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Neues aus Babylon: Übersetzer-Apps eignen sich für den Alltag

Können Sie Armenisch, Kasachisch oder Punjabi? Wir auch nicht. Aber viele Übersetzer-Apps versprechen Unterhaltungen weltweit trotz Sprachbarrieren. In der Praxis treibt das manchmal kuriose Blüten.

Als Martin Gobbin für die Stiftung Warentest verschiedene Übersetzungs-Apps ausprobiert hat, erhielt er einige kreative Ergebnisse. «Eklatanter Tauchgang» war eines davon. So hatte eine Anwendung «blatant dive» übersetzt, zu Deutsch «offensichtliche Schwalbe». Dass die Software sich dermaßen irrte, kam Gobbin zufolge nicht oft vor, war aber auch kein Einzelfall.

Wer im Netz auf einer Seite in unbekannter Sprache landet oder im Urlaub ratlos vor einer Hinweistafel steht, hat wahrscheinlich schon einmal die Hilfe von Übersetzungs-Software in Anspruch genommen. Der Google Übersetzer ist wohl eines der bekanntesten Beispiele, Microsoft hat den Translator, bei Apple heißt er iTranslate.

Daneben bietet etwa auch Pons eine App an, Amazon hat Sayhi auf den Markt gebracht, und dann gibt es zum Beispiel noch Talkao oder den Übersetzungs-Shooting-Star Deepl.

Übersetzungen in über 150 Sprachen

Was die Apps eint, ist ein umfangreiches Portfolio auf der einen Seite und eine gewisse Fehleranfälligkeit auf der anderen. Google bietet Übersetzungen in mehr als 150 Sprachen an, inklusive Mongolisch und Walisisch.

Die meisten Apps werben damit, auch gesprochene Sätze verständlich zu machen oder Bilder übersetzen zu können. Das ist vor allem in Ländern mit anderen Schriftzeichen hilfreich, etwa im asiatischen Raum. Zum Beispiel, wenn man Straßenschilder oder die Speisekarte nicht lesen kann.

«Frei im Netz verfügbare Übersetzungsprogramme können im Alltagsgebrauch passable Dienste leisten», sagt Réka Maret vom Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ). Allerdings ist hier auch meist die Fallhöhe gering.

Schlimmstenfalls Belustigung

Im schlimmsten Fall landet ein unerwartetes Gericht auf dem Teller oder man erntet im Gespräch mit Einheimischen belustigtes Kopfschütteln. «Diese Systeme beherrschen ja die Sprachen nicht wie ein Mensch, sondern vergleichen lediglich übersetzte Texte und deren Vorlagen und spucken auf dieser Basis ein Ergebnis aus.»

Zwar lernt neue Software wie die der Kölner Firma Deepl mithilfe von Künstlicher Intelligenz, was Wörter und Sätze in anderen Sprachen bedeuten. «Wörter werden nicht nur nacheinander, sondern in einem Satzkontext betrachtet», erklärt Janiça Hackenbuchner vom Institut für Translation an der Technischen Hochschule Köln.

Teilweise werde ein Satz sogar im Kontext des vorherigen oder nachfolgenden betrachtet, erklärt Hackenbuchner. Das funktioniere recht gut, außerdem können die Apps sehr schnell sehr viel Text übersetzen.

Keine App besser als befriedigend

Trotzdem hat die Technik Grenzen. Die Stiftung Warentest bewertete 2020 keine der Apps in Gobbins Vergleich besser als befriedigend. «Seitdem hat sich natürlich alles noch ein bisschen verbessert», sagt der Testredakteur.

Aber neben Problemen mit mehrdeutigen Vokabeln, Fachsprache oder Spezialbegriffen aus verschiedenen Bereichen tut sich die Software auch mit Humor oder Ironie schwer, weiß Gobbin. «Ganz ganz schwierig wird es bei bildlicher und poetischer Sprache oder Redewendungen.»

Und auch beim Datenschutz gibt es teilweise Fragezeichen. Einige der Apps, die es sowohl für Android als auch für iOS gibt, sendeten im Vergleich der Warentester Daten an Facebook. Andere wollten Zugriff auf Standort oder Adressbuch.

Eine weitere Schwäche sind sexistische oder rassistische Übersetzungen. «Die Programmierung selbst ist eigentlich neutral», erklärt Oliver Czulo, Professor für Übersetzungswissenschaft an der Uni Leipzig. Aber die Software lernt anhand menschlicher Daten, also real existierendem Textmaterial – und übernimmt entsprechende Muster.

Ungeeignet für den fachlichen Einsatz

Ein Beispiel: Ein «clever pianist» wird aus dem Englischen manchmal als «schlauer Pianist» übersetzt. Ein «sexy pianist» wird aber zur «sexy Pianistin».

Wo sich alle Experten einig sind: Für den fachlichen Einsatz taugen die Apps kaum. «Verträge oder Briefe vom Amt würde ich nie von einem Programm übersetzen lassen», sagt Gobbin.

«Für Unternehmen gibt es professionelle Lösungen, die auch den Datenschutz im Blick haben», ergänzt Czulo – da sollte man besser nicht auf eine kostenlose App zurückgreifen. Und für das Übersetzen einzelner Wörter ist ein Wörterbuch oft die beste Lösung, sagt Hackenbuchner. Ganz gleich ob online oder offline. Denn Wörterbücher bieten viel mehr Vorschläge samt Definition und Anwendungsbeispielen.

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