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Löw zu Niersbachs Rücktritt

Mit Werbeaufnahmen startet die Nationalmannschaft in die letzte Länderspielwoche des Jahres. Selbst die pausierenden Mesut Özil und Toni Kroos kommen dafür nach München. Ein gut gelaunter Rückkehrer ist auch dabei. Doch den Bundestrainer ereilt eine bittere Neuigkeit.

München (dpa) – Die Nachricht vom Rücktritt seines großen Fans und Unterstützers Wolfgang Niersbach traf auch Joachim Löw schwer. Nach seiner Ankunft im Münchner Teamhotel hatte der Bundestrainer sich noch sehr entspannt mit seinen Assistenztrainern in der Lobby einen Espresso gegönnt. Am Abend platzte dann die Nachricht vom Rücktritt des DFB-Präsidenten in die gerade gestartete Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf die beiden letzten Fußball-Länderspiele des Jahres gegen EM-Gastgeber Frankreich und Erzrivale Niederlande.

Der 55-jährige Löw reagierte «sehr betroffen» auf Niersbachs Rückzug von der Spitze des aus seiner Sicht «fantastischen» Präsidenten. «Er hat den Fußball geliebt. Er hat für den Fußball alles getan. Er war für uns jederzeit ein hervorragender Ansprechpartner», erläuterte Löw.

Niersbach sollte das DFB-Team auch auf der Reise zum ersten Freundschaftsspiel am Freitag in Paris als Delegationsleiter anführen. Löw hatte mit Niersbach in dessen dreieinhalbjähriger Amtszeit als DFB-Chef eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet, der WM-Titel 2014 in Brasilien war der größte gemeinsame Erfolg.

Für den von Kapitän Bastian Schweinsteiger angeführten Kader begann die Vorbereitung auf den Jahresabschluss in München nicht auf dem Trainingsplatz, sondern mit Werbeaufnahmen. Dafür waren auch der verletzte Schalker Benedikt Höwedes (Handbruch) sowie die Stammkräfte Mesut Özil (FC Arsenal) und Toni Kroos (Real Madrid) angereist, denen Löw wegen der hohen Belastungen in ihren Ligen ohne Winterpause gegen Frankreich und Holland eine Pause gönnt. Eine kleine Abordnung reiste am Abend auch noch nach Berlin, wo der DFB-Sponsor das EM-Trikot des Weltmeisters präsentieren wollte.

Nach der Absage des verletzten Leverkuseners Karim Bellarabi konnte auch dessen Vereinskollege Christoph Kramer nach einer «schweren Grippe» (Löw) am Montag noch nicht nach München reisen. Der Mittelfeldspieler werde aber am Dienstag nachkommen, berichtete der Bundestrainer. Beim Wolfsburger Max Kruse müssen die DFB-Ärzte entscheiden, ob der Angreifer nach einem Muskelfaserriss schon in dieser Woche wieder belastbar ist. Löw muss sich bei allen 24 Akteuren zunächst einen Überblick über den Fitnesszustand verschaffen. «Ich muss erstmal mit allen Spielern kurz sprechen. Einige sind hochbelastet gewesen», sagte er am Montagabend.

Die Länderspiele wird der 55-Jährige auch für Experimenten nutzen. «Es ist jetzt die Chance für mich, noch einmal einige Spieler zu testen», erklärte Löw. Die eingeladenen Akteure freuen sich auf den «zwei tolle Tests gegen zwei tolle Gegner», wie der Dortmunder Ilkay Gündogan voller Vorfreude erklärte.

Gut gelaunt checkte auch Mario Gomez im Quartier am Englischen Garten ein. Nach 14 Monaten kehrte der Torjäger in den Kreis der DFB-Auswahl zurück, wenn auch ohne eine aktuelle Torempfehlung im Gepäck. Beim 1:0-Sieg mit Besiktas Istanbul am Sonntagabend gegen Bursaspor war der inzwischen 30 Jahre alte Angreifer in der türkischen Süper Lig ausnahmsweise leer ausgegangen. Aber als achtfacher Saisontorschütze, Nummer zwei hinter Kameruns Altstar Samuel Eto‘o von Antalyaspor (9 Treffer) und Tabellenführer konnte Gomez voller Selbstvertrauen in seine Wahlheimat München reisen. «Ich bin wieder auf dem richtigen Weg», kündigte er vor seinem Länderspiel-Comeback im «Kicker» an.

Den Weg, den der 60-malige Nationalspieler nach dem Wechsel vom AC Florenz an den Bosporus eingeschlagen hat, hat auch Löw wohlwollend zur Kenntnis zu genommen. So wohlwollend, dass der Bundestrainer dem klassischen Mittelstürmer noch einmal ein Comeback im DFB-Trikot ermöglicht. «Er hat sich die Chance verdient, seine Qualitäten auch bei uns unter Beweis zu stellen und zu zeigen, dass er eine Option in unserer Offensive ist», begründete Löw.

Nach viel Verletzungspech und der Enttäuschung über die verpasste WM 2014 wünscht sich Gomez «Spaß» beim Länderspiel-Comeback. Er will sich für die Europameisterschaft 2016 in Position bringen. «Die EM wäre eine geile Sache», ein Triumph in Frankreich «gigantisch».

Über Gomez‘ Rückkehr freuen sich auch Kollegen wie sein früherer Bayern-Kumpel Jérôme Boateng. «Mario hat sich das verdient. Dass er im Sechzehner ein Topstürmer ist, hat er schon über Jahre bewiesen», sagte der Innenverteidiger. Das letzte Länderspieltor von Gomez liegt allerdings inzwischen mehr als drei Jahre zurück: Am 13. Juni 2012 erzielte der Angreifer beide Treffer beim 2:1-Sieg gegen Holland im EM-Gruppenspiel in Charkow. Beim Neubeginn geht‘s für ihn wieder gegen das Oranje-Team.

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