Denn wird ein Spiel als Sportart anerkannt, dann kann das mitunter große Folgen haben: eine Teilnahme an den Olympischen Spielen wäre theoretisch möglich, Fördergelder von der Regierung kämen infrage und die komplizierte Rechtslage des Glücksspielvertrags könnte umgangen werden. Doch was ist Poker wirklich – Sport oder Spiel? Es gibt überzeugende Argumente für beide Interpretationen.
Poker als Denksport
- Ein Glücksspiel im klassischen Sinne wird so definiert, dass Gewinne nicht beeinflussbar sind, was beim Poker, anders als zum Beispiel beim Lotto, jedoch nicht der Fall ist.
- Zudem wird Poker vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als Geschicklichkeitsspiel anerkannt.
Poker als Glücksspiel
- Hängt das Spielergebnis ausschließlich oder zumindest zum großen Teil vom Zufall ab, dann handelt es sich um ein Glücksspiel.
- Ein Glückselement ist beim Pokerspiel immer vorhanden – es ist also kein reines Geschicklichkeitsspiel.
Die Problematik ist klar, doch eine Lösung ist nicht so einfach zu finden. Beim Poker gibt es nämlich meist einen Favoriten, anders als bei Glücksspielen wie Roulette oder Blackjack. Diese Spiele wurden so konzipiert, dass das Haus den Vorteil hat und man als Spieler mehr verliert als man gewinnt – es sei denn, man hat Glück.
Beim Pokerspiel sieht das jedoch etwas anders aus. Pokerspieler, die über gute Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügen, haben die Möglichkeit, den Ausgang des Spiels durch ihr Geschick und ihr Können zu beeinflussen. Doch wie auch beim Fußball oder beim Schach ist der Favorit am Ende nicht unbedingt der Sieger – ansonsten wäre wohl jeder Wettkampf extrem langweilig. Der Strategieanteil liegt beim Poker zwischen 25 und 40 Prozent.
Poker als Olympische Disziplin?
Das International Olympic Committee (IOC) entscheidet darüber, welche Sportart bei den Olympischen Spielen mit dabei ist. Die Definition einer Sportart ist anders, als man sie möglicherweise im Duden findet: Bei den Olympischen Sportarten handelt es sich um alle, von einem internationalen Verband (international sports federation) zugelassenen Veranstaltungen, die in mehrere Disziplinen unterteilt sind und oftmals sogar als eigene Sportart angesehen werden.
Um in Betracht gezogen zu werden, müssen Sportarten einige weitere Bedingungen erfüllen. So müssen Turniere und Veranstaltungen von einer international tätigen Nicht-Regierungs-Organisation geleitet werden. Beim Poker übernimmt die International Poker Federation diese Position. Zudem muss die Sportart in mindestens 75 Ländern und auf 4 Kontinenten von Männern und in mindestens 40 Ländern auf 3 Kontinenten von Frauen praktiziert werden.
Poker in Deutschland
Noch gilt Poker in Deutschland als Glücksspiel. Einige sind jedoch der Meinung, dass der Strategieanteil groß genug ist, um es als Geschicklichkeitsspiel gelten zu lassen – andere sagen, dass dieser Prozentanteil eben nicht ausreicht. Die momentane Rechtslage beruht auf einem Urteil aus dem Jahre 1906. Damals wurde die Variante Five-Card-Draw-Poker mit fünf verdeckten und ohne offene Karten gespielt. Diese Variante gibt es heute kaum noch. Stattdessen werden Varianten wie Texas Hold’em mit zwei verdeckten und fünf Gemeinschaftskarten vorgezogen. Die Bedingungen waren also ganz andere.
Noch wird Poker in Deutschland als Glücksspiel angesehen, doch immer mehr Pokerspieler wehren sich gegen diese Definition, da sie auf einem überholten Gesetz basiert. Viele moderne Poker-Versionen sind ein Geschicklichkeitssport – zwar kann man immer mal Glück oder Pech haben, aber das ist auch beim Fußball nicht anders. Im Endeffekt ist das Team erfolgreicher, das besser spielen kann.