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Red Bull vs. Weinbauer: Vergleich

Wenn zwei sardische Ochsen einen globalen Bullen erzürnen

Ein Streit ist entbrannt zwischen dem österreichischen Unternehmen Red Bull und dem sardischen Jungbauer Mattia Muggittu – um die Gestaltung eines Weinetiketts. Unterstützung kommt dabei vom Zillertaler Traditionsunternehmen Christophorus Reisen, das sich hinter den standhaften Winzer stellt.

Ochsen und Bullen unterscheiden – eigentlich nicht der Berufsalltag des sardischen Weinbauers Mattia Muggittu aus Mamoiada, wäre da nicht ein Konflikt mit Red Bull. Der Großkonzern sieht nämlich in der Abbildung zweier Rinder auf den Etiketten des Winzers ein Problem. Begründung: Sie seien dem Logo von Red Bull zu ähnlich. Entsprechend setzt sich das österreichische Unternehmen dafür ein, sein international agierendes Imperium zu schützen: Hier trifft strategische Marketing-Exzellenz auf sardische Beharrlichkeit.

Mugittu beruft sich auf die Ochsen, die in seinem Betrieb zum Pflügen verwendet und deshalb auch in den Etiketten aufgegriffen werden. In der Auseinandersetzung mit Red Bull hat der sardische Winzer dabei breite Unterstützung erfahren – unter anderem vom Bauernverband Coldiretti. Gleichzeitig hat der Konflikt auch international für Aufsehen gesorgt, eine Lösung wurde laut Nachfrage im Weingut bis heute nicht gefunden.

Auch Andreas Kröll, Geschäftsführer von Christophorus Reisen, ist auf den Streit aufmerksam geworden und will den jungen Bauer unterstützen: „Im Einsatz Muggittus, lokales Kulturgut zu verteidigen, kommt ihm seine sardische Beharrlichkeit zugute. Nicht umsonst gilt Sardinien als Insel der Hundertjährigen, ihre Bevölkerung als gelassen, harmonisch, aber auch hartnäckig.” Umso gespannter verfolge er deshalb, wie sich Muggittu gegen die Interessen des Großkonzerns behaupten kann. Dabei verstehe er zwar die Bedenken von Red Bull, kann die Bemühungen des Winzers jedoch gut nachvollziehen.

Sardische Weinbautradition auf dem Prüfstand

Ein Blick in die Geschichte des Weinbaus auf Sardinien zeigt seine enorme Bedeutung für die Region und seine lange Tradition. Denn die ältesten bisher gefundenen Zeugnisse stammen aus dem 15. Jh. v. Chr. und sind gestützt durch die Überreste einer Weinpresse in der Nähe von Cagliari, bei der es sich um das älteste Exemplar in der Mittelmeerregion handelt. Schon vor rund 3.000 Jahren wurde Wein auf Sardinien hergestellt – so früh wie kaum irgendwo sonst im Mittelmeerraum. Dabei handelt es sich um eine Form von Cannonau, der heute noch typisch für die Insel ist.[1]

Bald etablierte sich auch der Handel mit sardischem Wein über die Ufer der Insel hinaus: Vor der Küste Maltas wurde ein Schiff aus dem 9. vorchristlichen Jahrhundert entdeckt. Die geladenen Weinamphoren waren sardischen Ursprungs, wie sich aus ihrer Machart ableiten lässt. Der Kontakt zu anderen Regionen im Mittelmeer brachte auch die Einfuhr neuer Rebsorten mit sich. So waren es im Mittelalter etwa spanische Sorten, die ihren Weg auf die Insel gefunden haben.[1]

Dennoch konnten sich viele autochthone Rebsorten behaupten – Arten, die nahezu ausschließlich in einer bestimmten Region angebaut werden. Vielerorts wird dabei aufgrund des heißen Klimas noch auf das Buschbaumsystem gesetzt. Bei dieser antiken Weinbaumethode holen sich die Rebstöcke Wasser aus bis zu zwölf Metern Tiefe. Dazu erklärt Sardinien-Kenner Andreas Kröll: „Die lange Weinbautradition auf Sardinien ist für die Charakteristik der Weine maßgeblich mitverantwortlich. Gleichzeitig ist sie stark in die Kultur der Insel eingebettet, was den Weinbau auf Sardinien auch so wertvoll macht.”

So beläuft sich die Rebfläche auf Sardinien heute auf stolze 32.000 Hektar, auf denen Sorten wie Cannonau di Sardegna, Vermentino di Sardegna, Carignano oder Nuragus angebaut werden – etwa 1 Million Hektoliter an Wein und ein Jahresumsatz von 150 Millionen Euro werden hier produziert [2, 3]. Auch Mattia Muggittu ist daran beteiligt, doch wurde das Klima für den Winzer durch Auseinandersetzung mit Red Bull rauer. Denn im Vergleich zur sardischen Weinproduktion füllt Red Bull jährlich satte 2.800 Millionen Liter ab; insgesamt erzielte das 1987 gegründete Unternehmen im Jahr 2022 einen Umsatz von 9,684 Milliarden Euro [4].

Die Hintergründe der Auseinandersetzung

Die Wogen zwischen Red Bull und dem italienischen Winzer Mattia Muggittu sind schon vor einigen Wochen hochgegangen. Hintergrund ist eine Darstellung auf den Weinetiketten von Mugittu, die dem Logo von Red Bull zu sehr ähneln soll.

Der 23-jährige Muggittu sieht das anders. Auf seinen Etiketten zu sehen seien nämlich keine Stiere, sondern Ochsen. Damit beziehe er sich auf die Weinbautradition in der Region sowie auf die Ochsen, die der Winzer zum Pflügen einsetzt. Eine Logoänderung sei für Muggittu deshalb nicht angebracht.

Dass der Inselbewohner sein kulturelles Erbe hochhält, kann Andreas Kröll, Geschäftsführer von Christophorus Reisen, sehr gut nachvollziehen: „Tradition ist ein wertvolles Gut, das sich aber immer wieder gegen unterschiedliche Interessen behaupten muss. Deshalb ist es auch durchaus möglich, dass wir den Wein von Mattia Muggittu in unser Sortiment an sardischen Weinen aufnehmen, die wir zum Versand anbieten. Damit möchten wir Muggittu nicht nur auf finanziellem Weg helfen. Vielmehr wollen wir ein Zeichen der Unterstützung setzen für seine Bemühungen, lokales Kulturgut zu bewahren.”

Quellen

[1] https://www.ots.at/redirect/sardegnaturismo

[2] https://www.ots.at/redirect/vino-culinario

[3] https://www.ots.at/redirect/sardinienintim

[4] https://www.ots.at/redirect/redbull

https://www.ots.at/redirect/sueddeutsche6

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