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Mittsommer-Metropole

Die Stadt auf 14 Inseln das Venedig des Nordens zu nennen, wäre nicht nur abgedroschen wie Jahrhunderte altes Heu – es wäre eine Beleidigung für die lebendige Metropole Skandinaviens. Umgekehrt Venedig das Stockholm des Mittelmeers zu nennen, ist noch immer der Ehre zu viel. Anders als das touristenstrotzende Freilichtmuseum, wo der Gast verscheucht wird, wenn er auf einer Piazza mit Sandwich von einem schlecht gelaunten Wachmann erwischt wird, ist die schwedische Hauptstadt ein cooler Gastgeber.

Hier schwimmt Stockholms prächtigster Boulevard, der Strandvägen.

Das Meer ist omnipräsent in der „schwimmenden Stadt“ (Selma Lagerlöff) und wenn sie im Mittsommer in das gleißende Licht der Junisonne getaucht ist, vervielfachen die flirrenden Wasserwege auf Ost- und Malärensee die 52 Brücken, Paläste und Türme der Millionenkapitale. Im nassen Herzen der seit 200 Jahren pazifistischen Seemacht pulst das Leben in den Gassen der Gamla Stan. Manche der schmucken barocken Häuser der Altstadt schauen nicht nur reichlich schief aus – sie verdanken ihre pisaeske Lage dem aufgeschütteten Boden, der mancher Orts abgesunken ist.

Das Stockholmer Blutbad: Ausschnitt aus der “Blutbadstafel”,ein Kupferstich von Dionysius Padt-Brugge (1676) nach Kort Steinkamps und Hans Kruses Holzschnitt von 1524, den Gustav Wasa in Antwerpen in Auftrag gegeben hatte.

Stockholmer Blutbad
Vergammelt ist die Gamla Stan beileibe nicht. Wo die reichen Kaufleute seit dem Mittelalter südlich des Schlosses und in seinem Schutz ihre prächtigen, bis zu fünfstöckigen Repräsentationshäuser zwischen dem belebten unteren Marktplatz Järntorget und dem alten Marktplatz Stortorget hochzogen, wo Dänenkönig Christian II 1520 das „Stockholmer Blutbad“ an 80 Mitgliedern des rebellischen Hochadels anrichtete, tobt heute nur noch das mondäne Stadtleben mit Freisitzen vor jedem Café und Restaurant. Anschließend erhoben sich die Schweden erst recht gegen die Fremdherrschaft und inthronisierten 1523 Gustav Vasa als neuen König.

In den verwinkelten Gassen dazwischen wie der Österlånggatan, der Köpmangatan und der Kindstugatan reihen sich Antiquitätengeschäfte an Boutiquen an Delikatessläden an Galerien an Souvenirläden usw. Ein ausgezeichnetes Fischfilet, wie das Hälstrad Rödingfilé med potatis västerbottenspuré, und klassische Köttbullar auf Kartoffelpüree mit Preiselbeeren für schlappe 20 bis 30 Euro werden im Restaurang JT Järntorget serviert (Järntorget 78 , Telefon 08-20 44 20).

Drachentöter in der Stokyrkan St. Nikolaus: Holzplastik des Lübecker Meisters Bernt Notke zwischen einem monumentalen Grabmal und dem barocken Altar.

Drachentöter in St. Nikolaus
Der älteste Bau der Altstadt erhebt sich auf der Rückseite des Schlosses im Trångsund 1: Die dem Hl. Nikolaus geweihte, nur außen barockisierte Stokyrkan ist ein monumentaler Backsteinbau mit 66 Meter hohem Glockenturm, der zwischen 1270 und 1306 realisiert wurde. In der fünfschiffigen gotischen Hallenkirche werden Schwedens Könige getauft, gekrönt und getraut. Vor der Reformation spielte der Hl. Georg unter den Heiligen eine Sonderrolle – seine Skulptur findet sich an mehreren Stellen der Stadt. Keine Darstellung des Drachentöters ist jedoch prächtiger als die Holzplastik des Lübecker Meisters Bernt Notke zwischen einem monumentalen Grabmal und dem barocken Altar aus Ebenholz, Elfenbein und Silber.

Auftraggeber Sten Sture d.Ä. hatte kurz zuvor die Truppen des dänischen Königs Kristian in die Flucht geschlagen und Stockholm vor einer Invasion gerettet. Zur Verherrlichung seiner Heldentat wählte er die Parabel vom Hl. Georg, der eine Königstochter rettet, die geopfert werden sollte, um die Stadt Silene vor dem Ungeheuer zu bewahren. Die Stadt musste sich anschließend zum Christentum bekehren.

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