Hannover/Bremen (dpa/lni) – Ein sattes Plus bei Klassenfahrten hat den Jugendherbergen in Niedersachsen und Bremen nach der schwierigen Corona-Zeit ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 beschert. Die Gäste- und Übernachtungszahlen der insgesamt 52 Häuser des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) legten im Vergleich zu den beiden Vorjahren 2022 kräftig zu und überstiegen teils sogar das Vor-Corona-Niveau, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Jahresbilanz hervorging. «Nachdem 2020 und 2021 pandemiebedingt viele Schulfahrten ausfallen mussten, hätten wir in den beliebtesten Zeiträumen die Betten doppelt belegen können», teilte der Geschäftsführer des Landesverbandes Unterweser-Ems, Thorsten Richter, mit.
Dabei hatte das Jahr 2022 für die Herbergen noch getrübt begonnen: Wegen der Omikron-Variante galt bis Ende März ein Schulfahrtenverbot des niedersächsischen Kultusministeriums. Viele Schulen, die bereits Fahrten gebucht hatten, mussten stornieren oder umbuchen. Im Lauf des Jahres stellte sich dann aber ein deutlicher Nachholeffekt bei den Klassenfahrten ein. Mit knapp einer halben Million machten die Übernachtungen von Schulklassen insgesamt rund 41 Prozent aller Übernachtungen in den Jugendherbergen der drei Landesverbände Unterweser-Ems, Nordmark und Hannover aus. Das entspricht in etwa dem Anteil von 2019.
Niedersachsenweit registrierten die Jugendherbergen im vergangenen Jahr insgesamt 1,22 Millionen Übernachtungen. Das sind im Vergleich zu 2021 rund 753 000 Übernachtungen mehr oder ein Plus von fast 160 Prozent, als die Herbergen lange geschlossen bleiben mussten. Damit liegt der Wert sogar höher als vor der Pandemie. 2019 waren es zuletzt 1,16 Millionen Übernachtungen.
Das größte Plus bei den Übernachtungen verbuchten zusammen die 21 Herbergen des Landesverbandes Hannover: Nach 123 670 Übernachtungen in 2021 stieg die Zahl zuletzt um 181,1 Prozent oder 223 915 auf nun 347 585 Übernachtungen. Die Zahl blieb allerdings noch etwas unter dem Niveau vor Corona – 2019 waren 374 840 verbucht worden.
Mehr Übernachtungen als vor der Pandemie registrierten dagegen zusammen die 27 Herbergen des Landesverbandes Unterweser-Ems, zu dem auch die Herberge in Bremen gehört. Die Jugendherbergen im Nordwesten verbuchten 2022 insgesamt 783 460 Übernachtungen – das entspricht einem Plus von 160,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2019 lag die Übernachtungszahl noch unter der Schwelle von 700 000. Die vier Häuser, die der Landesverband Nordmark betreibt, registrierten zusammen mit 93 119 etwa doppelt so viele Übernachtungen wie noch 2021 und damit fast so viele wie bereits 2019.
Noch etwas verhaltener als vor der Pandemie fällt die Nachfrage bei den Familienurlauben in den Jugendherbergen aus: Familien buchten 2022 in allen Herbergen der drei Landesverbände 244 107 Übernachtungen. 2019 übernachteten Familien noch 264 452 Mal. Familien sind mit einem Anteil von rund 20 Prozent nach den Schulklassen die zweitwichtigste Reisegruppe für die Herbergen.
Wie schon in den Vorjahren wurden einige Herbergen zeitweise auch für andere Zwecke genutzt: Etwa waren in den Jugendherbergen Meppen und Osnabrück vorübergehend Impfzentren eingerichtet. Im Winter 2021/2022 und auch in diesem Winter sind noch bis Ende März etwa in Herbergen in Aurich, Emden, Bad Zwischenahn und an der Thülsfelder Talsperre Geflüchtete untergebracht, um die Erstaufnahmeeinrichtungen der Landesaufnahmebehörde zu entlasten.
Für dieses Jahr stimmt die Buchungslage das Jugendherbergswerk ebenso optimistisch. Im März beginnt die Schulfahrten-Saison. «Insgesamt ist der Vorbuchungsstand für dieses Jahr wieder gut – auch die Nachfrage von Gruppen und in den Stadthäusern zieht wieder an», sagte Geschäftsführer Richter. Für dieses Jahr planen die Jugendherbergen im Nordwesten nach einem pandemiebedingten Investitionsstopp zudem Modernisierungen – profitieren wird davon etwa die Jugendherberge in Bremen, in der zuletzt Flüchtlinge untergebracht waren. Die Herberge direkt an der Weser soll im Spätsommer wiedereröffnet werden.