Berlin (dpa/tmn) – Der Wunsch nach einem neuen Baum im Garten ist da – doch wie sich Klima und Umweltbedingungen in den nächsten Jahrzehnten entwickeln und welche Arten dabei gut bestehen, das ist nicht so einfach zu sagen. Also sollte man sorgfältig überlegen, welcher Baum am besten zum eigenen Grundstück passt.
«Auch für die Profis ist das eine große Herausforderung», sagt Marius Tegethoff vom Bund deutscher Baumschulen in Berlin. Gefragt sind jetzt Bäume, die bei veränderten Klimabedingungen eine lange Lebensdauer haben. «Pauschal können keine Gehölzarten ausgeschlossen werden», so der Experte. Aber: Die Bedingungen sind regional unterschiedlich. Er rät, die Pflanzen passend zu den regionalen Gegebenheiten auszuwählen und vor allem ihre Winterhärte, Frosttoleranz, Hitzebeständigkeit und Staunässeanfälligkeit zu berücksichtigen.
Was sind zukunftsfähige Sorten?
Bei der Suche nach Baumarten, die pflegeleicht sind und sowohl Hitze und Trockenheit sowie Nässe gut vertragen, könne man eine große Bandbreite heimischer Pflanzen in Betracht ziehen, so der Bund für Umwelt-und Naturschutz (BUND), von alten Apfelsorten bis hin zur Eiche. Oliver Fink, Vorsitzender des Verbands der GartenBaumschulen, ermuntert Gärtner dazu, mutig zu sein und auch neue Baumarten auszuprobieren, um die Vielfalt im Garten zu fördern.
«Seit Langem schon sind Wissenschaftler und Fachleute der Baumschulen damit beschäftigt, Sorten zu suchen, die auch in Zukunft gut für Privatgärten geeignet sind», sagt er und erklärt: «Dabei muss auch die Frage der heimischen Pflanzen neu bewertet werden. Nicht alle der ursprünglich hier vorkommenden Sorten können sich schnell genug an die veränderten Klimabedingungen anpassen.»
Orientierungshilfe kann die Broschüre «Zukunftsbäume für die Stadt» geben, die der Bund deutscher Baumschulen gemeinsam mit der ständigen Gartenleiterkonferenz herausgegeben hat. Darin werden heimische und nicht heimische Baumsorten vorgestellt, die nach Einschätzung der Experten die notwendigen Klimatoleranzen mitbringen, erklärt Marius Tegethoff. Bei vielen hier aufgelisteten Gehölzen wird auf regionale Besonderheiten hingewiesen.
«Diese Zukunftsbäume können auch für private Gärtner eine Anregung sein», meint Oliver Fink. «Wichtig ist, dass die jungen Pflanzen gut auf die Bedingungen des jeweiligen Standorts abgestimmt sind, damit sie eine reelle Anwachschance haben.» Daher sei es am besten, sich in einer Baumschule in seinem Umkreis zu erkundigen, welche Sorten für den Garten in Frage kommen. Das empfiehlt auch der BUND.
Generell kommen viele Obstbäume gut mit den veränderten Klimabedingungen zurecht, aber auch Feldahorn, Hainbuche, Apfeldorn und Kornelkirsche. Birken und Rotbuchen gelten als nicht so resilient und tolerant.
Ein Beispiel für die unterschiedliche regionale Eignung ist der Liquidambar – der Amberbaum mit einer prachtvollen Herbstfärbung. Er gilt als wahrer Klimabaum, kommt mit wärmeren Temperaturen und Trockenheit gut zurecht und bietet einheimischen Insekten viel Nahrung. Der Amberbaum stelle zwar wenig Ansprüche an seinen Standort, so Fink, «am Alpenrand aber sollte der Liquidambar nicht gepflanzt werden, da er erst spät das Laub abwirft. Bei dem häufig auftretenden frühen Schneefall im Süden Deutschlands brechen die Äste oft reihenweise ab, da sie die schwere Last nicht mehr tragen können.»
Die richtige Pflanzzeit und Standortwahl
Die Pflanzzeit ist entscheidend für das Gedeihen eines Baumes. Generell sollte man in frostfreien Perioden pflanzen. «Optimal sind Frühjahr und Herbst», sagt Marius Tegethoff. Besonders für Laub abwerfende Gehölze ist der Herbst ideal, da die Bäumchen in dieser Zeit ihre Energie auf die Wurzelbildung konzentrieren können. Im Frühjahr könnten die Wurzeln mit dem Blattaustrieb konkurrieren, was sie anfälliger für Frostschäden macht.
Bei permanent tief gefrorenem Boden verbietet sich das Pflanzen von selbst. Leichten Frost können die Bäume aber durchaus vertragen. «Wenn nachts Temperaturen von minus 2 bis minus 5 Grad Celsius herrschen, taut der Boden tagsüber schnell wieder auf. Eine dicke Schneedecke ist allerdings ungünstig beim Pflanzen», so Oliver Fink.
Er hat noch ein Argument dafür, im Herbst zu pflanzen: Nämlich «dass im Herbst die Auswahl an Pflanzen in den Baumschulen am größten ist, denn es ist Erntezeit.»
Der Standort für den neuen Baum sollte so gewählt werden, dass er auch mit Blick in die Zukunft an dieser Stelle frei wachsen und sich entfalten kann, bis er sein biologisch vorgesehenes Alter erreicht. Wie er gedeiht und wie alt er dann wirklich wird, hängt auch vom Klimawandel ab. Durch die Auswahl von regional angepassten, klimaresistenten Bäumen erhöhen sich die Chancen, dass viele – und damit auch viele Sorten – überleben.