Potsdam (dpa/bb) – Kaum haben sich Brandenburgs Hotels wieder etwas von den Corona-Einschränkungen erholt, steht der Branche die nächste Krise ins Haus. Die steigenden Energiekosten sorgen vielerorts jetzt schon für Verlustgeschäfte, vor allem Häuser mit Sauna- und Thermalbereichen sind betroffen. «Bedingt durch die angeschlossene Therme, explodieren unsere Kosten im Energie- und Wärmebereich gerade und führen zu hohen Verlusten», sagt etwa Laura Stönner, Marketingleiterin des Resorts Mark Brandenburg in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin).
Die Kostensteigerungen könnten in diesem Maße nicht an die Gäste weitergegeben werden, da dies zu einem weiteren Buchungsrückgang führen würde. «Um Preisanpassungen wird aber niemand herumkommen», sagt Stönner. Auch das Spreewald-Thermen-Hotel in Burg (Spree-Neiße) wird im Herbst die Preise erhöhen müssen, wie Betriebsleiter Torsten Feiereis berichtet. «Raum-, Becken- oder Saunatemperatur werden wir nicht senken. Gerade auf Grund der Wohlfühltemperaturen kommen die Gäste ja zu uns», sagt er. Sollte Gas jedoch knapp werden, könne er sich vorstellen, den Außenpool zu schließen, da dieser 30 Prozent der Energiekosten ausmache.
Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Brandenburg, spricht von einer Verdrei- bis Verfünffachung des Gaspreises. «Und das sind nicht die einzigen Kostensteigerungen», fügt er hinzu. Lohnerhöhungen beim Personal und gestiegene Lebensmittelpreise seien weitere Probleme, ebenso das erwartete veränderte Verhalten der Gäste beim Geldausgeben. «Wenn die Betriebe sich jetzt keinen Speck anfressen können, um über den Winter zu kommen, wird es viele im nächsten Jahr nicht mehr geben», so Lücke.
Als Konsequenz geht der Dehoga-Hauptgeschäftsführer davon aus, dass die Hotels und Restaurants ihre Öffnungszeiten anpassen werden, um Personal zu sparen, welches man derzeit sowieso schon schlecht bekomme. Auch Speisekarten würden angepasst. Wer das bisher noch nicht getan hat, dem empfiehlt Lücke, den Betrieb energiesparend umzugestalten. «Allerdings haben viele in der Corona-Krise ihre Rücklagen aufbrauchen müssen», bemerkt er.
Spreewald-Therme und Hotel haben bereits in den letzten Jahren sämtliche Leuchtmittel durch LEDs ersetzt. «Energieeffizienz war uns schon immer wichtig», sagt Torsten Feiereis. Deswegen kämen zahlreiche Wärmetauscher zum Einsatz, um die Energie des verbrauchten Wassers zu nutzen. Die Hauptenergie benötige man für die Aufheizung der Becken. Um vom Gas wegzukommen, will der Betrieb künftig auf Wärmepumpen setzen.
Reduzierung der Beleuchtung und Leuchtzeiten oder Reduzierung der Temperaturen im Thermenbereich sowie energiesparende LED-Beleuchtung sind Maßnahmen des Resorts Mark Brandenburg, wie Stönner berichtet. Die Branche benötige aber zwingend mehr Unterstützung durch den Staat. «Hier könnten nur Energiekostenzuschüsse helfen.»
Ähnlich sieht das Feiereis. Statt nur produzierende energieintensive Unternehmen zu entlasten, sollte auch der Dienstleistungssektor mit eingeschlossen werden. Für Dehoga-Hauptgeschäftsführer Lücke sind staatliche Förderprogramme wie «Invest-Gast» schon ein Schritt in die richtige Richtung. Wichtig sei jedoch eine entfristete Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent. Und sollte es wegen Corona notwendig werden: eine hundertprozentige Zahlung des Kurzarbeitergeldes durch den Staat.