Norddeich (dpa/lni) – Angesichts der nach der Corona-Pandemie vielerorts wieder stattfinden Karnevalsumzüge werden in den kommenden Tagen viele Karnevalsmuffel an der Nordseeküste erwartet, die vor dem närrischen Treiben fliehen. Diese Urlauber sind in der sonst ruhigen Winterzeit an der Küste hoch willkommen – der Küstenort Norden-Norddeich (Landkreis Aurich) etwa bietet den Karnevalsurlaubern jedes Jahr ein eigenes Programm. «Wem das besonders intensive bunte und laute Treiben zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch ein Graus ist, der ist bei uns genau richtig», teilte Tourismusdirektor Stefan Krieger mit.
Der Küstenort will es «typisch ostfriesische nüchtern und ruhig angehen» und bietet Gästen dafür bis Rosenmontag maritime Aktivitäten: Unter dem Motto «Auszeit vom Karneval: Klasse Küste statt olle Kamelle!» werden für Urlauber etwa Strandspaziergänge und Führungen angeboten und Museen geöffnet. Außerdem können Urlauber beispielsweise Krabbenpulen ausprobieren und bei einer Tasse Ostfriesentee etwas über Küstenschutz lernen.
Auch auf den Ostfriesischen Inseln dürfte es an diesem Wochenende wegen der Karnevalsurlauber etwas voller werden: Die Reederei Norden-Frisia erwartet eine Anreisewelle am Freitag. Nach Norderney plant die Fährgesellschaft dann 14 Abfahrten ein – das sind vier zusätzliche Abfahrten pro Richtung, wie eine Reederei-Sprecherin auf Anfrage mitteilte. Schon im vergangenen Jahr sei die Anreise zu Karneval wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie gewesen. Mit einem ähnlichen Andrang rechnet die Reederei auch in diesem Jahr.
Die Norddeicher Seehundstation appellierte angesichts der erwarteten Urlauber an Stränden ausreichend Abstand zu Seehunden und Kegelrobben einzuhalten. «Es ist normal, dass sich Tiere am Strand ausruhen – wir befinden uns im Wohn- und Schlafzimmer der Robben», schrieb die Station auf Facebook. Ruhe- und Erholungsphasen seien für die Tiere lebensnotwendig. Wenn möglich sollte ein Bogen im Abstand von etwa 300 Meter um die Tiere gemacht werden, um sie nicht zu stören.
Erstmals seit drei Jahren beginnt zu Weiberfastnacht wieder ein Straßenkarneval ohne Corona-Einschränkungen. 2020 war der Karneval noch knapp vor den ersten weitreichenden Lockdown-Maßnahmen über die Bühne gegangen, hatte teilweise allerdings auch zur Verbreitung des Virus beigetragen. 2021 fiel der Karneval komplett aus. Auch unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine fanden Karnevalsfeiern im vergangenen Jahr oft nicht statt.