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Genialität gemessen in Hektolitern

Vom börsennotierten Großkonzern bis zum kleinen Craft-Beer-Brauer: Im Jahr 2016 lag die Anzahl der betriebenen Brauereien in Deutschland bei insgesamt 1.408. Viel Angebot bei sinkender Nachfrage bedingt einen seit Jahren immer krasser werdenden Konkurrenzkampf. Den zu bestehen erfordert Geschick.

Die im bayerischen Oettingen ansässige und familiengeführte Brauerei Oettinger steht gemessen an der Herstellung in Hektolitern seit Jahren unangefochten an der Spitze. Mit einem Ausstoß von rund 9,4 Mio. Hektoliter und damit knapp an der Vollauslastung seiner Werke zählt die Oettinger Gruppe zu den größten Bierbrau-Unternehmen in Deutschland. Jährlich werden ca. zwei Milliarden Flaschen und Dosen mit 15 unterschiedlichen Bier und Biermischgetränken abgefüllt. Auch nicht-alkoholische Erfrischungsgetränke
gehören zur Oettinger-Produktpalette. Darunter die Klassiker Apfelschorle und Limonaden, aber auch der ultimative Wachmacher Mate-Cola (“Doppelt gemoppelt pusht besser”) und die sogenannten “Fassbrausen” mit Mango- und Zitronengeschmack. Die alkoholfreie Brause auf Gerstenmalzbasis hat das Potenzial zum Kult zu werden.

Eine Kiste Oettinger Bier wird am 31.07.2014 vom Produktionsband der Fertigungsstrecke in der Oettinger Brauerei in Braunschweig (Niedersachsen) genommen. Niedersachsens größte Braustätte feierte 2014 die fünfjährige Zugehörigkeit zur Oettinger Brauerei GmbH.

Weglassen und Vereinfachen
Die Strategie des Global Players ist seit den 1970ern unverändert. Die Eigentümerfamilie Kollmar hat sich mit dem Aufkommen der Supermärkte für eine Strategie des Weglassens und Konzentrierens auf das Wesentliche entschieden, die sie mit Konsequenz bis ins Detail durchzieht. Beispiele? Auf den Kronkorken der Oettinger-Flaschen prangt kein Logo, denn das blau-weiße Etikett auf der Flasche genügt vollauf. Werbeeinblendungen des perfekten Bieres zu Fußball-Halbzeit? Wird es von Oettinger nie geben. Und es gibt auch keinen kostspieligen Spitzensportler mit Oettinger-Vertrag. Ein firmeneigener Fuhrpark? Zu teuer, stattdessen werden langjährige Kooperationen mit erfahrenen Logistikern gepflegt und die Produktion ist auf insgesamt vier strategisch günstige Standorte in Deutschland verteilt, was Wege und Kosten spart.

So klein das Werbebudget ausfällt, so üppig ist der Etat für innovative Produktion: Wer die neuesten Kniffs im Bierbrauen live sehen will, ist in den vier Produktionsstätten und zwei Logistikzentren von Oettinger an der richtigen Adresse. Effizienter und moderner kann Brau- und Abfülltechnik nicht sein, Verwaltung und Vertrieb können nicht schlanker organisiert werden. Genialität wird hier in Hektolitern gemessen.

Qualität und Image
Im Supermarktregal immer das günstigste Bier anbieten zu können, hat nicht nur Vorteile. Von manchen als “Billiganbieter” gebrandmarkt kämpft Oettinger darum nicht nur für seinen niedrigen Preis, sondern auch für seine Qualität geschätzt zu werden. Im Rahmen der Kampagne “Schenk den Vorurteilen ein” organisiert die Firma Blindverkostungen, bei denen es gilt, aus mehreren Bieren das Oettinger heraus zu schmecken. Was kaum gelingen wird, denn die 18 Biere der Firma bestehen auch im direkten Vergleich von Geschmack und Farbe.

Mit dem Siegel “Ohne Gentechnik”, das dem Verbraucher die Verwendung natürlich produzierter Rohstoffe verbrieft, unterstreicht Oettinger seit 2013 seine Wertschätzung für natürlich erzeugte Ressourcen. Auch das Betriebsklima scheint gut zu sein: Aktuell sind circa 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt. Ihre Betriebszugehörigkeit misst sich oft in Jahrzehnten und die Fluktuation bewegt sich nur im Promille-Bereich.

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