Deutschland

Menschenrechte auf dem Laufsteg

«Miss Germany» Olga Hoffmann will künftig als Model statt Arzthelferin arbeiten. Im Interview spricht sie über selbstbewusste Frauen auf dem Laufsteg als Teil einer freien und offenen Gesellschaft, aber auch über den Ukraine-Konflikt.

Rust (dpa) – Olga Hoffmann (24) geht in den letzten Monat als «Miss Germany». Am 20. Februar wird im Europa-Park in Rust bei Freiburg ihre Nachfolgerin gewählt. Hoffmann, Arzthelferin aus Münster in Nordrhein-Westfalen, muss dann ihre einjährige Tätigkeit als «schönste Frau der Republik» beenden. Zurück in den weißen Kittel will sie nicht, sagt sie in Rust im Interview. Das Modeln passe zu ihr – und in die Zeit.

Die Miss Germany 2015 Olga Hoffmann aus Münster steht am 28.02.2015 im Europa-Park in Rust (Baden-Württemberg) auf der Bühne.

Aus der Arztpraxis kamen sie im vergangenen Jahr auf den Laufsteg. Gibt es nun das Comeback als Arzthelferin?

Hoffmann: Ich kehre nicht in meinen Beruf zurück. Das Jahr als Schönheitskönigin hat mir die Tür geöffnet in eine neue, unbekannte Welt. Ich habe ja früher nie gemodelt – und auch nie Prominente getroffen. Es war ein tolles Jahr. Ich durfte Erfahrungen machen, die ich nicht vergessen werde. Und ich bin auf den Geschmack gekommen. Das ist mein Ding. Ich möchte künftig als Model arbeiten. Meine Zeit in der Arztpraxis ist, nach fünf Jahren in diesem Beruf, vorbei.

Was macht eine Schönheitskönigin eigentlich?

Hoffmann: Ich habe viele Veranstaltungen besucht, war auf dem Filmfestival in Cannes und in einer der letzten Fernsehsendungen von Stefan Raab. Es geht darum, auf Menschen zuzugehen, ins Gespräch zu kommen und etwas darzustellen – auch inhaltlich. Nett auszusehen und eine gute Figur zu machen, das alleine reicht nicht. Es braucht Selbstständigkeit und Selbstsicherheit. Das habe ich gelernt.

Aber passen Schönheitswettbewerbe mit Vorstellungsrunden im Bikini überhaupt noch in die Zeit?

Hoffmann: Gerade jetzt passen sie – nachdem, was an Silvester in Köln und anderswo passiert ist. Wir Frauen müssen uns nicht verstecken. Wir zeigen, was wir können und wer wir sind. Selbstbewusste Frauen auf dem Laufsteg sind Teil einer freien und offenen Gesellschaft. Das ist die Botschaft. Die Runde im Bikini steht dabei übrigens nicht im Vordergrund. In jedem öffentlichen Schwimmbad geht es freizügiger zu als bei der Miss-Wahl.

Sie stammen aus der Ukraine, seit 2001 leben Sie in Deutschland. Gerät die Ukraine in Vergessenheit?

Hoffmann: Ich wünschen mir, dass das deutsche Interesse wieder stärker der Ukraine gilt. Der blutige Konflikt dort ist in Vergessenheit geraten, die Welt schaut nicht mehr hin. Mir ist bewusst, dass Deutschland und Europa derzeit andere Probleme haben. Aber das Sterben in der Ukraine geht weiter. Nichts hat sich verbessert, nichts ist gelöst. Frieden in der Ukraine ist in weiter Ferne.

Was muss sich ändern?

Hoffmann: Die Ukraine braucht unsere Hilfe und Solidarität. Ich habe jüngst Kinder aus der Ukraine getroffen, die Eltern und andere Verwandte im Krieg verloren haben. Sie sind auf uns angewiesen. Wir dürfen sie nicht alleine lassen. Ich würde mir wünschen, dass Deutschland an die Ukraine denkt und hilft, den Krieg zu beenden.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"