A wie Akanthus: Das distelartige Blattornament schmückt seit etwa 2500 Jahren korinthische Kapitelle. In Bayern und Böhmen vergoldeten barocke Holzschnitzer den Blätterkelch des Acanthus spinosus und komponierten Akanthusaltäre mit biblischen Szenen, die in vielen Kirchen entlang der Goldenen Straße bewundert werden können. Bis heute hat sich diese Tradition mancherorts erhalten.
B wie Böhmischer Wind: „An der böhmischen Grenz‘ hat’s an Fuhrmo‘ erwaht …“, sangen die Altvorderen. Wenn in Tschechien ein Hoch regiert und in Bayern ein Tief sinniert, dann lässt der Druckausgleich den Böhmwind schon mal zur Orkanstärke anschwellen: „Dulijöh, dulijöh, dulijöh, duljöh – ganz recht is ihm gscheh‘n warum fahrt er so staad, dulijöh, dulijöh, dulijöh.“
C wie Choden: Die Chodové sind ein böhmisches Völkchen, das im Mittelalter von den Prager Königen zur Bewachung der bayerisch-böhmischen Grenze eingesetzt wurden. Bis heute pflegen sie vor allem rund um Domažlice/Taus eine reiche Volkskultur mit Dudelsack-Musik, prächtigen Trachten und ihrem eigenen Dialekt.
D wie Dientzenhofer: An ihm kommt die Goldene Straße nicht vorbei – die barocken Kirchen des Kilian Ignaz Dientzenhofer und seines Vaters Christoph (1689-1751, Prag) gehören zu böhmischen Dörfern wie Pestsäulen und Brückenheilige.
E wie Engelsgruß: Das in der Lorenzkirche zu Nürnberg freischwebende goldene Oval mit Maria und dem Erzengel Gabriel von Veit Stoß ist ein kunsthistorisch angemessener Auftakt unserer güldenen Tour.
F wie fränkische Kerwa: Natürlich gibt es mit Abstand die meisten Kirchweihfeste, also Kirwan, im Landkreis Amberg-Sulzbach: 130- mal treffen sich dort die Oberpfälzer Eingeborenen zum Aasinga, zur Baamwach und zum Zwiefachen. Aber auch die Franken lassen sich nicht lumpen: Das Vogelsuppenessen in Pommelsbrunn hat Kultcharakter. Mehr auf www.kirwa.net und www.kaerwa.com
G wie Goldene Bulle: Golden war nicht nur die Straße zwischen Nürnberg und Prag sowie die Reichtümer und Schätze der beiden Reichstädte, golden war auch das Siegel der Bulle – ein „kaiserliches Rechtsbuch“ – Kaiser Karls IV., eine Art mittelalterliche Verfassung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
H wie Jan Hus: Auf den Mann (1370-1415) aus dem südböhmischen Dorf Husinec bei Prachatice sind die Tschechen zurecht stolz – ein Jahrhundert früher als Martin Luther forderte der Reformator das katholische Establishment heraus und wurde dafür am Scheiterhaufen zu Konstanz, wohin er über die Goldene Straße wanderte, verbrannt.
I wie Ivan unter dem Felsen: Der Heilige Ivan, ein Einsiedler des 9. Jahrhunderts, soll sich einer Legende zufolge in einer Höhle unter einem Felsen niedergelassen haben, wo ihm Johannes der Täufer erschienen sei. Die Benediktiner ließen später an dieser Stelle ein Kloster errichten.
J wie Jan von Nepomuk: Das Standbild des Schutzpatrons der Bayern und Böhmen schmückt zwischen Nürnberg und Prag mehr Brücken als dieses Buch Seiten hat. Der böhmische Priester aus Pomuk bei Pilsen wurde Opfer einer kirchenpolitischen Auseinandersetzung zwischen König Wenzel IV. und dem Bistum. Zum landesweit verehrten Märtyrer avancierte er jedoch durch das Gerücht, der Herrscher habe ihn foltern und schließlich in der Moldau ertränken lassen, weil er das pikante Beichtgeheimnis der Königin nicht verraten wollte.
K wie Karl IV.: Der Erfinder der Goldenen Straße wird 1316 als ältester Sohn des böhmischen Königs Johann von Luxemburg und seiner böhmischen Frau Elisabeth, des letzten P?emysliden-Sprosses, geboren. Als Siebenjähriger wurde er an den Pariser Hof geschickt. 1346 wird er als Karl IV. von einem Teil der Kurfürsten zum Gegenkönig Ludwigs des Baiern gewählt, 1355 bestätigt ihn Papst Innozenz VI. als deutschen Kaiser. Als einer der bedeutendsten spätmittelalterlichen Herrscher machte er Prag zur Hauptstadt Europas und schuf eine neuböhmische Handelsstrasse nach Nürnberg.
L wie Liwanzen und andere Magentratzerl: Die böhmische Küche ist Teil
des bayerisch-böhmisch-wienerischen Feinschmeckerkulturkreises und imponiert mit Knoblauchsuppen, knusprigen Enten und Gänsen, deftigem Schweinebraten mit böhmischen Knödeln und Kraut, in Mohn panierten Schnitzeln und natürlich kunstvollen Mehlspeisen wie Liwanzen mit Schlagsahne und Blaubeeren. Das Rezept links stammt von Karen Eckhardt: http://www.tschechische-kueche.de/rezepte/
2. In der Schüssel Mehl, Milch, Ei, Salz und den aufgegangenen Ansatz zu einem dünnen Teig verarbeiten.
3. Den Teig zugedeckt gehen lassen, bis sich die Menge etwa verdoppelt hat.
4. In einer angefetteten Liwanzenpfanne die Liwanzen von beiden Seiten goldbraun backen. Falls keine Liwanzenpfanne vorhanden ist, kann man auch eine normale Pfanne benutzen.
5. Die fertigen Liwanzen mit Zimt und Zucker bestreuen. Wir servieren je nach Geschmack mit Sahne und Obst oder Obstkompott.
M wie Musik: „Aus Böhmen kommt die Musik“ weiß ein Volkslied und damit
ist nicht nur das Dreigestirn der tschechischen Klassik – Antonín Dvo?ák, Bed?ích Smetana, Leoš Janá