Teheran (dpa) – Im Iran hat der Tourismusminister mit Aussagen über den Kopftuchzwang für Empörung gesorgt. Angesprochen auf Videos, in denen Frauen ohne Kopftuch angegriffen werden, sah der erzkonservative Minister Esatollah Sarghami diese für potenzielle Touristen nicht als abschreckend. Er sagte der Nachrichtenagentur ILNA vielmehr: «Für ausländische Reisende kann alles eine Touristenattraktion sein». Am Donnerstag erntete der Minister in sozialen Medien dafür scharfe Kritik.
«Wer könnte Gefallen daran haben?», fragten viele Nutzer auf Twitter etwa. «Entscheiden nun Touristen für unser Land, oder eher die Mehrheit der Menschen, die ein Bürgerrecht wie die freie Entscheidung über ihre Kleidung wollen?», antwortete ein Nutzer auf einen Zeitungsbeitrag.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist der Tourismus im Iran stark eingebrochen. Auch europäische Reiseveranstalter haben sich in der Folge aus dem Land zurückgezogen. Die von Frauen angeführten Proteste im Herbst 2022 und das gewaltsame Vorgehen des Sicherheitsapparats erschütterten die Branche weiter. Das Auswärtige Amt sprach in dem Zusammenhang eine Reisewarnung aus und forderte Deutsche zur Ausreise auf. Auslöser der Aufstände war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie starb Mitte September im Polizeigewahrsam, nachdem sie von den Sittenwächtern wegen eines mutmaßlichen Verstoßes gegen den Kopftuchzwang festgenommen worden war.
Auch politische Krisen hatten zwischenzeitlich Touristen verschreckt. Dabei hat das Land mit seinen 26 kulturellen Welterbestätten wie etwa den Ruinen von Persepolis oder den Persischen Gärten großes touristisches Potenzial. Die Führung in Teheran hatte als Ziel vorgegeben, bis 2025 jährlich 20 Millionen Gäste im Land zu begrüßen. 2018 waren mehr als 7 Millionen ausländische Besucher in den Iran gereist. Behörden sprachen für die vergangenen neun Monate des persischen Kalenderjahrs (bis Ende März) von rund drei Millionen touristischen Besuchern.