Mats Hummels: «Wir haben gesehen, was passiert, wenn wir auch in der Defensive eine ganz andere Herangehensweise zeigen und eine andere Mentalität an den Tag legen. Heute hat alles gepasst, alle haben gearbeitet. Wir haben das sehr gut umgesetzt. Das brauchen wir, wenn wir im Sommer was gewinnen wollen.»
Toni Kroos: «Wir haben die Formation gestern schon ein bisschen trainiert, wir wollten aus einer etwas kompakteren Defensive kommen. Das war ein Spiel, was wir gewinnen wollten, in dem wir vielleicht ein bisschen was gutmachen wollten. Wir haben ein gutes Spiel gemacht.»
Mario Götze: «Ich bin sehr glücklich. Für mich war‘s einfach wichtig, wieder spielen zu können nach so einer langen Verletzung. Einfach wieder das machen zu können, was mir Spaß macht, zurück zu sein auf dem Platz, dann noch ein Tor zu machen. Das Vertrauen des Trainers hat mir sehr viel gegeben. Wir wollten nach dem England-Spiel unbedingt noch mal ein Zeichen setzen. Ich hab‘s genossen. Für mich ist wichtig, dass ich spielen kann, dass ich meine Minuten bekomme, dann bin ich glücklich.»
München (dpa) – Fazit: Deutschland gewinnt auch in dieser Höhe verdient mit 4:1 gegen Italien. Das Team von Jogi Löw trat über die gesamte Spielzeit hellwach und engagiert auf und belohnte sich mit Toren von Toni Kroos, Mario Götze, Jonas Hector und Mesut Özil (Elfmeter). Entsprechend erklärt Riccardo Montolivo, den sie Tedescho nennen, Deutschland neben Spanien, Frankreich und Belgien zum EM-Favoriten.
Entspannt wie immer Jogi Löw: „Gegen Italien haben wir viele, viele Jahre nicht mehr gewonnen, haben clever gespielt – das war ein gutes Spiel unserer Mannschaft.“ Das Experiment mit Toni Kroos und Mesut Özil als Doppel-6 hat ihm „sehr gut gefallen, weil beide unheimlich ballsicher und spielstark sind“. Es sei wichtig gewesen, „dass wir uns von dort gut lösen konnten“.
„Die Tür ist noch offen“
Alle Spieler hätten heute ihre Aufgaben erfüllt. Für Rückschlüsse auf die EM-Nominierung müsse man die zwei unterschiedlichen Spiele zusammennehmen und analysieren. „Es war viel Engagement und Dynamik in den Trainingseinheiten, gegen England haben wir es nicht auf den Platz gebracht, heute schon.“ Jetzt komme es aber auch darauf an, wie die Spieler in ihren Mannschaften spielten in den nächsten Wochen. „Die Tür ist noch offen“, sagt Löw, „wir haben auch noch junge Spieler im Visier, den Konkurrenzkampf wollen wir“.
Im Gegensatz zum England-Spiel startet Deutschland wieder in Weiß-Schwarz und Italien im beliebten blau-weißem Azzurri-Tuch. Die Fans bejubeln ihre Teams mit bunten Choreographien. Wie angekündigt startet das DFB-Team mit Mario Götze und drei gelernten Innenverteidigern: Mats Hummels, Shkodran Mustafi und Antonio Rüdger.
Krooses Gefühl
Deutschland in der ersten Viertelstunde gut im Spiel, setzt sich immer wieder über Außenpositionen in Szene. Auch die erste Gelbe Karte der Partie resultiert aus einem durchdachten Wechsel auf Sebastian Rudy, der nur durch ein Foul zu bremsen ist (14.). Einer dieser variablen Wechsel führt dann auch zur Führung: Thomas Müller flankt von rechts in die Mitte, Bonucci fälscht den Ball unberechenbar ab, der fällt Toni Kroos kurz vorm 16er vor die Füße, und er schlenzt die Kugel ins rechte untere Eck (24.).
Jetzt spielen die Deutschen den Angstgegner schwindelig: Thomas Müller bringt Gianluigi Buffon aus 25 Metern in Verlegenheit, der das Ding mit einer Faust über die Latte boxt – beide recken sich den Daumen zu, Respekt, die Herren. Pech für Julian Draxler: Seine Hereingabe in den Fünfer bleibt herrenlos (29.).
Auf der anderen Seite gibt’s nur Anlass zu sorgenvollem Seufzern, wenn Marc-André Ter Stegen vabanque im Fünfer übt: Dreimal läuft Simone Zaza auf die Nummer 2 im deutschen Tor zu: Einmal spitzelt Ter Stegen den Ball gerade noch weg, ein anderes Mal ist Zaza zu spät und foult Hummels (35.).
Müllers Geniestreich auf den Zauberzwerg
Wie’s geht, zeigt dann wieder Thomas Müller: Jeder denkt, er spielt vom Strafraumeck rechts raus, stattdessen blitzschnelle Drehung und Butterpass in die Mitte, wo Zauberzwerg Mario Götze zwischen einem Italo-Duo mit Matteo Darmian, der noch versucht mit hohem Bein zu klären, die Kugel ins lange Eck köpft (45.).
Das ist eine Ansage zur Pause, auch wenn das englische Déjà-vu erst mal Zurückhaltung geraten sein lässt. Das „Experiment Dreiekette“ geht gegen eine allerdings überraschend harmlose und verletzungsgeschwächte italienische No-Name-Truppe voll auf. Löw kann zufrieden sein: Viele Ballgewinne im Mittelfeld, sicherer Aufbau über Özil und Kroos, schnelle Vorstöße über Außen.
Lebenszeichen schnell erstickt
Die zweite Hälfte beginnt mit einem Lebenszeichen der Azzurri: Riccardo Montolivo taucht frei vor Ter Stegen auf, schiebt die Kugel aber links vorbei (48.). Dynamischer Antritt von Julian Draxler durchs Mittelfeld, klasse Hackentrick von Mario Götze, wieder Draxler, der durch ist und überlegt auf Jonas Hector querlegt – der Kölner muss mit seinem starken linken Fuß nur noch ins lange Eck einschieben (58.).
Seelenbalsam: Mario Götze darf sich fürs Tor und den jüngsten Hackentrick den verdienten Wechselapplaus abholen. Für ihn kommt der Dortmunder Marco Reus. Auch Italien wechselt durch: Für Bonucci, der sich beim Gegentor verletzte, darf Ranoccia ran. De Silvestri ersetzt Florenzi (60). Nächster Reise nach Rom: Emre Can bekommt für Thomas Müller das Reserveticket. Und Coach Antonio Conte holt gleich ein Trio vom Platz (68.) .
Buffon verhindert die vierte Kiste aus dem Feld
Alles neu macht La Nazionale? Von wegen! Toni Kroos mit gefühlvollem Diagonalball auf Sebastian Rudy, der möchte keinen Mann mehr vor sich und dem Netz sehen, versucht Gigi Buffon auch noch zu umrunden, was der alte Herr aber vermeiden möchte, nach dem Motto: keine vier Tore aus dem Feld! Sein langes Bein gegen den Hoffenheimer führt zum Elfer, aber nicht zur eigentlich fälligen Roten Karte. (72.). Bei Mesut Özil ist der österreichische Schiedsrichter Oliver Drachta dann kleinlicher und lässt ihn den Ball um 3 Millimeter verrücken. Der schüttelt etwas pikiert das Haupt und zirkelt die Kugel locker ins rechte obere Eck, wo weit und breit kein Buffon mehr ist, 4:0 (74.).
Der Schlendrian dann wieder ganz zum Schluss: Die gesamte Abwehr beobachtet wohlwollend die Drehung Stephan El Shaarawys, dessen Schuss von der Strafraumkante Rüdiger mit dem langen Bein unhaltbar abfälscht (83.).