Saarbrücken (dpa/lrs) – Zur Esskultur im Saarland gehört viel mehr als Lyoner, Schwenker und Fleischkäse. «Stereotypen wie diese haben zwar einen Kern Wahrheit, aber sie vermitteln ein absolut reduziertes Bild», sagte die Professorin für Historische Anthropologie an der Universität des Saarlandes, Barbara Krug-Richter, der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Die Trends zur internationalen sowie zur vegetarischen und veganen Küche hätten sich an der Saar schon lange ebenso niedergeschlagen wie in anderen Bundesländern.
«Auf den Schwenkgrill werden auch Gemüse und vegane Burger gelegt», sagte Krug-Richter. Und asiatische und italienische Einflüsse seien auch in der regionalen Kochkultur greifbar. Es finde sich in Restaurants zunehmend «aufgewertete regionale Küche», die auch nachgefragt werde. Denkbar seien «Sushi trifft Fleischkäse» oder «Dibbelabbes (Kartoffelpfanne) asiatisch».
Auf einer Tagung unter dem Titel «Hauptsach‘, gudd gess?» werden Annäherungen an die Esskultur im Saarland von diesem Donnerstag bis Samstag an der Uni in Saarbrücken von Studierenden vorgestellt. «Wir wollten dabei neuere Entwicklungen miteinbeziehen», sagte Krug-Richter.
Dass Lyoner und Fleischkäse stets mit dem Saarland in Verbindung gebracht würden, habe auch historische Gründe. Die Küche sei lange Zeit «relativ derb und fett» gewesen, weil viele Menschen im Bergbau und in der Stahlindustrie körperlich hart arbeiten mussten. Die Fleischwurst Lyoner habe sich zudem gut unter Tage oder in Hütten mitnehmen lassen. Auch heute noch würden Handwerker gerne Brötchen mit Fleischkäse essen.
Dennoch: «Die schwere, kalorienreiche traditionelle Kost passt heute nicht mehr in den Lebensalltag von vielen Menschen.» Die junge Generation sei nicht mehr mit Dibbelabbes, Hoorische (Kartoffelklöße) und Gefilde (gefüllte Klöße) groß geworden.