Ramstein/Washington (dpa) – Über eine mögliche Evakuierung von US-Diplomaten aus dem Sudan gibt es nach Angaben des US-Verteidigungsministers noch keine Entscheidung. Streitkräfte seien in die Region verlegt worden, um sicherzustellen, dass die USA im Falle einer Anordnung «so viele Optionen wie möglich» hätten, sagte Lloyd Austin am Freitag in auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz. «Es wurde noch keine Entscheidung getroffen», sagte er. Das Pentagon verfolge die Lage weiterhin sehr genau und stimme sich mit dem Außenministerium ab. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte am Freitag, man wolle auf die Möglichkeit vorbereitet sein, wenn es dazu komme.
Auf die Frage, ob die Pläne auch andere US-Staatsangehörige im Sudan berücksichtigten, sagte Kirby: In einer bereits am 16. April herausgegebenen Sicherheitswarnung der US-Botschaft heiße es eindeutig, dass US-Amerikaner im Sudan aufgrund der unsicheren Lage in Khartum und der Schließung des Flughafens derzeit nicht mit einer von der US-Regierung koordinierten Evakuierung rechnen sollten. «Wir gehen davon aus, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird.» Seit mindestens Oktober vergangenen Jahres sei US-Bürgern dringend davon abgeraten worden, in den Sudan zu reisen. Am Donnerstag hatte das US-Außenministerium den Tod eines Amerikaners im Sudan bestätigt. Kirby sagte, er sei im Zusammenhang mit den Kämpfen ums Leben gekommen.
Im Sudan sind vor rund einer Woche Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Dabei kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe RSF. Mehrere Versuche einer Waffenruhe sind gescheitert. Die humanitäre Notlage in Khartum spitzt sich zu.
Am Mittwoch war ein erster Versuch einer Evakuierung von Deutschen mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten abgebrochen worden, weil die Sicherheitslage in der umkämpften Hauptstadt zu gefährlich für einen solchen Einsatz war. Es geht um die Rettung einer dreistelligen Zahl von deutschen Staatsbürgern. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte am Freitag auf Anfrage, die Bundeswehr treffe Vorbereitungen für einen neuen Anlauf.