Waren (dpa/mv) – Mecklenburg-Vorpommerns Binnenfischer haben die hohen Energiekosten bisher mit gestiegenen Fischpreisen ausgleichen können, sehen aber mit Sorge in die Zukunft. Das sagte der Präsident des Binnenfischereiverbandes Martin Bork am Montag bei der Jahrestagung des Verbandes in Waren an der Müritz. «Noch kommt uns vor allem die Direktvermarktung zu Gute», sagte Bork vor rund 60 Berufskollegen. Verbraucher – darunter viele Touristen, die in den Nordosten kommen – seien noch bereit, höhere Preise für die in der Natur gewachsenen Fische zu bezahlen. Wie lange das gut gehe, sei unklar. Vor allem Aquakulturbetriebe, die im Land Welse und Garnelen produzieren, seien wegen hoher Energiekosten stark gefährdet.
Im Nordosten arbeiten laut Schweriner Fischereiministerium rund 350 Beschäftigte in etwa 50 Binnenfischereibetrieben, die zusammen einen Umsatz von jährlich rund 22 Millionen Euro erzielen. Die Betriebe bewirtschaften etwa 65 000 Hektar Wasserfläche in Bundesland. Pro Jahr werden im Nordosten rund 400 Tonnen Fisch «geerntet», meist Aal, Maränen, Hecht, Zander und Schleie. Fischer vermieten auch Ferienwohnungen, bieten Angeltouren und Fischimbiss an. Grundsätzlich seien Fischer gut durch Corona-Zeit und Energiekrise gekommen, sagte Bork. Doch mit den hohen Beständen des Kormorans und fehlendem Grundwasser stünden einige Kollegen vor großen Herausforderungen.
Der in der EU geschützte Kormoran gilt als Fischräuber, der jährlich hunderte Tonnen Fisch frisst. «Die Situation ist zum Teil dramatisch», sagte Bork: «Niemand will das Tier ausrotten, aber es muss Maß gehalten werden.» Im Nordosten gibt es nach Einschätzung des Landes rund 13 000 Brutpaare.
Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) strebt seit Jahren an, dass der Kormoran unter das Jagdrecht gestellt wird, was aber bisher nicht gelang. Er werde einen weiteren Versuch unternehmen, sagte Backhaus in Waren. Die Binnenfischer stehen der Wiedervernässung von Flächen positiv gegenüber. «Wir brauchen mehr Wasser in der Fläche», sagte Bork. So fehlten wegen der Trockenheit der vergangenen zehn Jahre etwa 200 Liter Wasser pro Quadratmeter.
Backhaus sicherte den Fischern zu, dass es «mit mir kein Aaalfangverbot im Binnenland geben wird.» In den Küstengewässern dürften Freizeitfischer auf Anordnung der EU künftig keine Aale mehr angeln, sagte Backhaus. Dass könne er nicht verstehen.