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Nachhaltiger Zähneputzen: 7 Dinge, die Sie wissen sollten

Witten/Herdecke (dpa/tmn) – Mindestens zweimal am Tag greifen wir zu Zahnbürste und Zahncreme und schrubben los. Das geht mittlerweile auch mit Produkten, mit denen wir uns weniger Plastik ins Bad holen. Sieben Dinge, die Sie über die Alternativen wissen müssen.

1. Holz- oder Bambusgriff? Das ist längst nicht alles

Nachhaltiger Zähneputzen: Wem bei diesem Schlagwort allein die Bürste mit Bambus- oder Holzgriff in den Kopf kommt, der denkt zu kurz. Auf dem Markt tut sich nämlich viel mehr, zum Beispiel bei den Borsten. 

«Die Nylonborsten einer Zahnbürste lassen sich mittlerweile auch aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen, etwa aus Rizinusöl», sagt Prof. Stefan Zimmer. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke. «Nach allem, was wir wissen, sind diese nachhaltiger hergestellten Borsten genauso gut wie die aus Erdöl hergestellten.» Heißt: Sie sind ebenso für eine gründliche Zahnpflege geeignet.  

Und: Mittlerweile gibt es auch Griffe, die aus recyceltem Plastik bestehen – oder aus Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr.  

Und es gibt Bürsten, die einen Holzgriff und einen austauschbaren Bürstenkopf aus Plastik kombinieren. Eine Lösung für alle, die das stumpfe Gefühl von Holz auf den Schleimhäuten einfach nicht mögen – so wie der Zahnexperte Stefan Zimmer übrigens auch. 

2. In Tierborsten können sich Keime vermehren

Und dann gibt es noch Zahnbürsten mit natürlichen Borsten, etwa aus Ziegen-, Dachs- oder Schweinehaar. Bei diesen Bürsten hat Zimmer allerdings Bedenken, wenn es um die Hygiene geht. Das liegt nicht per se daran, dass die Borsten vom Tier stammen, sondern an ihrer Beschaffenheit. 

«Denn in der Mitte einer Naturborste ist ein sogenannter Markkanal, also ein Hohlraum», erklärt er. So gut man die Zahnbürste nach der Zahnpflege auch abspült – im Inneren dieser Borsten bleibt es feucht. «Dort können sich also Pilze, Bakterien und Viren sehr gut vermehren.» Bei Zahnbürsten mit Nylonborsten besteht dieses Problem nicht, dort gibt es keinen Hohlraum. 

3. Bei Zahnbürsten bleibt Recycling ein Problem

Wer darauf baut, dass die umweltfreundliche Zahnbürste nach ihrer Benutzung komplett recycelt werden kann, dessen Hoffnungen muss Stefan Zimmer dämpfen. Denn auch eine nachhaltigere Zahnbürste besteht aus verschiedenen Materialien. «Die vollständig zu trennen, das geht nie. Oft sind zum Beispiel die Borsten mit Metallklammern im Borstenkopf befestigt», sagt Zimmer. «Der Fokus dieser Produkte liegt auf der Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen – und das ist natürlich auch schon etwas.» 

Übrigens: Wie die umweltfreundliche Zahnbürste am besten entsorgt wird, das steht in aller Regel auf der Verpackung. Bei Holz- und Bambuszahnbürsten ist es sinnvoll, den Bürstenkopf abzubrechen oder abzuschneiden, heißt es vom BUND. Der Griff darf in den Biomüll, der Rest wird im Restmüll entsorgt.  

4. Erst Plastikprodukte aufbrauchen, dann umsteigen

Es kribbelt Ihnen in den Fingern, schnellstmöglich auf nachhaltige Alternativen umzusteigen? Am besten brauchen Sie dennoch erst einmal die Plastikzahnbürsten auf, die noch im Badezimmerschrank oder Zahnputzbecher warten. Denn Plastikprodukte wegzuwerfen, die noch zu gebrauchen sind, das ist alles andere als nachhaltig, warnt der BUND. 

5. Zahnputztabletten: Blick auf die Inhaltsstoffe lohnt

Zum Zähneputzen braucht es natürlich nicht nur eine Bürste, sondern auch eine Zahnpasta. Oder die nachhaltige Variante: Zahnputztabletten. Sie sind ein trockenes Produkt, können also in Papiertüten ver- und gekauft werden. Oder man füllt sie sich gleich im Unverpacktladen in ein Glas ab.

Die Tabletten zerkaut man im Mund, in Verbindung mit dem Speichel entsteht ein Brei, mit dem sich die Zähne schrubben lassen. Doch ob sie auch in Sachen Zahngesundheit die Zahnpasta gut ersetzen können? Das hängt Stefan Zimmer zufolge davon ab, was genau in den Tabletten drinsteckt. Genauer gesagt: ob Fluorid in der Liste der Inhaltsstoffe auftaucht. 

Fluoride bilden eine Art Schutzfilm um die Zähne und schützen damit vor Karies. Zimmer beobachtet mit Blick auf das Sortiment der Zahnputztabletten jedoch: «Sie enthalten leider oft kein Fluorid – und dann kann eine Zahnputztablette nicht gut sein.» 

Und wenn Hersteller Stoffe verwenden, den sie als gleichwertigen Ersatz zu Fluorid bewerben? Auch dann bleibt der Zahnmediziner skeptisch: «Das ist nicht überzeugend belegt.»

6. Für genug Fluorid: Mit mehr als einer Tablette putzen

Wer fluoridhaltige Tabletten entdeckt hat, sollte wissen: Eine einzige von ihnen reicht zum Zähneputzen womöglich nicht aus, wenn man sich gut vor Karies schützen will. «Bei Mundhygieneprodukten spielt nicht nur die Konzentration des Fluorids darin eine Rolle, sondern auch, wie viel man davon insgesamt in den Mund nimmt», sagt Zimmer, der auch Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe ist. 

Bei Zahnpasta gilt: Ab einem Alter von sechs Jahren sollte man einen Strang von 1 bis 1,5 Zentimeter Zahnpasta auf die Bürste drücken. «Das entspricht einem bis 1,5 Gramm», sagt Zimmer. Er hat nachgewogen – und herausgefunden: Putztabletten kommen oft nur auf ein drittel Gramm. 

Das heißt: Putzt man nur mit einer Tablette, kann es passieren, dass weniger Fluorid im Spiel ist, als für einen guten Schutz vor Karies eigentlich nötig wäre. «Man müsste also vermutlich mit drei bis fünf Tabletten putzen, um in Bezug auf Fluorid eine Gleichwertigkeit zur Zahnpasta zu erhalten», sagt Zimmer.  

7. Putztabletten schäumen weniger – oder gar nicht

Auch wenn Zahntabletten die Zahncreme ersetzen sollen – das Mundgefühl ist ein anderes. Denn die Tabletten schäumen nicht oder nur sehr wenig. 

Ohne Schaum passiert es allerdings schnell, dass wir mit weniger Ausdauer unsere Zähne putzen. Stefan Zimmer verweist auf eine ältere Studie, die das gezeigt hat. «Wenn es schäumt, dann tut sich etwas. Das motiviert, länger zu putzen.» Wer auf Putztabletten umsteigt und auf Nummer sicher gehen will, lässt nebenbei einen Timer oder eine Stoppuhr laufen.

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