Pömmelte (dpa/sa) – Als erster zeitgemäßer Lehmbau Mitteldeutschlands wird am Freitag das Besucherzentrum am Ringheiligtum bei Pömmelte (Salzlandkreis) eröffnet. Zwei Tage gibt es Konzerte, Sonderführungen und Bühnenprogramm. «Pömmelte ist ein kultureller Leuchtturm mit zunehmender nationaler Strahlkraft», betonte Staats- und Kulturminister Rainer Robra (CDU). Mit der Eröffnung werde die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben.
Für das Besucherzentrum wurden rund 130 Tonnen Lehm Schicht für Schicht in Handarbeit gestampft. Das Gebäude ist 25 Meter lang, fünf Meter breit und 3,60 Meter hoch. Im Inneren bieten mehrere Bildschirme Informationen zum Fundort und zu Sehenswürdigkeiten in der Region. Ebenso wird es Vorträge und museumspädagogische Veranstaltungen geben.
Die Nutzung von Pömmelte als «Kultplatz» begann in der ausgehenden Jungsteinzeit vor gut 4800 Jahren und endete vor 3900 Jahren mit der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur, deren bedeutendster Fund die Himmelsscheibe von Nebra ist. «Der Neubau entspricht dem archäologischen Befund», sagte Landesarchäologe Harald Meller. «Dieses Haus vermittelt damit tatsächlich einen Eindruck der frühbronzezeitlichen Gebäude, die wir hier, in der damals größten Siedlung Mitteleuropas, hundertfach dokumentiert haben.» Das Gebäude erhebt sich auf dem Grundriss eines vorgeschichtlichen Langhauses.
Lehm ist einer der ältesten Baustoffe überhaupt. Schon vor vier- bis fünftausend Jahren wurden die stein- und bronzezeitlichen Gebäude am Ringheiligtum mit Lehm und Holz erbaut. «Der natürliche Rohstoff wurde immer direkt vor Ort gewonnen und verbaut. Damit entfallen energieintensive Herstellungsprozesse und lange Transportwege. Genau das, was wir für eine echte Bauwende brauchen», sagte Franziska Knoll vom Landesamt für Archäologie Halle. Die Archäologin ist Koordinatorin der vom Bund geförderten «GOLEHM-Initiative», die an innovativen Anwendungen für den Lehmbau forscht.
«Unser neues Touristeninformationszentrum wertet das Ringheiligtum für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt noch einmal deutlich auf. Wir sind glücklich, diesen Meilenstein bei der Entwicklung des Ringheiligtums erreicht zu haben», sagte Landrat Markus Bauer.
Die Kreisgrabenanlage wurde 1991 aus der Luft entdeckt und zwischen 2005 und 2008 komplett ausgegraben. Sie gilt als das «deutsche Stonehenge», da Aufbau, Durchmesser und Alter hier ihre Entsprechung finden. Die Rekonstruktion ist seit 2016 für Besucher geöffnet.