Innsbruck/Meran (dpa/tmn) – Schneller auf den Berg kommen und mehr Pisten abfahren: Für Skifahrerinnen und Snowboarder können das die gewichtigen Argumente sein, um sich für oder gegen ein Skigebiet zu entscheiden. Wer hat für diese Wintersaison aufgerüstet? Wir haben uns in europäischen Gebieten umgeschaut und werfen ohne Anspruch auf Vollständigkeit ein Schlaglicht auf bemerkenswerte Neuheiten.
ÖSTERREICH
Rund elf Millionen Euro hat die neue Bergbahn im Skigebiet Galsterberg in der Region Schladming-Dachstein (Steiermark) gekostet. Die Gondelbahn ersetzt ihre 30 Jahre alten Vorgängerin und soll mehr Gäste schneller auf den Berg bringen. Tal- und Bergstation wurden neu gestaltet und haben nun regionaltypische Holzschindelfassaden. Die Vorgänger-Bahn ist nicht verschrottet worden. Sie soll in einem Skigebiet in Alaska wieder aufgebaut werden.
Ebenfalls in der Dachsteinregion fährt am Rittisberg bei Ramsau anstelle des alten Vierer-Sessellifts eine neue Kombinationsbahn. Der Begriff verrät es: Es fahren Gondeln und Sessel (mit sechs Plätzen). Wer auf Ski oder Snowboard unterwegs ist, kann in einen der Sessel steigen und die Bretter an den Füßen angeschnallt lassen. Rodler, Langläufer oder Wanderer kommen in den Gondeln bequemer den Berg hinauf. Dort warten auch eine Loipe und Winterwanderweg.
Aufgerüstet hat das Gebiet Axamer Lizum nahe Innsbruck in Tirol. Eine neue Gondelbahn führt vom Parkplatz zum Hoadl-Plateau und ersetzt die Sessellifte, die dort bisher gefahren sind. Im Skigebiet von See im Tiroler Paznauntal geht ebenfalls eine neue Gondelbahn in Betrieb. Sie entlastet einen bestehenden Sessellift.
In Tirol liegt auch das Pitztal, wo der im Sommer in Betrieb genommene neue Gletscherexpress seine erste Wintersaison absolviert. Die Standseilbahn fährt wie ihre Vorgängerin durch einen knapp vier Kilometer langen Tunnel, wird dabei aber nur durch Solarstrom von Anlagen auf dem Gletscher und während der Fahrt selbst erzeugter Energie angetrieben. Geräumiger soll die neue Bahn auch sein.
ITALIEN
Im Südtiroler Skigebiet Meran 2000 nimmt eine neue Gondelbahn ihren Betrieb auf. Sie ersetzt den 30 Jahre alten Piffing-Sessellift. Auch im Rosskopf-Skigebiet bei Sterzing gibt es einen Austausch: Die 1987 errichtete Bergbahn hat ausgedient, ihre Nachfolgerin soll mehr Komfort und mehr Kapazität bieten.
Ein besonderes Feature für Kinder bietet der erneuerte Seenock-Sessellift am Speikboden im Ahrntal: Ein Einstiegsförderband, das sich abhängig von der Größe des Kindes heben und senken kann.
Im Aostatal in Valtournenche wird die Verbindung ins Skigebiet von Breuil/Cervinia und Zermatt verbessert. Der Sessellift Gran Sometta ersetzt den alten Schlepplicht und soll laut der Bergbahngesellschaft knapp 2500 Personen pro Stunde befördern.
SCHWEIZ
Im kleinen Skigebiet Bellwald im Wallis soll diesen Winter ein neuer Sechser-Sessellift eröffnen. Die alte Bahn wurde im Frühjahr 2022 stillgelegt – und die ausrangierten Sitze standen zum Verkauf. Möglicherweise stehen sie jetzt also in einigen Gärten oder Wohnzimmern.
Das Skigebiet Villars – Gryon im Kanton Waadt nahe des Genfer Sees bekommt einen Achter-Sessellift. Das ist nach Angaben der Seilbahnen Schweiz erst der vierte dieser Art im Land. Er ersetzt den alten Lift auf der Strecke Lac Noir – Chaux Ronde und soll bis zu 4000 Personen pro Stunde befördern. Neue Sechser- anstatt von Dreier-Sesselliften fahren laut «Skiresort.de» auch in den Skigebieten 4 Vallées und Les Portes de Soleil.
FRANKREICH
Zwei neue Kombinationsbahnen aus Gondeln und Sesselliften gibt es im Skigebiet Les Deux Alpes. Der Vierer-Sessellift Vallée Blanche wird laut Tourismusvereinigung France Montagnes durch so einen «Telemix» ersetzt. Umfassend erneuert wird der Lift Le Diable. Neben Sesseln fahren nun Gondeln auf dessen Trasse, berichtet «Skiresort.de».
Eine neue Gondelbahn fährt in Alpe d‘Huez. Der Huez Express soll für eine bessere Anbindung des gleichnamigen Dorfes ans Skigebiet sorgen. Im Gebiet selbst ersetzt die neue Kombibahn Sures den gleichnamigen Sessellift hinauf in Richtung Col de Maronne.
EIN BLICK ÜBER DIE ALPEN HINWEG
Einschneidende Veränderungen gibt es im Pyrenäen-Skigebiet Saint-Lary, wo laut France Montagnes 23 Millionen Euro für neue Anlagen im Espiaube-Sektor investiert wurden. Eine neue Gondelbahn und ein Sessellift ersetzen dort mehrere alte Anlagen.
Neuigkeiten vermeldet das größte finnische Skigebiet Ylläs in Lappland. Ein Sechser-Sessellift ersetzt den Alahissi-Schlepplift. Die Anlage sei «first class», wirbt das Ressort: Neben Sitzheizung und Schutzhaube (Ausstattungen, die viele neue Lifte bieten) sollen spezielle Dämpfer dafür sorgen, dass die Sessel auch bei starken Winden kaum schwingen.
Rund 50 Kilometer nördlich von Ylläs, im Skigebiet Levi, haben gleich zwei alte Schlepplifte ausgedient. Dafür fährt mit dem Glacier Express ebenfalls ein Sechser-Sessellift.
Eine Steigerung auf sechs Sessel gibt es auch in Schwedens größtem Skigebiet Åre mit dem Stjärnliften, der seinen zweisitzigen Vorgänger ablöst, wie die Betreibergesellschaft Skistar schreibt.
Investiert wird auch in den Beskiden, schreibt das polnische Fremdenverkehrsamt. Auch hier sind es vor allem Sechser-Sessellifte. Einer fährt im Gebiet Jaworzyna Krynicka statt des alten Vierer-Sessellifts zum Snowpark hinauf. Ein anderer fährt im Gebiet Master-Ski in Tylicz, wo zudem drei neue, jeweils einen Kilometer lange Abfahrten entstehen.
Gleich hinter der deutschen Grenze liegt jetzt die längste Abfahrt Tschechiens. Die rund 3,5 Kilometer lange Piste am Klínovec (dt. Keilberg) im Erzgebirge ist laut dem Skigebietsverband AHS durch die Anbindung bisher nicht genutzter Umleitungsstrecken und durch neue Beschneiungsanlagen geschaffen worden.
UND IN DEUTSCHLAND?
Tatsächlich gibt es aus den deutschen Skigebieten keine bemerkenswerten Neuheiten für die kommende Saison zu verkünden. Die Investitionen seien durch Corona sehr zurückgestellt worden, heißt es vom Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte (VDS). Planungen gebe es zwar, in der kommenden Wintersaison aber gehen «keine bahnbrechenden Neubauten» in Betrieb.