Dresden (dpa/sn) – Sachsen will mit einem Masterplan Tourismus auf die veränderten Bedingungen für die Branche reagieren. Am Montag gab Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) grünes Licht zum Erarbeiten des Planes. «Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden uns auch künftig weiter beschäftigen. Die schwierige Aufgabe, geeignetes Personal zu finden und langfristig zu halten, hat sich durch die Pandemie noch einmal verstärkt», sagte die Ministerin. Zudem verwies sie auf ein neues Reiseverhalten und Folgen des Klimawandels für den Tourismus. «All diese Entwicklungen verlangen nach neuen Ansätzen.»
«Wo geht die Reise hin?», formulierte Klepsch die Frage selbst. Die Branche und die Politik müssten neue Leitplanken errichten. Angesichts der Klimaprognosen gelte es, alle Urlaubsgebiete auf Ganzjahrestourismus einzustellen und etwa bessere Möglichkeiten für Radtouristen oder Mountainbiker zu bieten. Die Branche erhole sich zwar momentan von der Pandemie, man sei aber noch weit von den Zahlen aus dem Rekordjahr mit einem Umsatz von 8 Milliarden Euro entfernt. Klepsch zufolge gibt die Branche in Sachsen rund 190 000 Menschen direkt und indirekt einen Job.
Jens Ellinger, Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Sachsen und Geschäftsführer des Elldus Resorts in Oberwiesenthal, ging davon aus, dass es auch in den kommenenden Jahren im Erzgebirge noch Winterwetter gibt. Man könne nicht jeden Wintersportler durch einen Mountainbiker ersetzen. Nötig sei eine Transformation in den kommenden 10 bis 20 Jahren. Es gehe im Erzgebirge darum, Unterkünfte im Winter noch wirtschaftlich zu betreiben und die anderen Jahreszeiten besser auszunutzen.
«Wir müssen saisonal unabhängiger werden», sagte Jörg Markert, Präsident des Landestourismusverbandes Sachsen. Corona habe Spuren hinterlassen, die Branche nehme aber wieder Fahrt auf. Es gehe nun um Planungssicherheit und Stabilität. Neben dem Fachkräftemangel habe man in den Betrieben das Problem ungeklärter Nachfolge. Fast 90 Prozent der Gastronomiebetriebe würden von den Besitzern persönlich geführt. Viele von ihnen hätten Sorge, keinen Nachfolger zu finden.
Veronika Hiebl, Chefin der Tourismus Marketinggesellschaft Sachsen, ging auf das veränderte Reiseverhalten der Menschen ein. Mangels Alternativen hätten in der Pandemie viele Menschen Urlaub im eigenen Land gemacht. Das stehe immer noch im Fokus, allerdings sei der Wunsch nach Fernreisen inzwischen wieder größer: «Die Leute verfallen wieder in ihre alten Reisemuster zurück.» Auch für die Branche in Sachsen würden sich die Auslandsmärkte wieder erholen. Bei Touristen aus Russland und China gebe es aber Einbrüche.
Klepsch lud Branchenvertreter bis Ende Juni zu sieben «Zukunftswerkstätten» an unterschiedlichen Orten ein. Dort will man Handlungsoptionen und Lösungsansätze beraten. Bis Ende des Jahres 2023 soll der Masterplan Tourismus Sachsen dem Kabinett vorgelegt werden.