Lübbenau/Senftenberg (dpa/bb) – Fischer haben in Brandenburger Gewässern, darunter im Spreewald und auch an der gerade von einem Fischsterben betroffenen Oder, Hunderttausende Jungaale ausgesetzt. Die Aale wurden mit kleinen Keschern portionsweise ausgesetzt. Die Tiere sind nur vier Gramm schwer. Allein an der Order waren es um die 100 000 Aale, wie André Schneider von der Fischerei Küstrin am Donnerstag berichtete. Aale laichen in einem Meeresgebiet östlich der Bahamas in der Sargassosee. Von dort schwimmen die Larven mit Unterstützung des Golfstroms quer durch den Atlantik bis an die europäischen Küsten. Ein Teil bleibt in den Küstengewässern, der größere Teil wandert in Flussmündungen stromaufwärts und sucht sich geeigneten Lebensraum.
Die Besatzgewässer haben freien Zugang zum Einzugsgebiet der Elbe – das gewährleistet nach Angaben von Projektleiter Ronald Menzel eine Abwanderung nach Erreichen der Laichreife als sogenannter Blankaal. Die Aktion bildet den Abschluss der diesjährigen Besatzmaßnahmen in Brandenburg.
Die ausgesetzten kleinen Aale haben zum jetzigen Zeitpunkt bereits Tausende Kilometer hinter sich, wie Projektleiter Menzel erklärt. «Diesen natürlichen Aufstieg haben wir Menschen nicht nur den Aalen buchstäblich verbaut. Staumauern, Schleusen und Wehre stellen vielfach unüberwindbare Hindernisse dar», erklärte der Projektleiter. Besatzmaßnahmen seien der einzige Weg, um den Aalen ihren ursprünglichen Lebensraum im Süßwasser zu erhalten. Sonst wäre der Aal schon lange nicht nur aus Brandenburger Gewässern verschwunden.
Im Frühjahr dieses Jahres wurden die Jungaale von französischen Fischern an der Atlantikküste als Glasaale mit einem Stückgewicht von 0,3 Gramm gefangen. Nächste Station war eine Aalfarm im Emsland. Dort wurden die Jungaale auf ihre jetzige Größe aufgepäppelt.
Männliche Aale werden nach 6 bis 8 Jahren geschlechtsreif, bei weiblichen Aalen dauert es 12 bis 20 Jahren. Mit dem Eintritt der Geschlechtsreife zieht es die Aale instinktiv zurück zur Sargassosee. Die Aale paaren sich dort und sterben, nachdem aus den abgelegten Eiern die nächste Aalgeneration schlüpft.
In diesem Jahr wurden dem Fischereiverband zufolge von März bis September landesweit mehr als zehn Millionen Jungaale als Glasaale und «vorgestreckte» Aale ausgesetzt. Seit 16 Jahren wird das Pilotprojekt zur Wiederauffüllung des europäischen Aallaicherbestandes im Elbeeinzugsgebiet von der Fischereischutzgenossenschaft koordiniert. Ziel ist, dass mindestens 40 Prozent der ausgesetzten Aale nach ihrem 8- bis 15-jährigen Leben in die Laichgebiete zurückwandern.