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Niger: Frankreich und Italien beginnen Evakuierung von Staatsbürgern

Mehrere europäische Länder haben knapp eine Woche nach einem Putsch im Niger mit der Evakuierung ihrer Bürger begonnen. Deutschland verlässt sich dabei auf seinen Nachbarn Frankreich. Unklar bleibt, ob die Bundeswehr in dem westafrikanischen Land bleibt.

Frankreich und Italien haben eine Woche nach dem Militärputsch im westafrikanischen Niger mit der Evakuierung ihrer und ausländischer Staatsbürger begonnen. Das teilten die französische Außenministerin Catherine Colonna und ihr italienischer Kollege Antonio Tajani auf Twitter mit. Laut Colonna wurden mehr als 260 Menschen, darunter zwölf Babys, aus der nigrischen Hauptstadt Niamey evakuiert. Zunächst gab es keine Angaben, ob auch Menschen aus anderen EU-Ländern an Bord der Maschine nach Frankreich waren. Tajani schrieb, der Sonderflug mit italienischen und ausländischen Bürgern aus Niamey sei am Mittwochmorgen in Rom gelandet.

An Bord des Flugzeugs waren nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa 87 Menschen, unter ihnen 36 Italiener, 21 Amerikaner, vier Bulgaren und zwei Österreicher. Im Niger befinden sich nach Angaben Tajanis knapp 100 Italiener.

Nach Informationen des französischen Generalstabs sollte noch ein weiterer Flieger in der Nacht nach Frankreich abfliegen. Auch ein drittes Flugzeug sollte demnach für die Evakuierung genutzt werden können. Frankreich hatte angeboten, auch Menschen aus anderen europäischen Ländern aus dem Niger zu evakuieren. Etwa 500 bis 600 Franzosen sind den Angaben zufolge im Land.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dankte ihrer französischen Kollegin Colonna für das Angebot, auch Deutsche aus dem Land zu evakuieren. Der Betrieb auf dem Flughafen der nigrischen Hauptstadt Niamey war nach dem Umsturz offiziell noch bis einschließlich Freitag untersagt. Frankreich erhielt aber die Erlaubnis, mit drei Maschinen zu landen.

Das Auswärtige Amt sprach am Dienstag zudem eine Reisewarnung aus und riet deutschen Staatsangehörigen zur Ausreise. Alle Deutschen dort sollten prüfen, ob ihr Aufenthalt weiter zwingend notwendig sei und gegebenenfalls die nächste Ausreisemöglichkeit nutzen, wurde der Deutschen Presse-Agentur in Berlin nach einer Sitzung des Krisenstabs mitgeteilt. Im Niger befinden sich aktuell knapp 100 deutsche Zivilisten. Auch das britische Außenministerium sprach eine Reisewarnung aus.

Am Mittwoch vergangener Woche hatten Offiziere der Präsidialgarde den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Der Kommandeur der Präsidialgarde, General Abdourahamane Tiani, ernannte sich am Freitag selbst zum neuen Machthaber. Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung außer Kraft und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war der Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde – und ein wichtiger Partner für den Westen.

Die Bundeswehr betreibt in Niamey einen Lufttransportstützpunkt, auf dem derzeit auch mehr als 100 deutsche Soldaten stationiert sind. Zudem hat dort das Personal der Deutschen Botschaft Zuflucht gefunden. Der Umsturz stellt die Bundeswehr nun vor große Herausforderungen. Der Stützpunkt ist zentrales Drehkreuz für die deutschen Soldaten in der Region. Auch der laufende Abzug deutscher Blauhelme der UN-Mission Minusma aus dem benachbarten Mali läuft darüber. Die Militärregierung in Mali hatte einen Abzug der UN-Soldaten bis Ende des Jahres gefordert.

Wenn es einen Weg gebe, die Sicherheit der Soldaten zu garantieren, «dann werden wir auch versuchen, an einem Stützpunkt festzuhalten», sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Zugleich werde nach Alternativen gesucht, wie der Rückzug aus Mali über andere Flugstrecken organisiert werden könnte.

Schon jetzt sei absehbar, dass der Putsch den Abzug der Bundeswehr aus Mali viel schwieriger mache als geplant, sagte Sahel-Experte Ulf Laessing von der Konrad-Adenauer-Stiftung dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Es steht zu befürchten, dass die neuen
Machthaber ähnlich wie in Mali separate Fluggenehmigungen
verlangen, die dann erst jeweils beantragt werden müssten», sagte Laessing weiter. Alternativen zum Niger gebe es nicht. Der Landweg durch Mali oder Burkina Faso sei zu gefährlich.

Gleichzeitig könnte der Konflikt im Niger weiter eskalieren. Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas hatte den Putschisten am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Sollte der festgesetzte Präsident Bazoum nicht binnen einer Woche wieder eingesetzt werden, werde Ecowas Maßnahmen ergreifen, die auch Gewalt umfassen könnten, hieß es. Burkina Faso und Mali warnten Ecowas vor einem Eingreifen und drohten, jede militärische Intervention gegen den Niger komme einer Kriegserklärung auch gegen ihre Länder gleich. Unklar ist jedoch, ob Ecowas die Drohung überhaupt wahr machen kann. Der als Wirtschaftsgemeinschaft gegründete Bund verfügt über keine gemeinsame militärische Eingreiftruppe.

Derweil bekräftige US-Außenminister Antony Blinken die Unterstützung seines Landes für Präsident Bazoum. In einem Telefonat mit Bazoum betonte er am Dienstag (Ortszeit), die USA lehnten Bestrebungen ab, die verfassungsmäßige Ordnung umzustürzen. Vielmehr würden eine demokratische Regierungsführung und die Achtung der Rechtsstaatlichkeit und der Menschenrechte unterstützt.

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