Braunlage/Torfhaus (dpa) – Die milden Temperaturen stellen Liftbetreiber im Harz vor große Probleme. «Ich habe für meine Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet», sagte etwa der Betriebsleiter der Wurmbergseilbahn in Braunlage, Fabian Brockschmidt. Auf den Pisten an Niedersachsens höchstem Berg an der Grenze zu Sachsen-Anhalt liegen höchstens noch Schneereste, wie auf Webcams zu sehen ist.
Auch auf den übrigen Skihängen im Harz, etwa in Torfhaus oder Sankt Andreasberg suchen Wintersportbegeisterte den Schnee vergebens. Mitte Dezember starteten noch sämtliche Skigebiete in dem Mittelgebirge in die Wintersportsaison. Mit frostigen Temperaturen und Schnee wirkte der Winter verheißungsvoll. Zudem war das Wetter mit einer hohen Luftfeuchtigkeit ideal wie selten für die maschinelle Schneeherstellung. «Im Bereich Hexenritt hatten wir so viel Schnee aus der Piste wie seit Jahren nicht mehr», sagte Brockschmidt.
Und nun? Ist davon kaum noch etwas übrig. Kurz nach dem Saisonstart taute es so stark, dass seit Wochen nicht an Ski- oder Snowboardfahren zu denken ist. Das wichtige Weihnachts- und Silvestergeschäft war in diesem Jahr eine Nullnummer für die Harzer Liftbetreiber. Damit ist der Harz aber nicht alleine. In ganz Deutschland und bis in die österreichischen Alpen kämpfen Skigebiete mit dem Wetter. Dort wo gefahren werden kann, ist das oft nur auf einem schmalen Kunstschneeband möglich.
In Braunlage versuchen die Betreiber unter einer Spezialplane probehaft Schnee zu konservieren. «Aber auch darunter taut es mittlerweile», so Brockschmidt. Auch für die kommenden Wochen sagen die Wetteraussichten derzeit keine winterlichen Temperaturen voraus. Noch habe er Hoffnung auf einen schneereichen Februar, wenn die Zeugnisferien in Niedersachsen und die Frühlingsferien in den Niederlanden anstehen, sagte der Betriebsleiter. Doch klar sei auch: «Wir müssen neue Wege gehen und uns wandeln.» Das bedeute neben Schneekonservierung auch mehr in das Sommergeschäft zu investieren. «Der Wintersport wird ein Zusatzangebot werden, aber wir geben nicht auf.»
Das zeigt auch der Blick auf historische Wetterdaten. Von 2009 bis 2012 lag im Oberharz, an der Messstation Braunlage, in der ersten Januarhälfte immer Schnee im zweistelligen Bereich, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. 2011 waren es zweitweise über 50 Zentimeter. Darauf folgten zwei Jahre in denen praktisch gar kein Schnee lag.
Seitdem häufen sich laut dem DWD die Jahresanfänge mit grünen Harzer Bergen. Nach 2012 lag nur in 2021 an jedem der ersten 15 Januartage Schnee an der Messstation in Braunlage. 2018 und 2020 lag ebenfalls so gut wie kein Schnee. In 2019 und 2022 kam der Schnee in der zweiten Januarwoche. In diesem Jahr scheint selbst das laut Wetterberichten unwahrscheinlich.