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Mehr als 42 000 Erdbeben-Tote – Suche nach Vermissten geht weiter

Noch immer erschüttern Nachbeben das türkisch-syrische Grenzgebiet. Mehr als 4300 zählt der türkische Katastrophendienst Afad. Helfer bergen derweil immer noch Menschen unter den Trümmern - aber nur noch selten lebendig.

Zehn Tage nach den heftigen Erdbeben in der Türkei und in Syrien bergen Einsatzkräfte noch immer viele Leichen aus den Trümmern. Mehr als 42 000 Tote wurden bislang in beiden Ländern gezählt. Der türkische Katastrophendienst Afad meldete am Donnerstag, 36 187 Menschen seien durch die Erdstöße getötet worden. Aus Syrien meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuletzt 5900 Tote. Afad zufolge gab es bislang mehr als 4300 Nachbeben.

Die türkische Regierung erhöhte zudem die Zahl der von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Provinzen von zehn auf elf. Auch die osttürkische Provinz Elazig gelte auf Anweisung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nun offiziell als Katastrophengebiet. Ob damit auch der Ausnahmezustand für diese Provinz verhängt wurde, war zunächst nicht klar.

Noch immer gehen spektakuläre Berichte über späte Rettungen von Verschütteten um die Welt. In der Stadt Antakya befreiten Einsatzkräfte der Feuerwehr aus Istanbul eigenen Angaben zufolge einen 13-jährigen Verschütteten nach 228 Stunden. Auf einem Video ist zu sehen, wie Mustafa auf einer Trage aus den Trümmern gebracht wird. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

In den sozialen Medien teilen derweil viele Menschen Suchanzeigen in der Hoffnung, ihre Angehörigen in Krankenhäusern wiederzufinden. Mehr als 13 000 bei dem Beben Verletzte werden noch in Krankenhäusern behandelt, sind aber teilweise nicht identifizierbar, wie ein Krankenhausmitarbeiter in Adana der dpa sagte. Vielerorts wurde auch die Infrastruktur zur Krankenversorgung stark beschädigt.

US-Außenminister Antony Blinken will auf seiner Europa-Reise am 19. Februar auch in die Türkei fahren, um die Hilfsanstrengungen nach den schweren Erdbeben in Augenschein zu nehmen. Danach wird Blinken in Ankara mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu zu treffen, wie das US-Außenministerium mitteilte. Die USA haben für die Erdbebenhilfe in der Türkei und Syrien umgerechnet knapp 80 Millionen Euro zugesagt.

In Syrien trafen am Donnerstag weitere Hilfslieferungen ein, darunter aus Saudi-Arabien, dem Irak und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Unterstützung kam auch von unerwarteter Seite: Kinder aus der syrischen Stadt Rakka spendeten ihr Taschengeld für ihre Altersgenossen im Erdbebengebiet. Die Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte veröffentlichten ein Video, das zeigte, wie die jungen Helferinnen und Helfer auch Schilder mit Grußworten in die Kamera hielten. «Was dich getroffen hat, hat auch uns getroffen», ist darauf etwa zu lesen.

Die derzeit geleistete Hilfe kann den enormen Bedarf der Bevölkerung nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen nicht decken. Die Erdbeben hätten in Syrien mehr als 1700 Gebäude komplett sowie mehr als 5700 teilweise zerstört. Die Organisation rechnet auch mit einem deutlich erhöhten Bedarf an psychosozialer Beratung nach der Erdbebenkatastrophe. Die Suizidrate sei bereits «in den vergangenen Jahren aufgrund der prekären Lebensbedingungen und der Perspektivlosigkeit gestiegen.» Die Organisation warnte wegen des Mangels an sauberem Wasser zudem vor Cholera-Ausbrüchen.

Arabische Medien berichteten unterdes, dass nach den Erdbeben immer mehr Syrer die Türkei verlassen. Fast 1800 Menschen seien in ihre Heimat zurückgekehrt. Insgesamt waren in den vergangenen Jahren rund 3,6 Millionen Menschen vor Bomben und Gewalt ins Nachbarland geflüchtet. Nach den Beben wollen aber viele wieder bei ihren Familien sein, obwohl die Kriegsgefahr längst noch nicht gebannt ist.

Auch in Deutschland ist die Betroffenheit nach der Katastrophe groß. Die Bundesregierung plant Visa-Erleichterungen für Erdbeben-Opfer aus der Türkei. Kritiker bemängeln jedoch, dass für die Drei-Monats-Visa zur Aufnahme bei Verwandten in Deutschland zum Beispiel ein gültiger Pass und ein biometrisches Foto benötigt werde. Dies sei angesichts der Zerstörung in den betroffenen Gebieten oft nicht zu beschaffen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser wies die Kritik zurück. «Mehr können wir an dieser Stelle an Erleichterung kaum machen», sagte sie der «hessenschau extra» im Hessischen Rundfunk. Man werde aber gegebenenfalls nachbessern, etwa beim Personal der Ausländerämter.

Am frühen Montagmorgen vor gut einer Woche hatte ein erstes Beben der Stärke 7,7 um 2.17 Uhr (MEZ) die Südosttürkei erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6.

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