„Ein Gebäude, das aus dem Jahr 1935 datiert, mag nicht gerade der Platz sein, den Sie für ein ,grünes Hotel’
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erwartet hätten”, schreibt Dinah Spritzer in der Rubrik „A Guide to intelligent Travel“ in “The New York Times”, „aber genau das erwartet Sie im Mosaic House.“ Und dieses Mosaik setzt sich aus einer Vielzahl von Bedeutungsebenen zusammen. Das sind einmal natürlich die farbenfrohen Steinmosaike am Boden des Foyers, im Treppenhaus, über dem Haupteingang und zu beiden Seiten der Theaterbar.
Sie verleihen dem funktionalistischen Gebäude eine beschwingte Fröhlichkeit, die die Prager Architektin Tereza Koucká und ihr Tek Tek Team mit viel Ausstattungsfantasie in die Postmoderne transponierte. Den Treppenaufgang zieren Spruchbinder mit Prager Charakteristika der Marke: „Wolfgang Amadeus Mozart führte seine Oper Don Giovanni in Prag ur auf.“ Zugegeben, kein Insidertipp, aber für die etwa 40 Prozent amerikanischen Backpacker sicher ein probates Mittel, um Wissenslücken zu füllen und die jungen Reisenden an die Hunderttürmige an der Moldau heranzuführen.
Astgabeln als Kleiderständer
Die sprudelnde Designerin hat sich in der Innenarchitektur dieser vom Prager Magistrat mit denkmalpflegerischen Argusaugen beäugten Immobilie des Architekten Koutsky mit witzigen Einfällen verwirklicht – wie etwa mit einer Sofaschlange, die vom Restauarant bis zur Theaterbar die Besucher aller Klassen umschlingt. Oder originellen Details, wie den Astgabeln, die als Kleiderständer dienen. Bei aller Lust am Fabulieren ist ihr dabei ein großer Wurf gelungen, der einer – wenn auch arabesken – Linie folgt.
Allein die mit Milchglas abgehängte Decke in den Zimmern, die viel intelligente Ökotechnik versteckt und eine warme, indirekte Beleuchtung ermöglicht, macht das Träumen in den erotisch-scharlachrot verschleierten Betten zur „Unerträglichen Leichtigkeit des Seins“. Damit ist zwar alles, über den Wohlfühlcharakter des Mosaic-House, das mehr sein will als nur Hotel oder Hostel, gesagt, noch nichts allerdings über die humanistische Philosophie seiner Erfinder: „Wir wollen die Leute nicht mehr in Schubladen stecken und sie nach Alter, Herkunft oder Beruf teilen“, sagt Mathias Schwender, Geschäftsführer der Bohemian Hostel Group, das mit Sir Toby´s, Miss Sophie´s und dem Czech Inn bisher eher die jüngere Generation begeisterte.
150 Inder gucken Cricket
Der studierte Theologe hält aber nichts von solchen Schranken: „Wenn alle immer nur unter sich bleiben, werden sie nie eine Überraschung erleben.“ Neue Erfahrungswelten kann man im Mosaic-House auf alle Fälle kennenlernen: Etwa, wenn 150 Prager Inder und Pakistani anrücken, um in Belushi’s Sport’s Bar das Cricket-Endspiel zusammen mit neugierigen amerikanischen Studenten zu gucken. Oder wenn die vereinigte internationale Teenie-Gästeschar zusammen mit trinkfesten tschechischen Mittvierzigern die Geister an Halloween vertreibt.
„Manchmal ist es schon eine Herausforderung“, stöhnt Mathias Schwender, „wenn sich etwa ältere Semester daran stören, dass junge Leute mit dem Schlafanzug rumlaufen – aber wir trennen eben nicht so stark in öffentliche und private Sphäre.“ In Schwenders Mehrgenerationenhaus wohnt man im Idealfall nicht nur unter einem Dach, man lebt für eine bestimmte Zeit zusammen.
Ökopalast mit Solaranlage, Biogas und Ökostrom
Dass sie das in einem mit grünen Technologien überbordenden Öko-Palast dürfen, versteht sich bei diesem Unternehmer-Duo fast von selbst: Nicht von ungefähr sei Ludwig Kuttner auch mit dem Dalai Lama persönlich befreundet: „Der Ludwig hatte mein zweites Hostel, das Miss Sophie’s gekauft, war von der Irish-Pub-Gemütlichkeit begeistert und hat vorgeschlagen, ein Projekt zusammen zu planen – das ökologische Konzept hat ihn sofort überzeugt.“ Vor einer halben Stunde war der erfolgreiche Privatier mit Künstlergattin Beatrix Ost noch selbst vor Ort, um neue Ideen zu besprechen.
„Wir haben beschlossen, nächstes Monat auf Biogas und Ökostrom umzustellen.“ Das kostet zwar im Jahr 40.000 Euro mehr an Betriebskosten, trotzdem wollen die grünen Hotel-Vordenker den Preis nicht 1:1 an die Kunden weiterreichen: „Wir geben dem Gast die Wahl, für seinen Aufenthalt den Unterschied zu bezahlen – das macht gerade mal 30 Cent pro Tag und Person und ist damit eine Anregung, so was auch zu Hause zu machen.“
Im Sommer fast Energie-autark
Im Mosaic-Haus gehört auch der bewusste Umgang mit den wertvollen Ressourcen Wasser und Energie zum Standard: „Das Duschwasser wird in einem Becken gesammelt, eine Wärmepumpe gewinnt die Energie zurück. Im nächsten Behälter wird es biologisch zersetzt, und wenn es sauber ist, an die Toiletten verschickt – nach deutschen Maßstäben könnte man es auch als Duschwasser verwenden“, sagt der Hotelier.
„Unsere Grauwasser-Recyclinganlage amortisiert sich in zehn Jahren. Meines Erachtens ist Energie noch immer viel zu billig – wir spülen unser Klo mit Trinkwasser, das mit viel Energie aufberereitet wird.“ Eine Solaranlage auf dem Dach sorgt für die Wassererwärmung, die Abwärme des Brauchwassers hält die Klimaanlage am Laufen. „Im Sommer brauchen wir fast kein Gas, um das Duschwasser zu erhitzen“, freut sich Schwender. Schade sei nur, dass er sich zwischen Wassererwärmung und Photovoltaik entscheiden musste: „Für beides reicht das Dach nicht.“
Elektro-Smart als Belohnung
So viel unternehmerisches Umweltbewusstsein verdient außer Lob auch eine mobile Honorierung: „Weil wir das erste Hotel sind, das auf Öko-Strom umstellt, bekommen wir von Eon einen Elektro-Smart“, freut sich Schwender auf zusätzliche Aufmerksamkeit. Auch mit der Entwicklung der Gästezahlen kann das schwäbisch-münchnerische Expat-Team zufrieden sein: „Nach dem Einbruch der der Übernachtungszahlen in Prag und dem anschließenden Preiskrieg können wir mit einer Auslastung nach einem Jahr von 76 Prozent zufrieden sein – zumal wir die Hauptsaison noch gar nicht richtig mitbekommen hatten.“ 64 Dopelzimmer und 200 Hostelbetten warten heuer auf ökologische Anhänger einer neuen Zivilgesellschaftsidee.