zeige: «Man hat das nicht aufgegeben», sagte Metz.

Das bestätigt auch Jeremias Kümpel von der Wiegand Erlebnisberge GmbH, die die Ski- und Rodelarenen an der Wasserkuppe und am Hoherodskopf betreibt. Angesichts wieder niedrigerer Temperaturen und erwarteter Schneefälle sei man zuversichtlich, an der Wasserkuppe wieder beschneien und auch den Liftbetrieb wieder aufnehmen zu können.

In der vergangenen Wintersaison von Dezember 2021 bis März 2022 zählte die Rhön nach den Worten von Metz gut eine Million touristische Übernachtungen. Im noch durch Corona geprägten Gesamtjahr 2021 waren es 3,5 Millionen Übernachtungen, vor der Pandemie kam die Region auf jährlich rund 5,5 bis 6 Millionen Übernachtungen. Da in den Zahlen Beherbergungsbetriebe unter zehn Betten nicht eingerechnet wurden, habe die tatsächliche Zahl der Übernachtungen aber etwas höher gelegen.

Anders als in Willingen und in der Rhön gibt es am Hoherodskopf im Vogelsberg weder Schneekanonen noch künstlichen Schnee – ebenso wenig wie etwa am Großen Feldberg im Taunus, wo es ebenfalls einige Ski- und Rodelhänge gibt. «Wir sind auf Wind & Wetter angewiesen und haben die Wettervorhersage stets im Blick», heißt es auf der Homepage der Ski- und Rodelarena Hoherodskopf, die zwei Skilifte mit je einer blauen Piste und eine Sommerrodelbahn umfasst. Auf die künstliche Beschneiung verzichte man, «um die Natur und deren Bewohner möglichst zu schonen. Erst wenn uns Frau Holle mit Schnee erfreut, können wir bei ausreichend Schnee die Skilifte öffnen.»

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