Berlin (dpa/tmn) – Das schnelle Geld, der Superjob, die Traumwohnung, ein Riesenerbe und natürlich die große Liebe: Betrügerinnen und Betrüger (Scammer) sind im Netz auf allen Kanälen mit vollmundigen Versprechen unterwegs. Und mitunter nutzen sie auch die Briefpost, um ihre Abzocke anzubahnen.
Man sollte immer dann skeptisch werden, sobald es um Geld geht, warnt Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Nämlich dann, wenn man Vorauszahlungen leisten soll um das Versprochene zu erhalten. Diese Masche ist auch unter dem Namen Nigeria Connection mit abenteuerlichen Geschichten rund um Prinzen und Goldschätze bekannt geworden.
Regel 1: Kein Geld an Unbekannte schicken
Grundsätzlich sollte man Menschen, die man nie persönlich getroffen und kennengelernt hat, niemals Geld überweisen oder auf sonstige Forderungen eingehen, raten die Kriminalisten als Faustregel.
Eine besonders perfide Form des Internetbetrugs ist der sogenannte Love oder Romance Scam. Dabei tummeln sich die Betrügerinnen oder Betrüger oft in sozialen Netzwerken, bei Partnerbörsen oder Dating-Apps. Dort täuschen sie die große Liebe vor und bringen ihre Opfer in emotionale Abhängigkeit. Ein Warnsignal: Treffen kommen nie zustande.
Soldat braucht Bares
Doch auf einmal gerät die große Liebe angeblich bei einer Geschäftsreise nach Westafrika in Geldnot. Da werden angeblich Barmittel für eine wichtige Operation des eigenen Kindes oder eines Angehörigen benötigt, die Person fabuliert von gestohlenen Koffern und Pässen oder jammert über angeblich ausstehenden Lohn oder unbezahlte Hotelrechnungen. Hier sind der Fantasie kein Grenzen gesetzt.
Während Love-Scammerinnen oft versuchen, ihre Opfer mit Fotos oder sexuellen Avancen um den Finger zu wickeln, geben sich Love-Scammer anders vor. Sie geben sich häufig als erfolgreiche Ärzte, als Soldaten oder Piloten aus, hat das Verbraucherschutzportal «Watchlist Internet» beobachtet.
Für ihre Profile kopieren die Kriminellen oft Bilder aus dem Internet. Wer die Fotos durch die umgekehrte Bildersuche von Bing, Google & Co schickt, kann ihnen unter Umständen auf die Spur kommen.
Ausland geht immer
Aber egal ob männlich oder weiblich: Die Kriminellen haben offenbar gelernt, dass sie besonders erfolgreich mit der Behauptung sind, ihr Alter Ego befinde sich im Ausland, erklären die Verbraucherschützer. In diesem Szenario greifen die Betrüger auch gerne zum Smartphone oder melden sich per Videocall, um die persönliche Bindung zu ihren Gunsten weiter zu manipulieren.
Irgendwann bittet dann in aller Regel der angebetete, angebliche Soldat im Auslandseinsatz um Bares per Geldtransferdienst, weil er ja gerade keinen Zugriff auf sein eigenes Erspartes habe. Dann sollten alle Alarmglocken läuten.
Vom Ausland ins Weltall
Vermuteter vorläufiger Love-Scam-Höhepunkt: Eine 65-jährige Japanerin geriet Ende Juni dieses Jahres beim Chatten in die Fänge eines Betrügers. Er gab vor, ein russischer Kosmonaut in der Erdumlaufbahn zu sein, wie das Tech-Portal «Gizmodo» berichtet.
Unter anderem mit Weltraumfotos und dem Versprechen, sie zu heiraten, sobald er wieder von der ISS zur Erde zurückkehrt, öffnete er Herz und Brieftasche der Dame. Seine absurde Behauptung: Im fehle das Geld für das Rückflugticket zur Erde.
Trotzdem überwies die verliebte Japanerin dem Bericht zufolge bereitwillig insgesamt 4,4 Millionen Yen (knapp 30 000 Euro) in fünf Tranchen – bis ihr wegen stetig weiter steigenden Geldforderungen des selbst ernannten Kosmonauten am Ende doch Zweifel kamen und sie die Sache bei der Polizei anzeigte.