Potsdam (dpa/bb) – Brandenburgs Gastronomen sind mit Blick auf die Buchungslage an Weihnachtsfeiern und Weihnachtsessen bislang verhalten optimistisch. «Bisher ergibt sich noch kein eindeutiges Bild, einige Häuser sind gut gebucht, andere haben kaum Anmeldungen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Land, Olaf Lücke.
Die Zurückhaltung der Gäste sei zwar nicht mehr so groß wie im vergangenen Jahr, als wegen der Corona-Situation viele fern geblieben waren, dafür bereiteten Gastronomen und Gästen in diesem Jahr andere Dinge Sorgen. «Die Lebensmittel- und Energiekosten sind drastisch gestiegen», sagte Lücke. Bei 40 Prozent der Gastwirte mache dies inzwischen einen Anteil von über zehn Prozent des Umsatzes aus – Tendenz steigend.
Bei einigen Häusern geht dem Dehoga-Hauptgeschäftsführer zufolge schon der Gedanke um, im Winter überhaupt nicht mehr zu öffnen. «60 Prozent der Unternehmen in der Branche haben inzwischen Existenzangst, so viel wie noch nie», erklärte Lücke. Wenn im Oktober die Kosten stiegen, bringe eine Gaspreisbremse ab März wenig. Hinzu kämen gestiegene Personalkosten aufgrund der Mindestlohnanpassungen und Unsicherheit bezüglich einer möglichen Maskenpflicht.
Die Kosten für Enten- und Gänsefleisch sind laut Lücke kräftig angestiegen. Das merkt auch Melanie Meißner, die mit ihrer Schwester Stephanie das Spree-Waldhotel Cottbus betreibt. «Vor allem bei Gänsen beobachten wir wöchentlich Preiserhöhungen», berichtete sie. Andererseits komme das Restaurant um die klassischen Weihnachtsgerichte mit entsprechender Preiserhöhung nicht umher, suche aber auch günstigere Alternativen für die Gäste.
Für Steve Hausmann, der in Perleberg (Landkreis Prignitz) das Hotel «Deutscher Kaiser» betreibt, ist die Alternative dieses Jahr Wild aus heimischen Wäldern. «Ich habe gute Kontakte zu umliegenden Jagdpächtern», sagte er. Regionale Produkte von kleinen Anbietern seien mittlerweile fast günstiger zu bekommen als die Klassiker von Großlieferanten. Neben Fisch bietet das Restaurant im «Deutschen Kaiser» an Weihnachten sowie zu Weihnachtsfeiern aber dennoch Ente an. 250 Vorbuchungen hat das Haus für die Feiertage bisher. «Vor Corona waren es sonst aber doppelt so viele», sagte Hausmann.
Ein besonderes Entenessen will Gastwirt Mujo Memedi, der in Wittstock (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) das mediterrane Restaurant «La Torre» betreibt, seinen Gästen dieses Jahr bieten. Für die Adventszeit steht Ente mit Livemusik an. Zu hören sein werden italienische Schlager aber auch das eine oder andere festliche Lied. Über die Festtage hat der Gastwirt geöffnet, aber nicht mehr allzu viele Tische frei, wohl gibt es aber noch Spielraum für Weihnachtsfeiern.
«Viele Unternehmen planen nach der erzwungenen Corona-Auszeit wieder verstärkt klassische Weihnachtsfeiern», sagte Oliver Panne von der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB). Offenbar gebe es den verständlichen Wunsch nach Normalisierung. Entsprechend würden Hotels und Gaststätten wieder deutlich stärker für Weihnachtsfeiern gebucht. «Wir nehmen wahr, dass es in vielen Unternehmen einen starken Wunsch nach persönlicher Begegnung gibt.»
Gleichzeitig sorge die konjunkturelle Entwicklung aktuell für Verunsicherung bei den Unternehmen. «Vor diesem Hintergrund gibt es Risiken für eine Normalisierung mit Blick auf Weihnachtsfeiern», betonte der UVB-Sprecher. Dazu zählten eine mögliche Verschärfung der Maskenpflicht, die stark angestiegenen Energiekosten und Preissteigerungen infolge der anhaltenden Inflation.
«Wir gehen davon, dass sich die höheren Energiepreise im kommenden Jahr noch deutlicher bemerkbar machen und dann auch auf das Buchungsverhalten bei festlichen Aktivitäten der Unternehmen durchschlagen werden», sagte Oliver Panne. Eine Verschärfung der Maskenpflicht würde mit großer Sicherheit noch in diesem Jahr zu kurzfristigen Stornierungen bei Feierlichkeiten der Unternehmen führen.