„Als Norbert Klamm das erste Mal vor zehn Jahren in Querétaro ankam, war er angenehm überrascht von dieser mexikanischen Stadt, und auch, wenn er mittlerweile wusste, dass ihn nach der nicht enden wollenden dreckigen Großstadthölle Mexico City ein kleines Paradieserwarten würde, erlebte er diese Überraschung immer wieder aufs Neue. […] Immer noch war er fasziniert vom kolonialen Charme der Altstadt, wo Klamm in einem kleinen, aber feinen Hotel mitten im Zentrum seine erste Nacht im Winter 1995 verbrachte. Das historische ,Downtown‘ war wirklich beeindruckend. Ein Lokal nach dem anderen, Restaurants wohin man sah und eine Fülle an schönen Parks und Plätzen.“ (S. 19)
Schöne Mexikanerin
„Er lehnte sich genüsslich zurück, tupfte sich mit der Serviette den Mund ab und trank einen Schluck des heimischen Zinfandels, von dem er sich eine Flasche bestellt hatte. Mittlerweile füllte sich das Restaurant, und er beobachtete eine Frau, Mitte 30, die sich suchend umschaute. […] Danach bemühte er sich, nicht allzu oft zu dieser schönen Frau zu starren, was nicht so einfach war, denn er wusste nicht, was er außer essen überhaupt tun sollte. […] Wie selbstverständlich ging Klamm schließlich zu ihrem Tisch und fragte: ,Permiso?‘ […] Irgendeine Wendung des Schicksals entschied, dass sie zusammen in sein Hotel gingen.“ (S. 20)
„In der Dunkelheit konnte er die Dunst- und Smogglocke nur ahnen, die ihm den Atem zu rauben schien. Trotzdem war er aufs Neue fasziniert von dieser vollkommen aus allen Nähten platzenden Stadt. An der ersten Kreuzung ein Feuerspucker. Neben dem Auto ließ er eine zwei Meter hohe Stichflamme aus seinem Mund aufsteigen. Doch auch hier, wie an fast jeder Kreuzung, in jeder Straße, Polizei mit Blaulicht.“ (S. 29)
Quirliges Leben
„Der Flughafen in Mexico City empfing Simone Rothe mit warmer Dunkelheit und einer von tausenderlei Gerüchen geschwängerten Luft. […] So brauchte sie dem Taxifahrer nur die Adresse in der Corregidora, Nummer 14, nicht weit vom Plaza de la Constitucíon, zu nennen und konnte sich bequem zurücklehnen, während ein Lichtermeer, das ein quirliges Leben beleuchtete, an ihr vorbeirauschte. An jeder Straßenecke verspürte sie Lust, einfach auszusteigen und in die Menschenmenge einzutauchen. Welch eine Verlockung, sich in einer der vielen Bars ein Bier zu kaufen oder einen Cocktail.“ (S.118)
„Die Welt der Busbahnhöfe mit den vielen Schaltern der unterschiedlichen Busgesellschaften und dem bunten Menschengewühl wurde ihr immer vertrauter, und beim Warten auf den Bus ließ sie sich immer mehr auf Gespräche ein. Die kurzen Pausen. Der Bus hielt noch nicht, da rissen die Kinder schon die Tür auf. ,Hola‘, schrien sie aufgekratzt und hielten den Fremden Erfrischungen entgegen: ,Nehmen Sie, nur fünf Quetzales.‘ 40 Cent waren das, und jedes Kind bot irgendetwas feil. Leichtfüßig schleppten sie die schwere Last und warben laut: ,Nur fünf Quetzales! Oder vier! Drei!‘ Aber da waren noch die älteren Burschen, die Zigaretten oder Schnaps verkaufen wollten. Dazu kamen die Proviantverkäufer. Was für ein Trubel, Geschiebe und Stimmengewirr auf dem staubigen Dorfplatz von San Francisco de Sales.“